2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen
sprühend auf. Ein fehlerhafter
Wurf. Ja, sie kannte das Spiel und
wusste, dass die Scheibe erst nach
einigen Minuten neu entstehen würde.
»ES hat uns betrogen. Hat uns glauben lassen, dass wir mit der Erde und
dem Sonnensystem untergehen müssten. Wären wir sonst geflohen? Die
Lüge vom Paradies, das auf uns wartet, kam zur ungünstigsten Zeit. Inzwischen entpuppt sich genau dieses
Paradies als Hölle. Aber wo steckt
ES? Dass Terra noch existiert, wissen
wir inzwischen. Ebenso, dass es die
Bedrohung in der Milchstraße nicht
mehr gibt. Dafür wird Stardust bald
ums Überleben kämpfen müssen. Wir
beide sind alt, uns kann es egal
sein ...«
Die Stimme verstummte. Allein verschwommene Gedankenbilder blieben.
Shanda hatte den Eindruck vorbeigleitender flacher Bauten. Sie nahm
wahr, was fremde Augen sahen. Die
Bewegung wurde langsamer, kam zum
Stillstand.
Der Gleiterbus war da.
*
Shanda begab sich auf die untere
Ebene. Sie setzte sich an die Fensterfront, und der Sitz neben ihr blieb
frei.
Vierzig Minuten Fahrzeit lagen vor
ihr.
Draußen zog ein Lichtermeer vorüber. Shanda achtete kaum darauf. Sie
lehnte sich zurück, dachte an Herman,
aber richtig konzentrieren konnte sie
sich nicht. Unter halb geschlossenen
Lidern hervor musterte sie die anderen
Passagiere in ihrer Nähe. Einige schliefen, andere starrten so hartnäckig nach
draußen, als gäbe es dort Besonderes
zu sehen.
Drei Reihen vor Shanda unterhielt
sich ein älteres Paar ... Vor allem der
Mann wirkte unruhig. Shanda ließ ihn
für eine Weile nicht aus den Augen.
Vielleicht war er es, der glaubte, von
ES betrogen worden zu sein. Sie spürte seine Aufregung und dass er zornig
war, mehr aber nicht.
ES – die Superintelligenz ES.
Herman hatte in seiner umfangreichen Sammlung viele Datenspeicher, die Fakten und Spekulationen
vereinten. Ein seltsames Wesen war
dieses ES, fand Shanda. Vielleicht
glaubte sie das auch nur, weil sie sich
wenig darunter vorstellen konnte. Und
wieso hatte das ES keinen Namen? Ob
ES genauso sauer auf diese Anrede reagierte wie sie selbst, wenn jemand sie
»Kind« nannte?
Zögernd fragte sie sich, ob ES auf
eine ähnliche Art und Weise auf die
Menschen im Stardust-System aufpasste wie Herman auf sie. Aber das
machte die Geschichte für sie nicht
greifbarer. Ihr Interesse daran erlahmte ohnehin schon wieder. Sie hatte mit
ES nichts zu tun und ES ganz sicher
nicht mit ihr.
Die Gebäude draußen verschwammen zu grauen Schemen. Shanda
drückte sich die Nase an der Scheibe
platt, bis ihr klar wurde, dass heftiger
Regen eingesetzt hatte.
Zehn Minuten erst? Sie streckte die
Beine aus und massierte mit beiden
Händen ihre Oberschenkel.
Eine Sensorstimme meldete sich:
»Um dir die Zeit zu verkürzen, stehen
vielfältige Angebote zur Verfügung.
Ich empfehle eine Dokumentation
über den Planeten Katarakt. Das Geschehen um die immateriellen Städte,
insbesondere das Erscheinen der Jaranoc ...«
»Nein!«
»Dein persönliches Fahrtziel erreichen wir erst in zweiunddreißig Minuten. Eine ausreichende Zeitspanne, um
grundlegende Informationen ...«
»Nein!« Shanda überlegte verwirrt
und fügte dann hastig hinzu: »Was ist
mit Informationen über den goldenen
Funkenregen?«
Warum sie gerade darauf kam, hätte
sie nicht zu sagen vermocht. Weil sie
eben über ES nachgedacht hatte? Herman hatte in letzter Zeit öfter über ES
geredet. Ziemlich aufgeregt sogar. Er
hatte über den Funkenregen gesprochen, über seltsame Dinge in der Stardust-Nadel und dass ES mit alldem in
Verbindung stehen müsse.
Der Funkenregen ... Seit sie in der
Nacht schweißgebadet aufgeschreckt
war, entsann sich Shanda, dass sie das
schon von ihrer Mutter gehört hatte.
Herman hatte das vorhin sogar bestätigt. Ihre Eltern waren irgendwann in
den goldenen Funkenregen geraten.
»Solche Informationen sind archiviert«, sagte die Servostimme. »Die
Beobachtungen reichen zurück bis ins
Jahr 1347 NGZ. Wenn du aus dem vorhandenen Material gezielt auswählen
möchtest ...«
Shanda erschrak. Nein, das behagte
ihr nicht. Was war denn überhaupt interessant? Sie hatte keine Ahnung.
»In diesem Datenbereich ist eine Zufallsauswahl möglich«, ergänzte der
Servo nach einigen Sekunden.
Shanda nickte. Eigentlich war es ihr
egal. Sie würden sich ohnehin nicht
darauf konzentrieren können, denn ihre Gedanken schweiften bereits ab.
»Ich verzichte. Oder – nein, warte!
Miranda ... Miranda Sarmotte – hast
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