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2496 - Chaotender gegen SOL

2496 - Chaotender gegen SOL

Titel: 2496 - Chaotender gegen SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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abschweiften, und das taten sie zu oft. Immer dann schien seine Seele zu erstarren. Er hatte geglaubt, das Ende des Progress-Wahrers würde seiner Qual ein Ende machen, doch er hatte sich getäuscht.
    Sein Hass auf die Kolonne wirkte nach. Ebenso der Schrei nach Gerechtigkeit und Vergeltung, obwohl beides unvereinbar schien. Hinzugekommen war sein Ärger über Zerberoffs Opfertod.
    Ich hätte das nicht zulassen dürfen. Es war mein Part, Rache zu nehmen und ...
    Rache - ein irrwitziger Versuch, den oder die wirklich Schuldigen zu treffen. Denn wer trug letztlich die Verantwortung für den Einfall der Terminalen Kolonne TRAITOR in die Lokale Gruppe? Je länger Danton darüber nachdachte, desto mehr zerfiel die Antwort für ihn in ein Konglomerat aus Fraktalen.
    Wer ist verantwortlich für die Millionen Toten einer planetaren Epidemie? Der Vergleich drängte sich ihm auf. Das Leben als solches? Ohne Leben gäbe es keine Krankheitserreger, zumindest keine Notwendigkeit für deren Entstehen.
    Dantons Kiefergelenke knackten, als er die Zähne zusammenbiss. Blicklos starrte er vor sich hin. Er fürchtete Momente wie diesen, in denen seine Gefühle entgleisten. Drei Monate hatten nicht ausgereicht, um seine seelischen Wunden vernarben zu lassen. Von Heilung konnte erst recht keine Rede sein.
    Er starrte den Yrendir-Kopf zu seiner Rechten an. Das Echsengesicht, das er so beklemmend nah neben sich sah, war die Hölle in seinem Leben. Es verspottete ihn nur mehr als halber Mensch. Obwohl die Anatomen nicht ihn, sondern eine Kopie auseinandergeschnitten hatten. Aber er hatte das Leid seines Duplikats miterlebt, und das zu vergessen war ihm unmöglich.
    Feuer frei!
    Beinahe hätte er den Befehl laut hervorgestoßen. Die Traitanks der kleinen Wachflotte flogen ohne Dunkelschirm und Fraktale Aufriss-Glocke. Ein Überraschungsschlag der DARK GHOUL konnte durchaus ein Dutzend der gegnerischen Schiffe vernichten. Danach allerdings ...
    Danton hob beide Hände und vergrub sein Gesicht in den Handflächen. Er verbarg sein Zittern nicht. Die Zentralebesatzung und die anwesenden Mikro-Bestien mochten glauben, dass er die Maske nicht länger ertrug, deren Struktur die menschliche Anatomie ignorierte. Sie quetschte Nerven und Blutgefäße, überdehnte und stauchte die Wirbelsäule gleichermaßen.
    Sein Zittern wurde unkontrollierbar. Vergeblich sträubte er sich dagegen. Danton spürte seine rechte Körperhälfte schon nicht mehr, als endeten Muskeln   und   Nervenbahnen   im
    Nichts.
    Verhalten stöhnend richtete er sich wieder auf. Mit der Registereinheit 1.199.188 durch die Milchstraße zu marodieren war nicht die Erfüllung, die er suchte. Andererseits hätte seine innere Unruhe ihm die Erde und das Solsystem wie ein Gefängnis erscheinen lassen. Er brauchte den Weltraum um sich herum, die Unendlichkeit ...
    ... daraus schöpfte er seine Zuversicht, dass nicht einmal TRAITOR mehr sein konnte als ein Staubkorn in Raum und Zeit. Nicht länger existent als nur für wenige Lidschläge der Ewigkeit. Keinesfalls bedeutungsvoller als eine Nova, die zwar wie ein Fanal aufflammte, aber danach für immer erlosch.
    *
     
    »Die Traitanks aktivieren ihre Aufriss-Glocken!«, meldete Carolin Baumeister von der Ortung. »Abstand der Strukturrisse liegt im Normbereich.«
    Zu lange gezögert - zu spät für einen Überraschungsschlag. Danton ballte die linke Hand. Es war höchste Zeit, dass er mit dem Kalbaron klarkam.
    »Die gegnerischen Waffensysteme werden hochgefahren!«
    Der Mor'Daer, der die kleine Wachflotte kommandierte, neigte offenbar zum Größenwahn. Wie sonst konnte er es wagen, sich einem Dualen Kapitän zu widersetzen? Angespannt fixierte Danton die Bildwiedergabe. In der Normalerfassung war der innere Planet als schmale Sichel zu sehen. Die Traitanks zeichneten sich nur als Ortungsreflexe ab.
    »Kollisionskurs auf den Kommandodiskus! Funkverbindung aufnehmen bei Distanz fünf Millionen, keinen Kilometer vorher.«
    »Und falls der Kalbaron eher feuern lässt?«, wandte Bing Cinderlyn ein. »Mag sein, dass er jede Menge gute Gründe hat, sich einem Kapitän zu widersetzen. Die Situation ist günstig, Ressentiments auszuleben.«
    Danton bedachte den Piloten mit einem Kopfschütteln. Nach dem Ende des Progress-Wahrers war in der Terminalen Kolonne keineswegs das Chaos ausgebrochen. Lediglich eine gewisse Lethargie schien TRAITORS Kräfte erfasst zu haben - eine Atempause für die Milchstraße. Es gab keine neuen Befehle aus der

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