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2496 - Chaotender gegen SOL

2496 - Chaotender gegen SOL

Titel: 2496 - Chaotender gegen SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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gestrandet zu sein, ließ ihn beben.
    »Nein!« Sein Aufschrei hallte über den Dschungel hinweg. In der Tiefe stob ein Vogelschwarm auf, aber die erschreckt flatternden Tiere tauchten schnell wieder in das dichte Blätterdach ein.
    Tief atmete Bull ein. Ein Schwindelgefühl packte ihn. Eigentlich war es so einfach, sich fallen zu lassen ...
    Trotzdem konnte er es nicht. Weil er sich längst entschieden hatte, den Kampf weiterzuführen. Wenn schon nicht für die Menschheit, dann für andere Intelligenzen. Es würde immer Völker geben, die Unterstützung brauchten. Stets hatte er gekämpft, warum sollte das ausgerechnet jetzt anders sein?
    Reginald Bull machte einen Schritt rückwärts, weg von dem lockenden Abgrund. Dann erst wandte er sich zögernd um ...
    ... und erstarrte.
    Entsetzt starrte er der dampfenden Gestalt entgegen, die sich soeben manifestierte. Er wusste ganz genau, wen er vor sich hatte.
    Warum um alles in der Welt trage ich keine Waffe?
    Angesichts dieses Gegners war das der lächerlichste Gedanke, den Bully je gedacht hatte.
    *
     
    Alles in ihm schrie danach, sich herumzuwerfen und zu fliehen. Er konnte es nicht.
    Ein lähmender Einfluss lag über seinem Geist, und dieser Zwang ging von seinem Gegenüber aus, der eine unheimliche Metamorphose durchlief. Eben noch Reptil, im nächsten Moment Mensch, dann beides zugleich: eine Kreatur im Wandel steter Genese. Eine Ausgeburt des Chaos. Oder doch nur eine Intelligenz auf der Suche nach Perfektion?
    Bull stockte der Atem. Der fremde Blick wühlte sich tief in sein Innerstes, schnitt durch sein Fleisch und seine Seele wie ein Skalpell in der Hand eines Psychopathen.
    Ein tiefes Gurgeln rang sich Bulls Kehle empor. Er sträubte sich gegen den unheimlichen Einfluss, der von ihm Besitz ergriff.
    »Xrayn!« Keuchend und kaum verständlich brachte er den Namen über die Lippen.
    Ein Echsenschädel streckte sich ihm entgegen. Sekundenlang glaubte Bully, Feuer und Rauch aus den Nüstern hervorquellen zu sehen. Aber das war Einbildung, entsprang seiner menschlichen Urangst. Real hingegen die Aura der Macht - sie drohte ihn zu ersticken.
    Diese Kreatur war Xrayn. Der Chaotarch. Oberherr der Terminalen Kolonne TRAITOR.
    Bull sank auf die Knie. Wieder schrien seine Gedanken nach einer Waffe. Nach irgendetwas, mit dem er der dampfenden Schimäre entgegentreten konnte. Wenigstens das Gefühl wollte er haben, nicht völlig wehrlos zu sein.
    Die Verwandlung des Chaotarchen kam allmählich zum Stillstand.
    »Was willst ... du noch ...?« Keuchend brachte Bully die Frage hervor.
    Ein exotisches Echsenwesen dominierte die erschreckende Gestalt. Nur mehr wenige humanoide Fragmente hingen von der Schuppenhaut herab. Das Monstrum schüttelte sich so heftig, als müsse es den Ballast seiner Entwicklung vollends loswerden.
    Kehlige Laute schlugen Bull entgegen. Er fragte sich, wehsalb Xrayn die verwüstete Erde heimsuchte.
    Meinetwegen? Der Chaotarch macht sich die Mühe, den letzten Terraner selbst zu vernichten? Aber ... das heißt, wir haben dir mehr Widerstand entgegengesetzt, als du jemals erwartet hättest ...
    In Bulls Gedanken formte sich sein schallendes Gelächter. Daran konnte er sich aufrichten, wenigstens für einige Augenblicke. Das ist für mich die größte Genugtuung, Xrayn. Zu wissen, dass wir es beinahe geschafft hätten ... Und nach uns werden andere kommen, die dort ansetzen, wo wir gescheitert sind. Eines Tages ...
    »Schweig!«
    Xrayns Ruf schlug über ihm zusammen wie eine alles erstickende Woge. Bull verlor vollends den Halt und stürzte vornüber. Er glaubte, von innen heraus zu verbrennen. Mit schwindenden Sinnen nahm er wahr, dass er sich zusammenkrümmte. Xrayn war nun über ihm und griff mit klauenbewehrten Pranken zu. Messerscharf schnitten die Krallen in Bulls Schultern.
    Aber der Terraner schrie nicht.
    Es war vorbei. Wovor sollte er noch Furcht empfinden? Irgendwann, sagte er sich, hatte es so weit kommen müssen.
    Xrayn, in dominierender Echsengestalt, war ihm mittlerweile unglaublich nahe.
    Trotzig parierte Bull den Blick des Chaotarchen. Er hatte den schwächeren, verletzlicheren Körper, deshalb würde er diese Begegnung nicht überstehen. Dass viele Schritte der kosmischen Evolution sie beide trennten, erschien ihm eher unerheblich.
    Reginald Bull empfand nur mehr Bedauern. Noch brannten so viele Fragen auf seiner Seele. Die Menschen hatten es gerade erst geschafft, an der Oberfläche der Geheimnisse des Universums und des Lebens zu

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