2487 - Die String Legaten
Auch gab es keine für ihn hinterlegte Botschaft.
Also schloss er die Augen und versank in seinen Gedanken.
Irgendwann stoppte der Koffter, und die Luke öffnete sich. Savoire schreckte auf und fühlte bleierne Schwere im Kopf. Hatte er geschlafen? Er stieg aus und stellte unendlich erleichtert fest, dass er sich tatsächlich vor dem Weltweisen befand.
Der Einstieg in den Versorgertrakt unterhalb der Weltkugel stand offen.
Nur beiläufig warf der Erste Kybernetiker einen Blick auf das krakenartige Wesen, das ruhig wie immer inmitten der Weltkugel schwamm. Ihm war nicht anzusehen, ob es erregt war oder welche Gefühle auch immer es empfand.
Savoire eilte in ESCHERS Schaltzentrale. Kaum dort angekommen, ertönte die Stimme der Parapositronik.
»Alles steht bereit. Der Angriff wird in wenigen Augenblicken starten. Die T-Prognostiker haben die fehlenden Daten errechnet, auch wenn ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt. Die Vorbereitungen laufen. Wir haben nur auf eines gewartet.«
Auf seltsame Weise rührten diese Worte Savoire im Innersten an. »Auf mich?«
»Du bist der Erste Kybernetiker. Ohne dich bin ich nicht vollständig. Und ich muss es sein, wenn es zu Ende geht. Sieh her.«
Über dem Kommunikationspult baute sich ein Holo auf, das ein Spiegelfeld von fünf Metern Höhe zeigte. Darauf wechselten sich in rasender Geschwindigkeit Bilder ab; so schnell, dass Savoire keines davon erkennen konnte.
»Die String-Legaten befinden sich im Nachbar-Fort«, erklärte ESCHER. »Sie nähern sich in beträchtlicher Geschwindigkeit. Welchen Spuren sie folgen, vermag ich nicht zu sagen. Noch wenige Minuten, und sie werden unseren TRAICOON 06-202a erreichen. Wie lange sie danach noch benötigen, unseren Hangar ausfindig zu machen, kann ich nicht sagen. Den Prozessoren fehlt jegliche Vergleichsmöglichkeit. Selbst die T-Prognostiker können keine Daten einbringen.«
Savoire stellte keine weiteren Fragen, sondern eilte in Richtung der Gedankenkammer. Nun würde sich also zeigen, welchen Wert die quasiprophetischen, prognostizierenden Fähigkeiten der 5-D-Mathematiker besaßen, wenn sie in der Hyperdim-Matrix arbeiteten.
»Ich werde den Elementar-Quintadimtrafer nicht abschalten können«, sagte die Parapositronik, als Savoire den weißblau illuminierten Saal der Gedankenkammer erreichte.
An den Wänden standen 64 kokonartige Behälter. Savoire erinnerte sich genau an den Augenblick, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. An die Faszination, die von dem Anblick der Menschen ausgegangen war, die in den Behältern lagen und über SERT-Hauben mit ESCHER verbunden waren; die stundenweise ihre Gedanken zur Verfügung stellten; die sich in der Hyperdim-Matrix miteinander koppelten und ihre Gedankenkraft im Verbund potenzierten ...
»Statt einer Abschaltung«, fuhr ESCHER fort, während Savoire zu einem der Behälter ging und die transparente Haube zur Seite klappte, »kann ich den Trafer in einen anderen Funktionsmodus versetzen.«
Savoire legte sich auf die Liege innerhalb des geöffneten Kokons, griff nach der SERT-Haube.
»Ein Modus, der eigentlich für die Test-und Aufbauphase von Kernwall und Grenzwall gedacht ist.«
Er fühlte das Metall der Haube. Es ist so weit. Endlich.
»Diesen Testmodus werde ich mit meinen Mitteln fehlsteuern können.«
Die Haube umschloss seinen Kopf.
»Welche Wirkung dies letztlich nach sich ziehen wird, ist .«
Die Verbindung war perfekt. Laurence Savoire verlor den Kontakt zu seinem Körper.
*
Leuchtende Weite.
Die Herrlichkeit purer Information.
Er war zurück.
Zurück in der Matrix.
Zurück zu Hause.
Leuchtende Fäden wimmelten im Datenhimmel, und er wusste, dass es die Erscheinungsform der T-Prognostiker war. Wie die anderen sich in dunklen Mulden drehten, so schwebten die Cyborg-Bewusstseine und ...
Savoires Geist erschauerte. So vieles geschah gleichzeitig.
Zum einen, ganz am Rande, wusste er von einem Augenblick zum anderen, was ESCHER ihm auf akustischem Weg nicht mehr hatte mitteilen können. Auch die Parapositronik konnte nicht errechnen, was genau die Manipulationen des Testmodus bewirken und welche Auswirkungen sie auf den Grenzwall und den Kernwall nach sich ziehen würden.
Der Countdown hatte längst begonnen. Der Angriff auf fünfdimensionaler Ebene startete jetzt.
ESCHER erhoffte sich einige Stunden, bis die Manipulation rückgängig gemacht werden konnte. Eine Zeitspanne, die Perry Rhodans Truppen und dem Nukleus der Monochrom-Mutanten reichen musste.
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