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2496 - Chaotender gegen SOL

2496 - Chaotender gegen SOL

Titel: 2496 - Chaotender gegen SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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der Residenz auslösen würde.
    Wieder dieses ruckartige Absinken. Sein Magen rebellierte. Sekunden später neigte sich der Boden. Bully taumelte gegen die Glasfront - und im Widerschein sonnenheller Blitze sah er Haarrisse entstehen. Sie weiteten sich aus, liefen aufeinander zu, vereinten sich an mehreren Stellen.
    Erneut sackte die Stahlorchidee ab. Ebenso abrupt stauchte eine unwiderstehliche Kraft den Verteidigungsminister zu Boden. Von irgendwoher erklang das Heulen des Raumalarms, übertönt vom ohrenbetäubenden Bersten der Glassitwand.
    Eisige Kälte peitschte heran. Innerhalb weniger Atemzüge sank die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt.
    Bull kam zwar wieder auf die Beine, aber nach zwei stockenden Schritten brach er bewusstlos zusammen.
    *
     
    Ein heftig brennendes Gefühl schreckte ihn auf. Etwas tropfte auf sein Gesicht und fraß sich unaufhaltsam in sein Fleisch.
    Mühsam rollte sich der Verteidigungsminister der Liga Freier Terra-ner herum. Er schaffte es noch nicht, die verklebten Lider zu öffnen.
    Die Nässe zog eine brennende Spur über sein Kinn und versickerte unter dem Kragen. Sekunden später schien genau dort eine glühende Klinge seinen Hals zu ritzen. Gurgelnd riss Reginald Bull den Arm hoch und wischte sich mit der rechten Hand übers Gesicht.
    Er spürte eine unerwartete Berührung am Handrücken, gefolgt von grässlichem Schmerz, als hätte er seine Hand in Säure getaucht. Aber er zuckte keineswegs zurück, sondern packte zu. Seine Finger schlossen sich um etwas Raues, Widerspenstiges, das sich zuckend aufbäumte.
    Bully dachte nicht daran, loszulassen - nicht einmal, als sich mehrere Tentakel um seinen Unterarm wickelten.
    »Da soll gleich dieser oder jener dreinschlagen ... «
    Er griff nun auch mit der Linken zu. Seine Finger verkrallten sich unter den dünnen Fangarmen.
    Das sind Wurzeln!, stellte er fest, als er endlich mühsam in die ihn umgebende Düsternis blinzelte. Ich habe mich mit einer Pflanze angelegt, einer von den hochgezüchteten Exoten, die hier überall...
    Das Biest giftete ihn an. Die knallrote Blütenknospe öffnete sich und spie Flüssigkeit aus. Säure. Sie löste den Ärmel des legeren Büroanzugs auf und legte blutiges Fleisch frei.
    Bull schlug zu, die Blüte bog sich rückwärts. Die Pflanze hatte die Anmut einer zustoßenden Kobra, aber sie war dem wütenden Terraner nicht gewachsen. Seine Handkante knickte den Stängel und fetzte mehrere Blütenblätter ab. Für wenige Sekunden hing ein grässliches Zischen in der Luft, als der Aktivatorträger unnachgiebig zupackte. Einige Wurzelfäden lösten sich von seinem rechten Arm, andere zerrissen.
    Bull schleuderte das Gewächs von sich - und erstarrte, als er seine Umgebung erfasste. Alles hatte sich erschreckend verändert. Wo immer er sich befand ...
    Nicht wo, sondern wann!, korrigierte er sich.
    Er blickte über Terrania hinweg, mittlerweile jedoch aus geringer Höhe. Die Metropole hatte rund hundert Millionen Einwohner gezählt, Menschen und Galaktiker aus vielen Regionen der Milchstraße. Inzwischen ...
    ... war sie dem Verfall preisgegeben.
    Eine Geisterstadt.
    Bull ignorierte den blutenden Arm. Hastig löste er die letzten hartnäckig haftenden Wurzelfäden. Er tat das nur, um seine aufkommende Unsicherheit zu kaschieren. Weil es ihm unmöglich war, zwischen Albtraum und Realität zu unterscheiden.
    »Ich bin wach«, sagte er nach mehreren hastigen Atemzügen zu sich selbst.
    Die Luft hatte ein bedrückendes Aroma von Fäulnis und Moder. Dazu Beimengungen, die sich zum Husten reizend auf die Atemwege legten: Blütenpollen, Pilzsporen - vieles kam dafür in Betracht.
    »Was ist geschehen? LAOTSE?«
    Niemand antwortete ihm.
    Dennoch konnte, was er sah, nicht die Realität sein. Nicht meine Realität!, schränkte er sofort ein.
    Sein Blick suchte die Hyaden Street, die das Rund des Hanse-Rings leicht abknickend durchstieß. Üppig wuchernde Blutfarne hatten die Straßenschluchten erobert. Bully wusste, dass es zwischen diesen Urweltpflanzen so gut wie kein Durchkommen gab. Sie stammten von einer Welt in Magellan, wurden in einem der botanischen Gärten seit Jahrhunderten von Robotern gepflegt ...
    . .. sind dort gepflegt worden, korrigierte er sich.
    Wie auch immer. Faszination und Panik sprangen ihn an wie ausgehungerte Raubtiere. Er war diesen Empfindungen hilflos ausgeliefert.
    Der eigenartig türkisfarbene Himmel zeigte sich durchsetzt von verlaufendem Purpur. Hinter den schnell treibenden

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