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2486 Wispern des Hyperraums

2486 Wispern des Hyperraums

Titel: 2486 Wispern des Hyperraums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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hagere Gestalt straffte sich. Ich war mir durchaus bewusst, dass ich meiner Verantwortung für die JULES VERNE nicht nachkam. Andererseits hatten wir eine perfekte Führungscrew, die mich nicht brauchte, um Probleme zu lösen.
    »Nicht ganz so lange. Ich habe den Saal eineinhalb Stunden nach dir betreten«, sagte Alaska. »Das war vor ungefähr zehn Minuten.«
    »Die Retroversion wird bald ganz Hangay erfasst haben.«
    »Mondra glaubt nicht daran.«
    »Und du?«
    Alaska schwieg.
    »Ich hatte ebenfalls Zweifel«, gestand ich ein. »Aber was ich hier sehe, ist eine überzeugende Umsetzung.«
    »Mondra macht sich Sorgen. Sie wollte dir folgen, aber der Saal hat sie abgewiesen.«
    Ich sah Alaska an. In dem Moment fragte ich mich, ob er mehr wusste. Doch die Maske verbarg jede Regung.
    »Varantir ist ebenfalls gescheitert.« Schwang ein Hauch von Genugtuung in seiner Stimme mit? Ich war mir nicht sicher. »Erst hat Varantir sich gesträubt, dann wollte er wissen, was mit dem Saal ist. Ich denke, er ist fasziniert davon.«
    »Aber eingestehen würde er das nie«, sagte ich.
    »Ekatus Atimoss hat es ebenfalls nicht geschafft. Ich glaube ... dass sich der Saal wirklich mit dem Einflug in Hangay verändert hat.«
    »Und dass ihn nur betreten kann, wer   ein   Kosmisches   Bewusstsein
    hat?«
    Alaska nickte zögernd.
    »Es ist so.« Ich glaubte nicht, dass ich ihn erst davon überzeugen musste. Alaska war sich dessen bewusst, dass er in kosmischen Bahnen dachte. Ich bildete mir ein, ebenso wenig Probleme damit zu haben. Ansonsten kamen weder Gucky noch Mondra dafür infrage. Von all meinen Weggefährten würde wohl einzig noch Atlan Zutritt erhalten. Bully wahrscheinlich nicht.
    Unter diesem Aspekt betrachtet: Was war der Weiße Saal wirklich?
    Ich sah ihn inzwischen als ein Instrument, das es Wesen mit einer gewissen Persönlichkeitsstruktur ermöglichte, kosmische Ereignisse zumindest aus subjektiver Warte zu beobachten. Ereignisse, die sich sonst jedem Erklärungsversuch entzogen. Was Curcaryen über uns Wesen von diesseits der Materiequellen gesagt hatte, war sicher gar nicht so falsch gewesen.
    Der Weiße Saal würde uns wohl niemals die präzisen Daten geben, auf die wir Menschen im Allgemeinen so sehr fixiert waren. Er lieferte jedoch Vorstellungen und Verständnis und vor allem einen Einblick in kosmisches Geschehen.
    Ich war überzeugt, dass jeder, der an diesem Platz stand, die Dinge auf seine eigene individuelle Weise wahrnahm. Alaska sah die Retroversion möglicherweise anders, als sie vor mir vorüberzog. Aber wie auch immer: Jeder erkannte die Wahrheit.
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte der Maskenträger. »Siehst du den zweiten goldenen Schimmer? Sie werden sich bald vereinen.«
    Weit entfernt, auf der anderen Seite von Hangay, bemerkte ich ebenfalls die Veränderungen. Kein Zweifel, dort lag der Sektor Ardibi-Grachay. Der zweite Messenger hatte seine Tätigkeit aufgenommen.

Immer drängender fragte ich mich, wohin das dritte energetische Potenzial verschlagen worden war. Und wo steckte der Nukleus? Ich zweifelte nicht daran, dass wir beide an einem Ort finden würden.
    Trotzdem durfte ich nicht noch mehr Zeit am Stück im Weißen Saal verbringen. Ich hatte hier mehr erfahren, als ich je zu hoffen gewagt hätte.
    *
     
    Der Ortungsalarm hallte durch den Korridor, kaum dass Alaska und ich den ehemaligen Ausweichkonferenzraum verlassen hatten. Wir liefen sofort los, ohne die mit Messungen beschäftigten Wissenschaftler zu beachten.
    Auf Deck 11-1 betraten wir die Zentrale auf dem COMMAND-Level, über den Ringgang backbord. Mondra erwartete uns schon. Ich spürte eine ungeheure Anspannung. Jeder in der Zentrale schien den Atem anzuhalten.
    Auf den ersten Stufen der zur Galerie hinaufführenden Treppe blieb ich stehen. Im Haupt-Hologlobus hatten sich soeben mehrere Darstellungsbereiche verändert. NEMO generierte eine Gesamtwiedergabe aus den Daten der Hyperortung und der Kantorschen Ultra-Messwerke.
    Trotz des anhaltenden Hyperorkans und der Verzerrungen, die von zwei nahen Tryortan-Schlünden ausgingen, war die Darstellung einigermaßen gut. Aber das, was sie zeigte, war beängstigend.
    Vor wenigen Stunden hatte ich mit einer solchen Entwicklung gerechnet, doch mittlerweile nicht mehr. Ein Albtraumszenario wurde wahr.
    Zwei Objekte zeichneten sich ab, mit denen die JULES VERNE besser nicht
    aneinandergeriet: Kolonnen-MASCHINEN.
    Ihre Form war unverkennbar. Jeweils zwei an den Polen gekoppelte

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