2544 - Gefangene des Handelssterns
Obermotz?« Gucky zog einen Flunsch. »Ich würde zu gern mit ihm über gewisse fiese Mutantenfallen parlieren.«
»Ich gestehe, dass es mich ebenfalls in den Fingern juckt«, sagte Ras Tschubai, »die Unterhaltung mit Satwa und ihrem Symbionten unter veränderten Voraussetzungen wieder aufzunehmen.«
Obwohl Rhodan vollstes Verständnis für die Vergeltungsgelüste seiner Freunde hatte, ließ er sich nicht erweichen. »Wir müssen davon ausgehen, dass die Hauptleitzentrale eines solchen Riesengebildes durch autarke Verteidigungsanlagen gesichert wird, ähnlich wie bei vielen unserer Großkampfschiffe.«
Über die Kommandoregion hatte Jawna Togoya nichts in Erfahrung gebracht. Der Ausgang eines Versuchs, den Frequenzfolger Vastrear zu entführen, war also ungewiss.
»Wir sollten unser Glück nicht überstrapazieren. Die Öffnung möglichst vieler Außenschleusen hat Vorrang. Je schneller und koordinierter unsere Landetruppen eindringen können, desto geringer werden die Verluste sein. – Seid ihr fertig?«
Dank den Daten, die Jawna dem Rechnernetzwerk abgeluchst hatte, wussten sie, wo sie am besten ansetzen mussten. Ein »Reset« des Handelssterns durfte nicht dazu führen, dass die Insassen eingesperrt blieben. Daher war alles auf Notfälle eingerichtet, einschließlich der Fluchtmöglichkeit, bei der die Innenschotten geöffnet sein mussten.
Die Außenschotten blieben hierbei geschlossen. Doch dieses »Manko« konnte via Teleportation leicht umgangen werden: Man klapperte nach einander die Schleusen ab,verschloss die inneren Schotten, wodurch sich die äußeren öffnen ließen, und sprang dann weiter zur nächsten Schleuse.
Laut Rhodans Controller würde das vollständigeHochfahrenderSysteme rund zehn Minuten in Anspruch nehmen. Diese Zeit galt es zu nutzen.
*
Als die Systeme nach und nach wieder ihren Dienst aufnahmen, erkannte Vastrear, dass er FATICO verloren hatte.
Eine beachtliche Flotte von circa 40.000 Einheiten hatte blitzschnell rings um FATICO Position bezogen. Da die »Sonnentarnung« samt der damit gekoppelten Schirmbarrieren ebenfalls abgeschaltet war, näherten sich bereits zahlreiche Schiffe den Hangaranlagen.
Er konnte FATICO nicht halten, das wurde ihm auf Anhieb klar.
Selbstverständlich ordnete er an, einen Notruf abzusetzen. Aber es würde viel zu lange dauern, bis Verstärkung eintraf. Und an Bord befanden sich verhältnismäßig wenige Darturka, hingegen sehr viel Fachpersonal: ausgebildete Wissenschaftler und Techniker, wesentlich wertvoller als die Klonsoldaten, jedoch im Kämpfen ungeübt.
Sollte er sie in eine aussichtslose Schlacht schicken – oder versuchen, sie für zukünftige Aktionen zu retten?
Zumal die Personaldecke immer mehr ausdünnte, weil ständig Truppen aus Hathorjan abgezogen wurden. Nein, es konnte nicht im Sinne der Frequenz-Monarchie sein, wenn er seine Eliteeinheiten als Kanonenfutter verheizte.
Vastrear entschied sich für einen Kompromiss. Er befahl der Fachbelegschaft, FATICO durch die Transferkamine zu verlassen, sobald diese wieder in Betrieb waren.
Da es draußen von feindlichen Schiffen wimmelte, die einen Kordon um den Handelsstern gezogen hatten, war eine Flucht mit den wenigen vorrätigen Schlachtlichtern zum Scheitern verurteilt. Dennoch veranlasste Vastrear deren Start, damit sie nicht in die Hände der Angreifer fielen.
Den Verlust der Besatzungen nahm er in Kauf. Für die Vatrox, welche die Führungspositionen bekleideten, besaß der Tod keinen Schrecken. Ihr Vamu würde zu den Hibernationswelten zurückkehren und neue Klonkörper beseelen.
Den Darturka-Truppen hingegen erteilte er Befehl, den Handelsstern bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Vastrear bezweifelte nicht, dass sie ihm Folge leisten würden.
Darturka wurden schließlich dafür gezüchtet, ohne Rücksicht auf das eigene Leben zu kämpfen und ihren Vorgesetzten bedingungslos zu gehorchen.
Er wies sie sogar an, in aussichtslosen Situationen den Gegner mit Selbstmordattentaten zu schwächen. Allerdings sollten die Klonsoldaten dahingehend Zurückhaltung üben, dass sie den unersetzlichen Handelsstern nicht beschädigten.
Der Frequenzfolger schwor, sich FATICO in Bälde zurückzuholen. Vorerst jedoch musste er aus Gründen der Vernunft das Feld räumen.
»Was geschieht mit uns?«, fragte Satwa.
Er überlegte. Der Gedanke, die Tefroderin der Rache ihrer Artgenossen auszuliefern, entbehrte nicht eines gewissen Reizes.
Andererseits mochte sie ihm noch von Nutzen sein.
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