2497 - Das Monokosmium
zerfetzten ihn geradezu.
Schon spürte er die beginnende Schwäche. Die ersten Bruchstücke sei nes Ich wirbelten davon. Er schaffte es nicht, sie zu halten ... Er schrie, und al les um ihn herum geriet in schwankende Bewegung.
Der Angriff blockierte sein Stummes Gesicht. Vergeblich der Versuch, den Schmerzruf auszustoßen. Entsetzen durchpulste den Piloten, als er erken nen musste, dass die Gegner mehr über ihn wussten, als er je für möglich gehal ten hätte. Niemals konnten sie diese Informationen in ihren Kabinetten er worben haben. Es gab andere, mächtigere Feinde.
Kirmizz’ Sinne schwanden. Er sank auf die Knie, schlug sich die Hände ins Gesicht. Tief krallten die Finger in sein Fleisch. Er zerrte, riss, und dann schien sein Schädel geradezu aufzuplatzen. Da war ein grauenvoller Schmerz, als die Naht barst und das Stumme Ge sicht vehement in den Vordergrund drängte.
Ein trockenes Rascheln – Kirmizz hörte nichts anderes mehr. Seine Wahr nehmung versank in den grellen Schmerzen, die er sich selbst bereite te.
*
Fulthener ... Gragonn ... Torkasch ... Die Kabinette ihrer Heimatwelten wa ren sehr spät in VULTAPHER integriert worden.
An einen Zufall glaubte der Pilot nicht mehr, nachdem seine Gefangenen den Schmerzruf überstanden hatten.
Unbewegt blickte er sie an, während im Hintergrund der erste Roboter zwi schen den schwebenden Kugelfeldern der Außenbeobachtung näher kam. Nur wenige Kugeln waren aktiv und zeigten einzelne Sterneninseln, die anderen drängten sich in Warteposition.
»Ich klage euch der Verschwörung an!«
Kirmizz hatte geahnt, dass keiner der Verschwörer darauf reagieren wür de. Möglich, dass sie gar nicht in der Lage waren, seine Anklage zu begrei fen. Sie waren Kosmokratenknechte ohne eigenen Willen. Kirmizz fragte sich, wie ein Leben in dieser Abhän gigkeit überhaupt erträglich sein konnte.
Schon die Vorstellung, statt über den Chaotender VULTAPHER über eine Kosmische Fabrik zu gebieten, stieß ihn ab.
»Anschlag auf die Sicherheit des Chaotenders! Kooperation mit den Mächten der Ordnung! Das sind schwerwiegende Anklagepunkte. Höre ich den Versuch einer Rechtferti gung?«
Sie schwiegen. Keiner der Gefangenen zeigte eine Regung. Kirmizz hatte das ohnehin nicht erwartet.
Die von ihm angeforderten Roboter waren schon nahe.
»Wer steht hinter euch?«
Keine Antwort.
»Ich vergeude meine Zeit. Mein Ur teil lautet Exekution , die Kampfma schinen werden die Entleibung sofort vollstrecken. Außerdem habe ich ent schieden, die Kabinette eurer Völ ker auszutauschen und aufzulösen. Die Einleitung dieses Prozesses wird mit der gebotenen Eile vorangetrie ben ...«
Kirmizz verstummte, ohne den Satz zu Ende zu bringen.
Er wirkte unschlüssig, auf gewisse Weise irritiert, dann hob er ruckartig den Kopf. Suchend streifte sein Blick über die Verurteilten hinweg, verharrte für ein, zwei Sekunden auf den warten den Robotern und glitt weiter. Die Naht in seinem Gesicht pulsierte in höchster Erregung.
*
Roi Danton spürte ein unerträglich werdendes Prickeln unter der Kopf haut. Die Kirmizz-Statue bewegte sich. Eben noch auf die drei exotischen Ge stalten ausgerichtet, die Danton nur wegen ihrer Anordnung für die Dar stellung intelligenter Lebewesen hielt, wandte die Skulptur den Oberkörper nun leicht zur Seite. Ihr Kopf ruckte wie suchend in die Höhe ...
... und verharrte in der nächsten Se kunde auf Danton gerichtet. Kein Zweifel, die Statue nahm ihn wahr. Aber nicht die Augen aus Stein fixier ten den Terraner, sondern jene starke mentale Komponente, die ihn in das Geschehen hineingezogen hatte. Sie konzentrierte sich auf den ungebetenen Beobachter.
»Eine vierte Exekution wird nötig sein ...«, glaubte Danton, Kirmizz sa gen zu hören. Zum zweiten Mal lief er Gefahr, in der dargestellten Szene zu versinken. Eine der Kampfmaschinen griff nach ihm ...
... mit einer heftigen Kraftanstren gung löste sich Danton vollends von dem Einfluss.
Zweifellos kam diese starke mentale Komponente aus dem Stein. Es war vorbei, als er die Statue umstieß. Dan ton fragte sich, ob sie tatsächlich ei nen Bewusstseinssplitter von Kirmizz barg.
Falls ja, war anzunehmen, dass alle anderen Skulpturen des Piloten eben falls ein Stück seiner Lebensaura in sich trugen.
Der Saal wäre dann alles andere als ein Museum. Er war Kirmizz’ Refugi um, in dem sich Vergangenes und Zu kunft verwoben. Eine Zukunft, die der Pilot nicht kennen konnte, in die er aber gerade deshalb seine
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