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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Tschootsch selbstgefällig lächeln ließ. Als Einziger der Männer trug er keinen Bart, sondern rasierte sich jeden Morgen mit einem scharfen Messer, an dem dabei gelegentlich noch verkrustetes Taratzenblut klebte. So zeigte er immer ein offenes Gesicht, das durch die schulterlangen blonden Haare, die es umrahmten, fast etwas Weibliches hatte. Auf die Idee, ihm das zu sagen, wäre allerdings kein Lord gekommen. Er hätte wahrscheinlich nicht einmal mehr aussprechen können.
    Beetieh ließ seine Blicke durch die Halle schweifen, während ihm der Bratengeruch bereits verlockend in die Nase stieg. Kurz dachte er an den Eluu, der ihn vielleicht auch riechen mochte. Hier drinnen waren sie aber sicher vor ihm. Die geschlossenen Decken konnte selbst dieser mächtige Vogel nicht durchstoßen.
    Wenn der Eluu blieb, würde ihn sich Tschootsch dann als neue Beute aussuchen? Würde er ihm so besessen nachstellen, wie er Taratzen jagte? Vielleicht. Und es konnte sogar sein, dass er Erfolg hatte.
    Tschootsch war der Sohn seines längst verstorbenen Bruders Biel. Und er war schnell und wendig, gewiss. Aber Beetieh hegte schon länger den Verdacht, dass die Gefaahsicht , über die die Lords verfügten, bei Tschootsch besser funktionierte als bei allen anderen. Während sie bei Gefahr etwa zwei Lidschläge in die Zukunft schauen konnten und so bereits im Voraus wussten, was der Gegner tun würde, schienen es bei Tschootsch drei oder sogar vier Lidschläge zu sein. So konnte er sich noch besser auf seine Gegner einstellen.
    Aber das war nur ein unbewiesener Verdacht. Ganz sicher hingegen war, dass etwas in Tschootschs Geist nicht stimmte. Denn er widmete sein ganzes Leben der Taratzenjagd. Während Andere den haarigen Stinkern auswichen, suchte Tschootsch ihre Nähe ganz bewusst, immer in der Absicht, sich mit ihnen zu schlagen.
    Für Selbstmordaktionen war er allerdings viel zu schlau. Er sah zu, dass er es immer nur mit zweien, maximal dreien von ihnen zu tun bekam; manchmal, wenn er gut drauf war, auch mit vieren oder fünfen. Dabei verfiel er auf die abenteuerlichsten Ideen, um sie in eine seiner berüchtigten Fallen zu locken. Nichts Anderes interessierte ihn.
    Nua gut, dass de Tschootsch kein Anfühäa sein will, sonst hätta miä schon längst 'n Messa innen Bauch gewammt…
    Der Grandlord ließ seinen Blick schweifen, während Twaysi zu ihrer Mutter Lisbee stürmte. Beetieh musterte Lisbee wohlgefällig. Mit ihren langen braunen Haaren und der drallen Figur gehörte sie noch immer zu den schönsten Wooms des Stammes. Sie saß im Kreise von sechzehn Männern und Frauen auf Tierfellen, mit denen sie unter einer Maschiin ein großes Lager gebildet hatten. Ihre Augen ruhten unverwandt auf Gwaisy, die direkt neben Tschootsch stand.
    Soeben drückte sich Twaysi zwischen ihre Mutter und Druud Dehmien, der mit seinen langen weißen Haaren, dem weißen Bart, seinem eingefallenen Gesicht und den rot unterlaufenen Augen mehr denn je wie ein Geist aus dem Jenseits wirkte. Auch die Biglords Will und Dextah saßen mit auf den Fellen und lieferten sich wie üblich lautstarke Wortgefechte. Sie konnten sich nämlich nicht ausstehen.
    Beetieh gesellte sich zu der Gruppe. »Machma Platz, Dwuud Dehmien«, befahl der Grandlord und touchierte wie unabsichtlich mit seinem Knie den Hinterkopf des Druiden. »Will neben meina Woom sitze. Isse sicha schon ganz schaaf dwauf, dass ich se wäamen tu.«
    Einige Männer grinsten, während Dextah seine Streiterei mit Will unterbrach und laut lachte. Der Druide, der durch den Kniekontakt umgefallen war, kroch mit grimmigem Gesicht zur Seite, wagte aber nicht, auch nur ein Wort zu sagen. Er wusste nur zu genau, dass Beetieh ihn wegen einiger nicht eingetroffener Prophezeiungen hasste und auf die passende Gelegenheit wartete, ihm die Kampfaxt in die Stirn rammen zu können. Dieses Szenario wurde immer wahrscheinlicher, je weiter sich sein Sohn entwickelte, den er gerade ausbildete und der jetzt schon einen ganz passablen Druiden abgab.
    »Wück ma weita wüba«, sagte Beetieh zu Twaysi, und seine Tochter gehorchte widerspruchslos. Sie lächelte ihren Däd sogar an. Doch ihr Lächeln verwandelte sich von einem Moment auf den anderen in blanke Entrüstung.
    »Mam, wawum willste, dass sich de Tschootsch nackich auf dich legt?«, fragte sie mit ihrer hellen, durchdringenden Kinderstimme.
    Sie hatte laut genug gesprochen, um die ganze Runde schlagartig verstummen zu lassen. Verblüfft sahen die Männer und Frauen

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