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2490 - Die dunklen Gärten

2490 - Die dunklen Gärten

Titel: 2490 - Die dunklen Gärten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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häufiger erzählten sie von ihren Reisen zwischen den Sternen; ihrem ersten Ausflug mit dem Antigravgenerator, dem bangen ersten Durchgang durch eine Transmitterstation, von Terra und Venus, von Titan und Ganymed, von Diakat, Plophos und Ferrol.
    In der milden Brise des Vergangenheitswindes erzählten sie Kindheitsgeschichten, Geschichten voller Spielzeug, geliebter Tiere, unschuldiger Abenteuer, von einer Mutter, die, oder einem Vater, der eine Nacht an ihrem Bett durchwachte. Sie erzählten von den ersten und letzten Malen, da sie den Duft ihrer Geliebten eingeatmet hatten. Von Verlusten. Vom Leid. Von der Verzweiflung am Rand der Gräber. Wie sie sich, vernichtet, im Elend, aufgerafft hatten, um ihr Glück zu suchen und darum zu kämpfen.
    Dieses Glück, das, wie jedermann weiß, gleich hinter dem Horizont liegen musste.
    Um das man kämpfen musste wie um nichts anderes in der Welt.
    Die Statuen sprachen: »Votieren die neuen Stimmen dafür, aufzubrechen?«
    Savoire sah auf und alle Prozessoren mit ihm. Der Himmel hatte sich geöffnet wie eine Blüte. Die Sonne war fort.
    GLOIN TRAITOR lag im Feuer der vereinigten Flotten. Hunderttausende Einheiten der Kolonne warfen sich den Terranern und den Friedensfahrern entgegen. Noch herrschte zwischen beiden Seiten eine Balance.
    Aber die Nadel des Chaos schöpfte unvorstellbare Energien aus ihren dunklen Gärten. Immer neue Verbände TRAI-TORS materialisierten in der Nähe des Schlachtfeldes, sondierten, unterstellten sich dem Kommando des zuständigen Kalbaron. Gingen in Kampfformation, beschleunigten, griffen ein.
    »Sie werden untergehen«, mahnte der WELTWEISE. »Der Grenzwall schließt
    sich. Votieren die neuen Stimmen dafür, aufzubrechen?«
    *
     
    Die letzte Zone der Auslöschung verschwand. GLOIN TRAITOR hatte den
    Grenzwall vollständig restauriert.
    Der WELTWEISE ging ein wenig auf Abstand zur Akkretionsscheibe. Innerhalb des Walls konnte er sich frei bewegen; einen Ausweg in die Sternenweiten Hangays und fort von der Proto-Negasphäre gab es nicht mehr. »Und nun, Stimme Savoire?«
    Savoire blickte dem jungen Mädchen ins Gesicht. Dessen Augen waren hell, im feinen Haargespinst an den Schläfen spiegelte sich das Licht einer sommerlichen Sonne. Das Gesicht strahlte vor Lebenslust, Tatendurst und Jugend.
    Savoire lehnte den Kopf in den Nacken und lachte. »Und nun? Nun schauen wir uns um.«
    ATHOS - Raumgewinn für den Zufall
    Colten Gossi, der Kommandant der ATHOS, schnippte, und die Holografie Rhodans erlosch.
    »Tja«, sagte der Plasmakommandant des Schiffes. Die Akustikfelder waren so justiert, dass die Stimme aus dem Mund des Avatars zu kommen schien, ohne dass sich seine steinernen Lippen bewegt hätten. Der Avatar des Plasmakommandanten hatte sich nach der Übertragung vom zentralen Holoschirm ab- und dem Kapitän zugewandt.
    Gossi grinste. Der Plasmakommandant hatte es wie immer verstanden, prägnant und treffend zu formulieren. Lakonisch eben. Eine wahre Wohltat nach Rhodans aufmunterndem Redefluss.
    Gossi musterte das Gesicht des Avatars. Der Avatar war etwa drei Meter hoch. Sein Gesicht befand sich auf Augenhöhe mit Gossi, der auf dem erhöhten Pneumosessel saß, seinem Feldherrnhügel. Der Avatar war ein steinerner Moai Maea, eine Figur, wie sie in der präastronautischen Ära auf der Osterinsel errichtet worden waren. Die Statue bestand aus Tuffstein, der von kirschgroßen Pyroklasten durchsetzt war.
    Der übergroße Kopf saß auf einem zu kurz geratenen, beinlosen Leib. Die tief liegenden Augen verliehen dem Gesicht einen verschlossenen Eindruck. Eine durchgehende Augenbraue lief über die niedrige Stirn. Die Nase war lang und breit, mit konkavem Schwung und stark betonten Nasenlöchern. Das Kinn war weit vorgeschoben, wuchtig und energisch. Der dünne Mund darüber schien mokant zu lächeln.
    Die Arme waren nur angedeutet; die sorgsam gemeißelten Hände endeten in feingliedrigen Fingern. Sie lagen auf dem Unterleib auf und wiesen aufeinander, berührten sich aber nicht.
    Zu Beginn von Gossis Kommando hatte der Avatar für einen Tag einen Pu-kao getragen, einen zylinderförmigen Hut aus scharlachroter Schlacke. Anderntags fehlte der Pukao wieder.
    »Wo ist dein Hut?«, hatte Gossi den Avatar gefragt.
    »Steht mir nicht«, hatte der Plasmakommandant geantwortet.
    Gossi hatte den Verdacht, dass die Einsetzung des neuen Avatars mit dem Suizid des alten Kommandanten Oberst Barakloth Shadaja zusammenhing, dieses über zwei Meter großen

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