251 - Der Taratzenkönig
- und sie wusste auch schon, wie.
»Sie sind stark, ja. Aber du und ich, wir sind stärker, Honey. Besiegen wir die Erdmänner, holen wir den fremden Erdmann raus. Er öffnet für uns den Bunker! Und dort gibt es nicht nur Medizin für mich… sondern auch mächtige Waffen für dich und deine Taratzen! Damit könnt ihr gegen die Technos, die Lords und auch gegen den Eluu kämpfen!«
Hrrney wand sich unbehaglich. Dann saß er plötzlich still. »Gut, meine Königin. Wirr befrreien frremden Errdmann.«
Die Barbarin atmete auf. Hrrneys Beeinflussung fiel ihr von Mal zu Mal schwerer, weil die doppelte Welt immer stärker ihre Konzentration störte.
Am liebsten wäre sie geflüchtet. Aber noch brauchte sie Hrrney und die Taratzen.
***
Bristol, Juli 2511
Es war der heißeste Sommer, den Twaysi bisher erlebt hatte. Ihre Sippe stöhnte unter der glühenden Hitze und so spielte sich das Leben der Lords tagsüber fast ausschließlich am und im Fluss ab.
Das mittlerweile neunjährige Mädchen saß versteckt im üppig wuchernden Uferschilf, wo es sich ein Plätzchen ganz für sich eingerichtet hatte. Durch die wogenden Schilfhalme hindurch bemerkte es ein Fischerboot, das gemächlich auf den Wellen schaukelte. Littlelord Bigfoot war damit beschäftigt, die Netze einzuholen, in denen es nur mäßig zu zappeln schien. Sein zu Zöpfen geflochtenes Langhaar hing fast bis ins Wasser. Bigfoots Sohn Sidnee, in Traysis Alter, versuchte derweil durch ständige Gewichtsverlagerung die Schwankungen auszugleichen.
Twaysi kicherte, als sie Sidnee beobachtete. Sie mochte ihn, auch wenn er seine Angst vor ihr und Gwaysi offen zeigte.
Plötzlich erstarrte das Mädchen. Was war das? Spielten ihr die glitzernden Reflexe auf dem Wasser einen Streich?
Nein!
Am Bug des niedrigen Bootes war etwas aus dem Wasser getaucht. Etwas Großes, schwarzgrün und weiß. Twaysi sah den Ansatz eines tellergroßen Auges, das direkt auf der Wasseroberfläche zu schwimmen schien.
Kwötschi!
Panik stieg in Twaysi hoch. Bisher kannte sie die gefährlichen Riesenkröten nur aus den Erzählungen ihres Vaters, denn in diesem Bereich des Flusses waren die letzten zehn Sommer keine mehr gesichtet worden. Und jetzt…
Ein zweiter Krötenkopf tauchte neben dem Boot aus dem Wasser, ein dritter, vierter, fünfter.
In diesem Moment begriff Bigfoot die Gefahr. Er fuhr herum, brüllte etwas, griff nach seinem kurzstieligen Beil, das irgendwo im Boot lag. Auch Sidnee schrie nun hoch und schrill.
Gleichzeitig vernahm Twaysi Schreie von flussaufwärts, wo sich viele ihrer Sippe aufhielten. Kampflärm ertönte, ein lang anhaltender Todesschrei dazwischen. Twaysi zitterte vor Angst, wollte weglaufen, aber das Geschehen beim Fischerboot fesselte sie vollkommen.
Bigfoot ließ sich auf die Knie fallen und hackte mit dem Beil nach einem Krötenkopf. Er traf. Irgendetwas spritzte gelblich. Sidnee hatte sich ins Heck verzogen, kauerte dort mit hochgezogenen Schultern, Knie und Schenkel gegen die Brust gepresst.
Die Kröten machten ernst. Eine dünne Zunge schoss aus dem Wasser, schlang sich zielgenau um das Gelenk des Beilkämpfers und zog den Arm mit großer Kraft über den Bootsrand. Bigfoot hielt dagegen, mit verzerrtem Gesicht. Sidnee stand auf und schwankte nach vorne. Er kniete neben seinen Vater nieder und umklammerte das Beil in dessen Hand. Bigfoot ließ es los, Sidnee bekam es zu fassen - und hackte mit einem Schlag die Krötenzunge ab.
Das Tier sank zurück. Nun begann das Wasser um das Boot zu brodeln. In einer Fontäne schnellte ein schmutziggrüner Körper aus dem Fluss und ins Boot. Zwei weitere folgten. Sie saßen vor Bigfoot und Sidnee, der mit dem Beil nach ihnen schlug, und starrten die Barbaren an. Das Boot schwankte bereits gefährlich.
Hinter Bigfoot und Sidnee tauchten amphibische Pranken aus dem brodelnden Wasser auf und hielten sich am Bootsrand fest. Ein platter Krötenkopf folgte. Eine weitere Zunge schoss daraus hervor, wickelte sich um Bigfoots Hals und zog den Littlelord rücklings in die Fluten. Er schrie schrill, bevor er zwischen den schwarzen Körpern verschwand und nicht wieder auftauchte.
Sidnee erlitt ein ähnliches Schicksal. Twaysi schlug die Hände vor den Mund und schrie ihre Angst hinaus, als die Kwötschis im Boot den Jungen angriffen und unter sich begruben. In diesem Moment kenterte das Wasserfahrzeug.
Twaysi bemerkte nicht, dass es im Schilf neben ihr raschelte. Als sie den schwarzgrünen, schlammigen Körper vor sich sah,
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