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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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nur sagen, was er in seiner Betäubung dachte. »Es ist ganz einfach, Traysi. Es tut nicht weh.«
    Traysi kicherte. »Kann sein. Sterben is nich schwer… Hätt gern noch so viel gemacht. Honey getötet. Weggegangen. Vielleicht zu Gwaysi, ja. Oder einfach mit dir. Weg mit dir, Rulfan. Woanders hin. Irgendwo, wo es besser is.«
    Rulfan dachte, dass es nirgendwo besser war. Es war überall gleich schrecklich und dunkel. Überall drohte der graue Fluss. Die unbarmherzige Gleichgültigkeit des Schicksals.
    Traysi bäumte sich vor Schmerzen auf. »Rulfan… Sag nichts von Sterben… Sag, dass du mit mir weggehst, bitte! Zu Gwaysi! Zu meiner Schwester. Lüg mich an.«
    Rulfan fasste ihre Hand fester. »Ich werde dir gleich Medizin holen, Traysi. Sobald du eingeschlafen bist. Und wenn du aufwachst, gehen wir zusammen weg. Zu Gwaysi.«
    Traysi lächelte. Ihr Körper entspannte sich. Das Kinn sank zur Seite. Sie atmete ein letztes Mal aus, dann hoben und senkten sich die schweren Felle nicht mehr.
    Rulfan streichelte über ihre Haare. Ihr entstelltes Gesicht war von ihm abgewandt. Aus diesem Winkel sah sie wunderschön aus. Eine schlafende Göttin, die nie mehr erwachen würde.
    »Vielleicht hast du den einfacheren Weg von uns beiden genommen«, murmelte er schmerzerfüllt.
    Ein harter Schlag traf ihn in den Nacken! Rulfan keuchte und sank auf die Knie. Hinter ihm fauchte die Stimme einer Taratze.
    Verflucht! Rulfan fiel erst jetzt wieder ein, dass Traysi die Taratzen beeinflusst hatte. Mit ihrem Tod endete dieser Einfluss!
    Die beiden Taratzen packten Rulfan und zogen ihn durch den langen Tunnel, fort von Traysis auf dem Tisch aufgebahrtem Leichnam.
    Rulfan riss sich los und schlug einer Taratze die Faust ins Gesicht. Die andere hielt ihn noch immer fest und umklammerte seinen schmerzenden Brustkorb. Flammendes Rot erschien vor Rulfans Augen. Er keuchte gequält.
    Die andere Taratze richtete sich zornig auf. »Frresssen ihn gleichh!«
    Die erste Taratze zischte etwas in ihrer Sprache, das wie eine Zurückweisung klang. Rulfan verstand das Wort »Hrrney«.
    Ihn schauderte. Das bedeutete sein Ende! Hrrney war vermutlich längst tot, und wenn er zu dem wütenden Mob in der U-Bahn-Station gebracht wurde, würden sie ihn in kleine Stücke reißen. Ein so ruhiger Tod wie Traysis schien ihm nicht vergönnt zu sein.
    Es dauerte nicht lange, bis sie nahe der Themse auf vier weitere Taratzen stießen, die anscheinend auf der Suche nach Rulfan waren. Die Rattenmutanten unterhielten sich in ihrer kehligen Sprache. Rulfan verstand kein einziges Wort. Sie waren aufgeregt und knurrten schnell durcheinander.
    Er sah zwei von ihnen zurück in die Richtung der Kanalisation gehen. Sie werden Traysis Leiche holen. Rulfan hob das Kinn. War jetzt der Moment gekommen? Hatten die anderen Taratzen soeben erfahren, dass ihr König tot und Rulfan zum Fressen freigegeben war?
    Die vier Taratzen um ihn herum sahen ihn gierig und hasserfüllt an. Er sah den Hunger in den kleinen schwarzen Augen, glaubte schon die Krallen zu spüren, die sich in sein wundes Fleisch schlugen.
    Der Kreis, den die Taratzen um Rulfan zogen, wurde immer enger. Noch immer hielten zwei ihn fest. Rulfan bäumte sich auf, warf sich gegen den Griff.
    Ein mächtiges Fauchen erklang und ließ die Taratzen zusammenzucken. Ein harscher Befehl folgte. Rulfan erkannte eine Taratze, die deutlich größer war als der Rest und fast so groß wie Hrrney. Ihr graues Fell war von weißen Haarsträhnen durchwoben. Bei ihr waren andere Taratzen, die meisten von ihnen verletzt. Sie sahen aus, als kämen sie aus einer Schlacht.
    Eine heftige Debatte auf Taratzisch entbrannte. Rulfan wurde hin und her gerissen. Schließlich setzte sich die Taratze mit den weißen Haarsträhnen durch und packte den Albino. »Hrrney verrletzzt! Du rretten!«
    Rulfan schaffte es gerade noch, ein bitteres Lachen zurückzuhalten. Seine Wangen blähten sich leicht. Hrrney lebte noch? Und ausgerechnet er sollte ihn retten? Was zur Hölle dachten sich diese Drecksviecher eigentlich? Er war es gewesen, der Hrrney so zugerichtet hatte, und er würde es jederzeit mit Freuden wieder tun!
    Die Taratze packte ihn und zerrte ihn mit sich. Rulfan hatte gar keine Wahl, als ihr zu folgen. Er beschloss vorerst gar nichts zu sagen. Seine Lage erschien ihm immer skurriler.
    Vielleicht kann ich ja zumindest zu Ende bringen, was ich begonnen habe. Wenn diese Viecher tatsächlich so dämlich sind, mich zu Hrrney zu lassen, kann ich ihm

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