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2488 - Hinter dem Kernwall

2488 - Hinter dem Kernwall

Titel: 2488 - Hinter dem Kernwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dein eigenes Urteil.«
    »Na schön. Es kann nicht so schlimm sein, wie du tust.«
    »Es ist nicht schlimm. Sondern kompliziert.«
    Schweigen.
    Dann: »Warum redet man immer nur über weibliche Bautio und niemals über deren Männer?«
    Rhodan lächelte und nahm Mondra an der Schulter. »Dieses Thema, meine Liebe, ist noch viel komplizierter ... «
    Der Friedensfahrer
    Da war die heimatliche Stadt. Schon vor Jahrtausenden hatte sie die oberste Schicht des Planeten weggefressen. Abgenagt. Auf einen Außenstehenden hätten die Gebäude, die sich bis zum Horizont aneinanderreihten, wie Hochhäuser gewirkt.
    Doch der Eindruck trog, das Gegenteil war der Fall. Wer das Privileg besaß, im Ersten Stock - also in der obersten Wohneinheit - zu residieren, blickte hinab auf mehrere zehntausend Jahre ununterbrochener Grabungsgeschichte. Die Kauloplaste hatten sich hinabgegraben, immer tiefer, durch den Basalt und Schiefer dieser schaurig-schönen Welt.
    Bylilin war stets privilegiert gewesen. Die Jugend unbeschwert, die Erziehung großartig. Im Gegensatz zu vielen anderen hatte er die Wahl gehabt zwischen Licht und Schatten. Seine Freunde und Bekannten hingegen hatten das Erbe ihrer Vorfahren antreten müssen und waren in den Frondienst gezwungen worden.
    Irgendwann waren fremdartige Raumschiffe gelandet und hatten die Angehörigen seiner Generation mit sich genommen. Um sie irgendwo gezielt auszubilden und als Figuren in diesem seit frühester Vorzeit andauernden Spiel zu verwenden ...
    Bylilin brach den Traum ab. Er hatte die Erinnerungen satt. All diese Bilder aus seinem Gelege - sie schmerzten zu sehr. Das Geschrei und Gekreische der Verschleppten. Die Unbarmherzigkeit der Androiden, die ihre Aufgabe erledigten, ohne eine Regung zu zeigen. Das hässliche fauchende Geräusch startender und landender Raumfähren.
    Und wozu? Um die Kauloplaste in irgendwelchen weit entfernten Regionen gegen die Angehörigen der jeweils anderen Seite antreten zu lassen!
    Irgendwann waren die Hohen Mächte der Dienste der Kauloplaste überdrüssig geworden. Bylilin hatte vom Untergang seiner Heimat gehört. Später, als er bereits mit Chyndor in Kontakt gewesen war ...
    Er erinnerte sich an die Geschichte von den beiden Gelegebrüdern, die entgegen allen mathematischen Gesetzen aufeinandergetroffen waren und den Ausgang einer Schlacht zwischen Gut und Böse unter sich hatten ausmachen müssen. Eine Legende, gewiss. Doch sie wirkte versinnbildlichend. Die Kauloplaste waren Diener zweier Herren, und nur die wenigsten von ihnen besaßen das Recht auf einen freien Willen.
    Bylilins Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, die nicht minder grässlich als seine Reminiszenzen war. Er igelte sich in der ZARACC ein. Seine Sensibilität erwies sich in diesen Stunden als Belastung.
    Der Kernwall Hangay mit all den gut spürbaren Pervertierungen gesunder Lebensumstände setzte ihm mehr zu, als ihm recht war. Unter normalen Umständen hätte er den Schmerz und die Verwirrung wie eine alte Haut abgelegt und hätte möglicherweise mithilfe des Spürfraßes sogar Kraft aus all dem Negativen gewinnen können, das ihn umgab.
    Doch der Kauloplast fühlte bloß Leid und Furcht.
    Bylilin hatte sich einer kleinen Gruppe von Friedensfahrern angeschlossen, die sich abseits der als optimal eingeschätzten Korridore durch den Kernwall kämpften. Er wollte und durfte keine Schwächen zeigen. Der Ohnmachtsanfall auf N'jabo-Sant war ihm als Peinlichkeit ersten Grades in Erinnerung geblieben. Ein Kauloplast verlor niemals die Nerven. Er strahlte Stärke wie Selbstbewusstsein aus, und er suchte stets die Herausforderung. So sagte man, so forderte es der Mythos.
    Dabei fiel ihm derzeit selbst das Atmen schwer ...
    »Du benötigst eine weitere Sandstrahlung«, teilte ihm die stets aufmerksame ZARACC mit.
    »Ich weiß.« Bylilin wand sich unwohl hin und her. »Aber nicht jetzt. Nicht hier. Ich möchte wissen, wie sich der Kernwall anfühlt. Damit ich seine Effekte in Zukunft besser bekämpfen kann.«
    »Du riskierst dein Leben«, mahnte das Schiff, diesmal eindringlicher. »Ich bin mir sicher, ich könnte eine bessere und vor allem raschere Passage durch diese Zone finden.«
    »Wir bleiben im Verbund mit den anderen«, beharrte Bylilin. Keine Schwäche zeigen. Immer als gutes Beispiel vorangehen. Ein Vorbild sein ...
    Die ZARACC schwieg. Er hatte ihren Widerspruchsgeist über all die Zeit, da er nun schon als Friedensfahrer fungierte, so gut wie möglich eingedämmt. Er

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