2487 - Die String Legaten
Gewalt standen.
Unsinnige Befehle potenzierten die Zerstörung und das Chaos in GLOIN TRAITOR. Tausende Aggregate wurden fehlgeschaltet. Manche explodierten, andere störten für die Bordroutine entscheidende Rechenoperationen.
Dann feuerten die ersten Soldaten aus schwerem Geschütz. Bomben explodierten.
Gleiter drangen in den Hangar ein und jagten zerstörerische Energien gegen den Weltweisen.
Die Weltkugel zerbrach, die Energien ihrer Hülle verpufften. Wassermassen schwappten in den Hangar, und einen Augenblick lang hing das Krakengeschöpf in der Luft, schnappte mit seinem Mund, wirbelte mit seinen Greifarmen. Der Körper des Weltweisen vermischte sich mit dem Trümmerstaub seiner Weltkugel.
Dann zerplatzte der uralte Körper unter einem Dutzend Feuerstößen.
Ein Konvertergeschütz zertrümmerte den Versorgertrakt. Feuer und Tod rasten durch die Schaltzentrale. ESCHERS Hardware schmolz.
Laurence Savoire erlebte seinen letzten Augenblick und vereinte sich ein letztes Mal mit den anderen Prozessoren, fühlte die Herrlichkeit und Weite der Hyperdim-Matrix.
Der Hauptreaktor explodierte. Die Gedankenkammer wurde in ihre Atome zerblasen.
Dunkelheit fraß sich aus der Tiefe des Lichts. Ein Geschwür aus Schwärze verschlang alles. Die nicht stoffliche Hyperdim-Matrix löste sich rasend schnell auf. Der Himmel verging. Die leuchtenden Fäden verdorrten und rieselten als Staub in die Tiefe.
ESCHER und der Weltweise waren nicht mehr.
Die Prozessoren verwehten. Laurence Savoire sah Schwärze und ...
10.
Laurence Savoire (?):
Sein oder Nicht-Sein
Schwärze und das Nichts.
Er wusste, dass im Hangar von TRAI-COON 06-202a alles in atomarer Glut verging. Sämtliche stofflichen Teile von ESCHER und dem Weltweisen existierten nicht mehr.
Und doch dachte Laurence Savoire, also war er noch immer.
Irgendwann verstand der ehemalige Erste Kybernetiker. Der Geist des Weltweisen war nicht mit seinem Körper vergangen. Im Verlauf eines nicht messbaren Bruchteils einer Sekunde war aus dem Weltweisen etwas Neues geworden, eine übergeordnete Wesenheit.
Der WELTWEISE war keine Superintelligenz, auch wenn er deren Potenzial besaß. Ihm fehlte die Mächtigkeitsballung, über die er gebieten konnte.
Als erste Handlung hatte er die Prozessoren in sich aufgenommen, die körperlos wie er selbst waren. Er hatte die mentalen Potenziale in sich aufgesaugt und sie zu einem Teil seiner selbst werden lassen.
Was er war, wusste der WELTWEISE nicht, aber er war frei. Frei, um in einem nicht mehr begrenzten, wundervollen Kosmos Glück und Weisheit zu suchen.
Durch feste Wände, durch die hyperphysikalischen Schutzwände trieb
der WELTWEISE ins Freie. Die fürchterlichen Gewalten des gigantischen Schwarzen Lochs Athaniyyon tobten rund um ihn. GLOIN TRAITOR schwebte mitten in diesen Gewalten, die Flankenabschnitte waren in den Hyperraum entrückt.
Der WELTWEISE jagte mit nicht fassbarer Geschwindigkeit durch den Mahlstrom der Akkretionsscheibe, vorbei an den Sternen, die in den dunklen Schlund gesogen wurden.
Vor ihm schimmerte die wundersame höherdimensionale Barriere des Kernwalls Hangay. Nicht einmal jetzt verstand der WELTWEISE die Natur des Walls, nicht einmal jetzt konnte er ihn durchdringen. Dies stellte die erste Begrenzung seines neuen Daseins dar, der viele weitere folgen würden.
Der Kernwall begann zu flimmern. Über die gesamte Mantelfläche jagten starke Schwankungen der Intensität. Er erlosch nicht, doch er ging in einen Oszillationsmodus über.
Das also sind die Folgen von ESCHERS Manipulation, das ist das Ergebnis meines Lebens, dachte Laurence Savoire, dachte Pal Astuin, dachte Merlin Myhr, dachte der Funke des Nukleus, dachte Wilbuntir Gilead, dachte Sybel Bytter, dachten all die Prozessoren und dachte der WELTWEISE.
Der Effekt wuchs.
Der WELTWEISE fragte sich, ob dieses Geschehen ihn noch etwas anging. Hatte er seinen Beitrag nicht geleistet?
Ihm stand die Freiheit der Wahl offen. Der Kernwall, die Retroversion der Ne-gasphäre ... war das noch seine Sache? Warum nicht an einen stillen Ort gehen,
weit entfernt von GLOIN TRAITOR und dem Schwarzen Loch, irgendwo in der Kernzone, und abwarten, bis alles vorüber war?
Ein Stichwort blitzte in ihm auf: Beobachten. Beobachten und abwarten.
Und fliegen ...
Epilog
Kalbaron Unkaruch musterte ein Dutzend Holos gleichzeitig. Die ständigen, fließenden Bewegungen des Awour wurden hektischer. Und doch war jede einzelne von ihnen sinnlos. Er
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