2543 - Perry Rhodan - Flucht nach Talanis
befehlen, was ich
tun muss.
So wollte sie nicht leben. Denn dann
war sie nicht mehr als ein Versuchsobjekt. Stets unter Beobachtung, immer
fremden Blicken ausgesetzt. Nie mehr
wirklich allein.
Diese Gedanken machten ihr Angst.
Der Feuerhüpfer fiel ihr wieder ein.
Ihr würde es wie dem Tier ergehen, sobald sich herausstellte, dass sie wirklich
eine Mutantin war. Dann gehörte sie der
Stardust-Union und nicht mehr sich
selbst.
»Ich habe keine Ahnung ...«
Valting lachte hell. »Ist schon gut,
Shanda. Gib dir nicht so viel Mühe, deine Gedanken zu verbergen. Ich sehe dir
an der Nasenspitze an, was los ist.«
Sie wollte an ihre Nase fassen und
hielt gerade noch inne. Dümmer hätte
sie kaum reagieren können.
»Verstehst du nicht, Shanda?«,
drängte der Mann. »Dieses Etwas,
VATROX-VAMU, hat womöglich schon
das ganze Stardust-System im Griff. Ich
befürchte, dass es nirgends anders aussieht als hier.«
»Aber was will VATROX-VAMU von
uns? Und wieso sind wir beide nicht davon betrof...?«
Schlagartig wurde ihr klar, dass sie
gegen den Angriff des Unheimlichen
immun sein musste. Weil ihre Eltern
einst in den goldenen Funkenregen geraten waren. Es konnte gar nicht anders
sein. Valting war schließlich ebenfalls
mit einem Funkenregen in Berührung
gekommen, und das schon Jahre vor ihren Eltern. Wenn sie sich recht entsann,
zählte Valting zu den Ersten, die mit
dieser Erscheinung konfrontiert worden
waren. Womöglich war er der Erste
überhaupt.
Diese Widerstandskraft gegen VATROX-VAMU – war das die eigentliche
Fähigkeit?
»Ich habe den Eindruck, dass du allmählich begreifst«, sagte Valting.
Shanda erschrak. »Kannst du Gedanken lesen?«
»Das nicht. Ich bin durch den Funkenregen besonders langlebig geworden, womöglich sogar unsterblich. Was
davon zutrifft, werde ich bestimmt eines
Tages erfahren – spätestens, sobald unser Universum kollabiert.«
War das beißende Ironie? Oder sarkastischer Humor? Shanda hatte den
Eindruck, dass sich beides vermischte.
Dazu Neugierde, aber auch Erwartungsangst.
Sie schaute wieder auf die Holofunktionen ihres Armbands. Zugleich dachte
sie über Valtings Befürchtung nach.
VATROX-VAMU war überall im System? Wahrscheinlich hatte der Hagere
recht. Sie wollte es nur nicht wahrhaben.
Sie rief den nächsten Sender ab. Nostalgia Trivid. Das Holo zeigte einen hell
schimmernden Planeten vor der Schwärze des Weltraums. Ein strahlendes Blau
und Grün waren die beherrschenden
Farben, darüber hingestreut die weißen
Wirbel ausgedehnter Wolkenbänke und
ihr Schattenwurf. Wären nicht die großen Kontinente gewesen, diese Welt
hätte ihre Ähnlichkeit mit Zyx nicht
leugnen können.
Doch Shanda wusste, dass sie Terra
sah, die Heimat der Menschen. NT sendete nach mehr als 115 Jahren immer
noch Berichte über die Milchstraße und
das Solsystem.
Sie kannte die Wiedergabe, das Logo
des Senders, weil Herman Nostalgia
Trivid häufig auf die Bildwand geholt
hatte. Eine leichte Drehung des Planeten würde gleich den von Nord nach
Süd verlaufenden Doppelkontinent ins
Bild bringen und danach den zernarbten einzigen Mond. Schräg unter dem
Mond sprang dem Betrachter dann ein
hantelförmiges goldfarbenes Raumschiff entgegen.
Aber nichts bewegte sich. Das Logo
war eingefroren.
Mit einem Fingertippen aktivierte
Shanda die Zeiteinblendung. Demnach
war das Bild vor gut einer Viertelstunde
erstarrt. Das musste ungefähr der Zeitpunkt gewesen sein, als die Gedankenflut über sie hereingebrochen war.
Sie schaute zu Valting auf. Er verhielt
sich abwartend, aber sie spürte seine
wachsende Unruhe.
Der nächste Sender: New Home Trivid.
Nichts außer einem wesenlosen Rauschen. Shanda hatte so etwas nie zuvor
erlebt. Ihre Aufregung wuchs. Sie ließ
die Suchfunktion durchlaufen. Der Trivid-Marker stoppte ein Dutzend Mal
oder mehr, bevor Shanda die Eingabe
rückgängig machte.
Sie hatte Konserven gesehen: Filme,
Dokumentationen, Diskussionen – und
ebenso oft Totalausfälle. Nichts Aktuelles jedenfalls. Dabei stürzten sich die
Sender sonst wie Raubvögel auf alles,
was im System geschah.
»Das gesamte öffentliche Leben
scheint zusammengebrochen zu sein«,
kommentierte Valting tonlos.
Es fiel ihr schwer. Trotzdem entschloss
Shanda sich, ihm zu glauben. »Und was
nun?«
»Was nun?«, wiederholte er. »Mir sind
die Hände gebunden, solange ich nicht
im Detail weiß, was Sache ist. Ich bin
erst einmal auf Informationen angewiesen,
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