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2486 Wispern des Hyperraums

2486 Wispern des Hyperraums

Titel: 2486 Wispern des Hyperraums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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die Nebel keine zwei Lichtjahre auseinander lagen, hatte eine Sonne wohl die andere mit in den Untergang gerissen.
    Der Weltraum, wie er sich mir jetzt bot, erschien mir völlig andersgeartet. Geradezu erschreckend.
    Ich massierte mit zwei Fingern meine Augenwinkel - der Eindruck blieb. Eine düstere, von Wunden zerrissene, zerfurchte Masse. Das war beileibe nicht der leere Raum, als den normale Holowiedergaben ihn zeigten, das war ein sterbender Organismus. Ein waidwundes Tier, das nicht mehr die Kraft hatte, sich zu erheben.
    Seine Haut war von Maden und Würmern angefressen. Die entzündeten Wundränder waren mit dickem Schorf verklebt. Wo sich großflächige Entzündungsherde ausgebreitet hatten, ging das Gewebe in Verwesung über. Mikroben und Bakterienkolonien trugen die Vergiftung weiter.
    Ich sah einige Sonnen und Planeten, die noch in leidlich gesund erscheinendes Gewebe eingebettet waren, doch die weitaus größte Population war unverkennbar dem Verfall preisgegeben.
    Inmitten eines großflächigen Wundbrands, der sich wie mit Spinnenfingern nach allen Seiten ausbreitete, steckte das goldene Gleißen. Es pulsierte leicht.
    Ein Hemmhof umgab den Kosmischen Messenger. Ausgefranst und unregelmäßig, aber das goldene Leuchten breitete sich aus.
    Die Anspannung war mittlerweile von mir abgefallen. Ich schaute mich um, sog begierig alle Eindrücke in mich auf und bedauerte, dass ich nicht über ein fotografisches Gedächtnis verfügte. Die Sternenfülle der galaktischen Hauptebene versperrte mir den Blick auf die andere Seite, dorthin, wo der zweite Messenger wohl ebenfalls seine Tätigkeit aufgenommen hatte.
    Der Hof um »meinen« Messenger war merklich größer geworden, als ich mich wieder Ba-Lekatusch widmete. Das goldene Leuchten breitete sich aus. Wie eine Flutwelle vom Meer her in Flussmündungen eindringt, diese überschwemmt und sich weit ins tiefe Land hinein ausdehnt, so war auch das goldene Leuchten. Es flutete an eben erst absterbendem Gewebe entlang und ließ neue Verbindungen entstehen.
    Was ich für Adernstränge hielt, waren höchstwahrscheinlich Abschnitte des Psionischen Netzes, das Hangay durchzog. Ich fragte in dem Moment nicht, welcher Mechanismus mir die Analogie biologischen Lebens vorgaukelte - ich verstand, was geschah. Große Thromben verstopften die Adern, die an einigen Stellen aufplatzten und Wolken von Blut ins umliegende Gewebe entließen - übergeordnete Energieformen des Psionischen Netzes, das in diesem Zustand dem Anschwellen des Vibra-Psi Vorschub leistete.
    Ich sah, dass die hochfrequenten Energien des Messengers die ersten Adern durchpulsten. Die Gerinnsel lösten sich auf, Geweberisse schlossen sich wie im Zeitraffertempo.
    Halb Ba-Lekatusch war mittlerweile von dem goldenen Leuchten erfasst. Der Messenger gab diesem Sektor von Hangay die Ordnung zurück. Hunderte Sonnen drohten plötzlich nicht mehr unter Schorf und Verwesung zu ersticken.
    Der Messenger war wie ein übergeordnetes Antidot gegen die infektiösen Wunden der Chaosphysik.
    Stundenlang starrte ich nun schon mit wachsender Faszination in dieses »Planetarium« des Weißen Saales. Der heilende Einfluss des Messengers griff bereits nach den umliegenden Sektoren. Aus völlig subjektiver Warte heraus wurde ich Zeuge, wie eine Woge von Ordnungsphysik die Proto-Negasphäre überrollte.
    Ich erlebte die Reprogrammierung der Parameter des Psionischen Netzes, die ein geordnetes Leben ermöglichten. Mit vieltausendfacher Lichtgeschwindigkeit verbreitete sich die Heilung in Hangay.
    Wo die Energie des Messengers auf die Wunden der Chaosphysik traf, blieb ein sanft pulsierendes, sich rasch regenerierendes Gewebe aus Raum und Zeit zurück.
    Ich war nur in meine Betrachtungen vertieft gewesen. Deshalb ließ mich die Berührung heftig zusammenzucken.
    *
    Ich blickte auf ein starres Maskengesicht. Verzerrt spiegelte sich das goldene Leuchten des Messengers darin. Im ersten Moment erwartete ich, farbige Blitze aus den Maskenschlitzen hervorstechen zu sehen, doch das Cappinfragment verhielt sich überraschend ruhig.
    Kann der Messenger auch Alaskas Problem beseitigen?
    Der Gedanke flammte auf und erlosch ebenso schnell wieder.
    »Das ist es also!«, sagte der Maskenträger zögernd und schwieg danach eine Weile. Ich war mir sicher, dass er wie ich nach dem zweiten Messenger Ausschau hielt.
    »Du bist bereits lange aus der Realität draußen verschwunden, Perry.«
    »Es fühlt sich an wie fünf oder sechs Stunden.«
    Alaskas

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