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2488 - Hinter dem Kernwall

2488 - Hinter dem Kernwall

Titel: 2488 - Hinter dem Kernwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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benötigte niemanden, der ihm sagte, was er tun oder lassen sollte.
    Der Kauloplast fühlte ein Nest der Obszönität. Unweit von hier befand sich ein Raum-Zeit-Router. Er konnte ihn nicht sehen; doch es genügte, die widerliche Ausstrahlung seiner Bewohner zu spüren. Der Spürfraß reagierte heftig auf dieses Amalgam an falschen und verdrehten Gedanken.
    Er meldete die Wahrnehmung an seine Begleiter weiter und gab eine Empfehlung ab, den gewählten Kurs ein klein wenig abzuändern. Joso Karn Saba Oft, das Verbundwesen mit dem geteilten Rumpfkörper und den vier krakenarmähnlichen Handlungsgehirnen, folgte seinen Anregungen kommentarlos. Bylilins famoses Gespür war in den Reihen der Friedensfahrer hinlänglich bekannt.
    Das neblige Einerlei des Weltalls gewann allmählich wieder an Konturen. Bald hatten sie den Kernwall hinter sich gelassen, und ebenso bald würden sie einem Feind gegenübertreten, mit dem es die Friedensfahrer nie zuvor zu tun gehabt hatten.
    Gegenübertreten ...
    Dieses Wort schmeckte seltsam in seinen Lamellen. Die Friedensfahrer hatten Schwächeren geholfen, wo auch immer es ihnen möglich gewesen war. Doch mit dem Auftauchen dieses jungen Sandwirblers namens Kantiran hatte sich alles geändert. Neutralität war durch Aktivität ersetzt worden.
    Bylilin ließ sich heiße Luft zufächeln. Es fiel ihm schwer, mit all den Änderungen umzugehen, die der Bund der Friedensfahrer derzeit durchmachte. Über die Jahrtausende eingebürgerte Konventionen ließen sich nicht mit einem einzigen Körperschlängeln aus dem Reibsand wischen.
    Die Grenze des Kernwalls war erreicht. Der Kauloplast spürte es, bevor er es auf den Schirmen sah. Freier, von keinerlei chaotischem Müll gesättigter Raum erwartete ihn ...
    Oder?
    Er hätte es wissen müssen. Schaudernd zog Bylilin den Körper zusammen und rollte sich unbehaglich ein.
    Das Vibra-Psi - es strahlte enorm stark, und es würde ihn weiter schwächen.
     
    8.
    Intermezzo
    11-1-28. Ein Ausweichkonferenzraum, ursprünglich mit Kommunikationstechnik vollgestopft, seit einigen Tagen als »Weißer Saal« bekannt. Als Ort, an dem man Kosmische Weisheit an Leib und Seele spüren konnte -wenn man das dafür notwendige Verständnis aufbrachte.
    Alaska Saedelaere und Perry Rhodan waren die bislang einzigen Personen an Bord der JULES VERNE gewesen, die den Saal nutzen konnten. Weder Gucky noch Icho Tolot hatten es geschafft, den Raum zu ... verstehen. Sie waren gut, aber nicht gut genug, so schien das Urteil des Saals zu lauten.
    Die   Besatzungsmitglieder   der JULES VERNE mieden jene Gänge, die zu 11-1-28 führten. Auch wenn der Raum nicht mehr als 40 Meter von der Raumschiffszentrale entfernt lag - die meiste Zeit des Tages blieb er menschenleer. Posbis patrouillierten dort; ab und an ließen sich Wissenschaftler oder Techniker blicken. Sie nahmen Untersuchungen vor, mit eingezogenen Schultern, geradezu hastig und ängstlich, bevor sie sich so rasch wie möglich wieder entfernten.
    Fast jedermann fühlte sich in der Nähe des Weißen Saals ... unwohl. Minderwertig. Schwach.
    War es das Vibra-Psi, das diese Gefühle verstärkte, oder wuchs die Kraft, die vom Weißen Saal ausging, weiter an?
    Der hohle Klang eines Roboters im typischen Stelzschritt verklang gerade um die Ecke, als jemand erschien. Ein riesiger Insektoide materialisierte. Er bewegte sich geschmeidig von einer Seite des Ganges zur anderen. Er wirkte dürr und zerbrechlich. Drei facettierte Augenstreifen, die sich übereinander gelagert um die Front des hageren Schädels zogen, leuchteten blau bis violett im Schein der Beleuchtungskörper.
    Der Insektoide sah sich interessiert um. Sein Oberkörper beugte sich weit in Richtung des Weißen Saals, als fühlte er sich von dort angezogen, während die chitingepanzerten Beine unbewegt blieben.
    Er ... schnüffelte.
    Alles an ihm vermittelte diesen Eindruck. Nichts schien ihm zu entgehen. Er sammelte Informationen, in seiner ruhigen, wortlosen Art, registrierte sie, beurteilte sie. Manche Dinge wie zum Beispiel winzige Staubkörnchen, die durch den Gang flirrten, erregten seine Aufmerksamkeit. Anderes wie zum Beispiel sich unter Einfluss von Elektromagneten ständig verändernde Metallspanbilder entlang der Seitenwände interessierte ihn keinen Deut.
    Der Insektoide knickte in den Gelenken an Armen und Beinen leise knacksend ein und streckte sich wieder durch, als wollte er mithilfe einiger Kniebeugen den Körper entspannen. Auch diese Bewegungen wirkten

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