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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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das Kind an.
    Selbst das flackernde Fackellicht mit seinen huschenden Schatten konnte die Röte nicht verbergen, die schlagartig in Lisbees Gesicht schoss. Sie schluckte und zog unwillkürlich den Rock zwischen ihren Beinen zurecht.
    Ein schmieriges Grinsen legte sich auf Dextahs breites, grobschlächtiges Gesicht. Sein lückenhaftes, zum Teil verfaultes Gebiss wurde sichtbar. »Was, de Tschootsch soll sich aufe Lisbee lege? Des magse?«
    Und Will fügte provozierend hinzu: »Bisse nich mea mit Wudans Spea zufwiede, Lisbee?« Er war dafür bekannt, neben Tschootsch als Einziger keine Angst vor Beetieh zu haben, ohne allerdings der Feind des Grandlords zu sein. Denn Beetieh wollte, dass Will ihm nachfolgte, wenn er vor ihm in Wudans Reich einziehen sollte.
    Brüllendes Lachen erfüllte nun die Runde. Nur Grandlord Beetieh verzog das Gesicht, als habe er soeben starke Zahnschmerzen bekommen. Und Tschootsch, der wohl als Einziger Twaysis Worte nicht mitbekommen hatte, schaute verständnislos in die Runde.
    Wut stieg in Beetieh hoch. Kritik an sich vertrug er nur an guten Tagen. Aber dass sich jemand über den Speer Wudans lustig machte, das war… das war… Er bedachte seine Woom mit einem undefinierbaren Blick.
    Ihre Blicke trafen sich kurz. Lisbee hielt dem seinem nicht stand. Stattdessen verzerrte Zorn ihr Gesicht. Sie holte aus und haute Twaysi eine runter. Das Mädchen hielt sich die Wange und schaute seine Mam ungläubig an. Dann begann es loszuheulen.
    »Nie wieda sagste so'n Mist, höasse? Sonst kwiegste noch viel meah Pwügel, vastehste?«, schrie Lisbee mit schriller, ins Kreischen übergehender Stimme. »Un jetzt gehste aufs Schlaffell. Essen kannste veagesse!«
    Twaysi schniefte und wischte sich Tränen und Rotz aus dem Gesicht. Ängstlich musterte sie ihre Mutter. Aber sie stand nicht auf. Fragend sah sie ihren Vater an.
    Mit einer knappen Kopfbewegung zur Seite bestätigte der Grandlord Lisbees Anweisung. Twaysi stand auf und rannte aus der Halle.
    »Isse dummes Tschaild, de Twaysi.« Lisbee lächelte in die Runde, die erwartungsvoll auf sie und Beetieh blickte. »Isse mal klaa, dasse Tschootsch nich auf mia liegen soll. Hab ja de Spea Wudans.« Sie grinste geradezu blöde. »Isse allerbest, des Ding vonne Beetieh.«
    Nun grinste auch der Grandlord wieder, als Lisbees Worte mit allgemein zustimmendem Murmeln quittiert wurden.
    Lisbee atmete erleichtert auf. »Muss mal nache Twaysi schauen, die Pwügel hattse nich veadient. Aba wenn se so 'ne Tawatzenscheiße wedet…« Sie stand auf und wollte gehen.
    »Halt!«
    Lisbee stoppte abrupt. Beetiehs Befehl hatte hart und kalt geklungen. Sie drehte sich um und schaute den Grandlord fragend an.
    »Bleib hia, ich geh selba.«
    »Wai?«, fragte sie und in ihrer Stimme schwang deutliche Angst mit.
    Beetieh sprang auf. »Muss ich nich sage, oda? Yeah.« Er stieß sie rüde beiseite. »Säbel mia 'n gwoßes Stück vonne Tawatzenlende ab«, rief er Tschootsch zu, der noch immer nicht zu begreifen schien, was hier los war. »Bin bald wieda hia.«
    »Däd, was is midde Twaysi los?« Gwaysi kam gelaufen und klammerte sich an seinem Bein fest.
    »Loslasse«, fauchte Beetieh und half mit einer Beinbewegung etwas nach. Gwaysi purzelte zu Boden.
    Während Beetieh den Raum verließ, half Lisbee ihrer zweiten Tochter hoch. Die beiden gingen in eine etwas ruhigere Ecke der Halle und stiegen über eine eiserne Leiter in das Innere eines Eisenvogels . Dort ließen sie sich auf den Sitzen nieder.
    »Is de Däd böse zu Twaysi un dia?«, fragte Gwaysi zaghaft. »Unne zu mia? Mag de Däd uns nichmeh?«
    Lisbee versuchte zu lächeln, sich zu entspannen, konnte ihr Zittern aber nicht unterdrücken. »De Beetieh is nua'n bisschen böse, weila glaubt, de Twaysi kann zu de Götta sehn. Sag, Gwaysi, kann de Twaysi wiaklich zu de Götta sehn?«
    Das Mädchen blickte mit großen Augen an ihrer Mutter hoch. »Zu de Götta sehn? Was heißt das?«
    »Da kannste de Gedanken vonne Andewe höan, was se denken, weiste. Kann de Twaysi so was?«
    »Ja, kannse«, erwiderte Gwaysi spontan. Dann ging ihr ein Licht auf. »Nee, kannse nich. Un ich kann's auch nich«, korrigierte sie voller Angst. »Sonst mag uns de Däd nich mea.«
    »Sag's mia, sonst mag ich euch nichmea.«
    Gwaysi begann zu weinen. »De Däd soll uns lieba mögen«, schniefte sie herzzerreißend.
    Lisbee erstickte fast an ihrem Zorn auf sich selbst. Sie erfasste, dass sie gleich zu Beginn des Gesprächs einen taktischen Fehler begangen

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