Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2496 - Chaotender gegen SOL

2496 - Chaotender gegen SOL

Titel: 2496 - Chaotender gegen SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Wolkenschleiern loderte eine zweite Sonne.
    »... als wäre einer der inneren Planeten im Atombrand untergegangen.«
    Bull fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Die Solare Residenz steckte offensichtlich im Auffangbecken des Sees. Sie hatte dem Zahn der Zeit und dem Ansturm der entfesselten Natur ebenso wenig standgehalten wie alle anderen Bauten im Umkreis. Von der Glassitfront des Arbeitszimmers zeugten lediglich Fragmente. Pflanzen rankten am zerfressenen Skelett der Stahlorchidee in die Höhe. Nicht einmal mehr die Dauer eines Menschenlebens, dann würde Terrania gänzlich überwuchert sein.
    »Was ist denn hier passiert?«
    Bull redete mit sich selbst. Der ihn umgebenden Stille haftete etwas Bedrückendes an. Als existierte auf Terra außer den Pflanzen kein Leben mehr.
    In den Abendstunden des 17. November 1347 NGZ, während des Angriffs der Terminalen Kolonne auf den Kristallschirm, war offensichtlich etwas Schreckliches geschehen.
    Der potenziell Unsterbliche ahnte, dass der systemumspannende Schutzschirm aufgebrochen war. Raum und Zeit hatten sich in der Folge verändert. Jahrtausende mussten vergangen sein.
    Immerhin: Die Erde existierte. Wenngleich Terrania als Ruinenstadt im Dschungel versank.
    Anzunehmen, dass es nirgendwo auf dem Planeten besser aussah. Bull fröstelte. Er zog die Arme an den Oberkörper und fragte sich, ob überhaupt noch Menschen hier lebten.
    Die Wolkendecke riss auf. Gleißend stach das Licht beider Sonnen aus der Höhe herab. So weit das Auge reichte, sah Bully üppiges Grün in allen Schattierungen.
    Er stand am Rand des vorkragenden Decks, keine zweihundert Meter über dem Boden. Vergeblich suchte er nach den Anzeichen einer fortbestehenden menschlichen Zivilisation und spürte nur Beklemmung. Die herrschende Stille hatte etwas Endgültiges, Unwiderrufliches.
    Das war also Terra - nachdem die Terminale Kolonne das Solsystem überrannt hatte. Vielleicht waren Kabinette aus der Oberfläche herausgeschnitten worden. In dem Fall lebten Menschen wenigstens im Chaotender VULTAPHER weiter.
    Ist das ein erstrebenswertes Schicksal?
    Bull blieb sich die Antwort darauf schuldig.
    Das Leben als solches fragt nicht nach Moral, gestand er sich zögernd ein. Es versucht zu überleben, egal wie und auf welcher Seite.
    Er blickte in die Tiefe und spürte die Verlockung, sich einfach fallen zu lassen. Die Negasphäre in Hangay war also entstanden. Davon musste er ausgehen. Wenn Perry Rhodan oder Atlan, Roi Danton oder Alaska Saedelaere zurückgekehrt wären, hätten sie ihn in der zerfallenden Solaren Residenz gefunden. Der Regierungssitz wäre zwangsläufig ihre erste Anlaufstelle gewesen.
    Aber es hat kein solches Zusammentreffen gegeben ... Unser Traum von den Sternen ist verweht. Die Sehnsucht nach dem friedlichen Zusammenleben aller Intelligenzen: gescheitert an der ewigen Auseinandersetzung der Hohen Mächte ...
    Ein einziger Schritt nach vorne ... Dann wenige Sekunden im freien Fall, sich ein letztes Mal vermeintlich schwerelos wähnen ...
    Wir sind doch nur Ameisen - und ebenso hilflos dem Tritt jedes achtlosen Wanderers ausgeliefert. Wir hätten fliehen müssen, als noch die Zeit dafür war ...
    Bull zögerte.
    Stardust kam ihm in den Sinn, wenigstens das ein flüchtiger Hoffnungsschimmer. Achthundertundvier Millionen Terraner und Galaktiker aus dem Solsystem waren dem Ruf der Superintelligenz ES gefolgt. Ihre neue Heimat lag weit entfernt von der Milchstraße. Er hatte die Stardust-Welten gesehen: Sie waren ein Garten Eden.
    Wie schnell das Paradies zur Hölle werden kann, haben wir allerdings erlebt. Bull würgte den ketzerischen Gedanken ab. An den Krieg gegen TRAI-TOR wollte er nicht erinnert werden.
    Routinemäßig winkelte er den linken Arm an. Doch kein Hologramm entstand über seinem Handrücken. Nirgendwo auf der Erde existierten Sender, deren Nachrichten er hätte empfangen können.
    Ohne darüber nachzudenken, löste er das Kombiarmband. Für einen Moment wog er es in der Hand - dann schleuderte er es mit Schwung von sich. Sekundenlang sah er das funkelnde Metall dem Dschungel entgegenstürzen und dachte dabei an seine Frau. Was hätte er dafür gegeben, Fran jetzt neben sich zu haben.
    Nässe quoll aus seinen Augenwinkeln und rann langsam über die Wangen. Nein, das waren keine Tränen. Reginald Bull wischte sich mit dem linken Handrücken über das Gesicht und murmelte eine Verwünschung. Erst allmählich spürte er den Schock. Die Erkenntnis, allein in der Zukunft

Weitere Kostenlose Bücher