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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Art und Weise, wie die Warrington ihn benutzt hatte, um Matt und Aruula zu erpressen, dem in keiner Weise nach.
    »Keinen Schritt weiter!«, sagte Rulfan drohend. Der Säbel in seiner Hand zitterte. Er hatte kaum noch die Kraft, ihn zu halten. Seine Flucht aus dem Nest hatte ihm alles abverlangt.
    »Keine Angst, Rulfan.« Die Warrington lächelte. »Wir sind keine Feinde mehr.« Ihr Gesicht unter der roten Perücke wurde ernst. »So wie es aussieht, ist die gesamte Enklave auf Guernsey verloren. Commander Drax und die Barbarin brachten uns darüber hinaus einen glaubwürdigen Beweis für den Tod Leonard Gabriels.«
    Rulfan ließ den Säbel sinken. »Mein Vater…«
    Es waren zu viele Informationen auf einmal! Dass Matt und Aruula zurück waren, hatte er ja schon geahnt. Aber: Die Enklave verloren? Sein Vater tot? Wenn Matt und Aruula den Beweis erbracht hatten, musste es so sein.
    Lady Warrington schien seine Zweifel zu spüren. »In Anbetracht der Umstände…«, sie zögerte kurz, »… bieten wir dir an, bei uns zu leben.«
    »Wie überaus großzügig von dir«, ätzte Rulfan. »Gehen euch langsam die Leute aus? Glaubst du wirklich, dass ich freiwillig auch nur einen Fuß in die Anlage setze, in der man mich gefangen gehalten hat?«
    »Sei vernünftig, Rulfan. Wo willst du denn hin? Zu den Lords? Das sind Barbaren.«
    »Ihr seid nicht besser!« Rulfan war so wütend, dass seine Handknöchel weiß hervortraten. Den Schmerz in seiner rechten Hand spürte er nicht.
    Sein Vater war tot! Der letzte Mensch, der ihm hier in London etwas bedeutet hatte. Rulfan wollte schreien. Er wollte töten. Doch er wollte sich vor Josephine Warrington keine Blöße geben.
    »Verschwinde! Nimm deinen EWAT und verzieh dich, oder ich schlitze dir deinen fetten Bauch auf und sehe zu, wie deine Gedärme herausquellen!«
    Lady Warrington wurde blass. »Rulfan, jetzt beruhige dich! Wie ich schon sagte: Wir sind keine Feinde mehr! Wenn du nicht mit uns kommen willst… sollen wir dich vielleicht von hier fortbringen und irgendwo absetzen? Die Taratzen…«
    Rulfan hörte ihr nicht mehr zu. Er wandte sich von der Frau in dem grauen, viel zu engen Rüschenkleid ab und taumelte vom EWAT fort.
    Vater ist tot. Der Gedanke hämmerte in seinem Schädel. Er drohte alles zu verschlingen, was Rulfan noch am Leben erhalten hatte. Vater ist tot.
    Rulfan hörte die Rufe von Lady Warrington hinter sich kaum. Belangloses Gerede. Leere Floskeln. Niemals würde er sich diesen Verbrechern anschließen! Er wankte auf die Häuser zu, tauchte zwischen zwei Ruinenfronten ein und hörte nur auf die lautlosen Schreie in seinem Kopf. Den Klang des bohrenden Schmerzes über den Verlust des letzten Menschen in Euree, der ihm etwas bedeutet hatte.
    Nur langsam konnte er auch an das Gute denken, dass die Warrington ihm mitgeteilt hatte: Matt und Aruula lebten noch.
    Ob sie in der Nähe sind? Rulfan brauchte jetzt Freunde bei sich. Wenn er mit seinem Schmerz allein blieb, würde er durchdrehen.
    ***
    Chelsea, im Dorf der Lords
    Matt schützte Paacival mit allem, was er hatte. Die Explosivgeschosse des Drillers lehrten die Taratzen das Fürchten. Trotzdem griffen sie weiter an.
    Ganz in der Nähe hörte er einen Aufschrei von Biglord Djeyms. Der Lord stand erhört auf einem aus Trümmerteilen aufgeschichteten Turm, der über die Absperrung der Ruinensiedlung reichte. »Se ham dem Dwuud den Kopf abgeschnitten!«
    Ein Aufschrei ging durch die Reihen der Männer. Obwohl Matt gespürt hatte, dass der Druide im Dorf der Lords nicht gerade beliebt war, war es ein unheiliges Verbrechen, dessen toten Leib zu schänden.
    Die Lords verdoppelten ihre Bemühungen. Ihr ohnehin schon gnadenloser Kampf wurde zur Raserei. Die letzten Taratzen innerhalb des Dorfes wurden niedergemetzelt. Auch Aruula tötete zwei von ihnen, während Matt seiner Rolle als Paacivals Leibwächter alle Ehre machte. Er erledigte drei Taratzen, die sie einzukreisen versuchten.
    Paacival selbst blutete aus einer Streifwunde am Bein, doch er hielt sich wacker. Ein Stein hatte seine Schulter getroffen und war an dem dicken braunen Fell abgeprallt, das der Lord über dem verblichenen roten T-Shirt trug.
    »Se ziehn sich zuwück!«, brüllte Biglord Djeyms von seinem erhöhten Aussichtspunkt.
    Die Lords, die weit gestreut gekämpft hatten, kamen nun alle zu Paacival. Es war offensichtlich, dass dieser Angriff in erster Linie ihm gegolten hatte.
    »Was issen mit de Tawatzen los?«, fragte Littlelord Seimes. »Haste

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