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255 - Winterhexe

255 - Winterhexe

Titel: 255 - Winterhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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festungsartige Residenz von Angus Corr erhob sich aus dem Zentrum der kleinen Stadt. Sie wirkte alt, aber noch so trutzig und uneinnehmbar wie am Tag ihrer Fertigstellung - wann immer das in den vergangenen Jahrzehnten oder Jahrhunderten auch gewesen sein mochte.
    ***
    Wenn es überhaupt etwas gab, was Angus Corr heilig war, dann war es sein Mittagsschlaf. Zumal er nicht wirklich während dieser Zeit schlief. Es gab so viele Annehmlichkeiten, die einem Herrscher seines Kalibers das Leben versüßten. Die Welt war voller Verlockungen, und er war in der Position, sich nehmen zu können, wonach ihn gelüstete. Heute, morgen… bis in eine ferne Zukunft, deren genaues Ende er sich weder vorstellen wollte noch konnte.
    Man mochte Angus Corr, Stadtkönig über Ayr, vieles nachsagen, aber nicht, dass er unter Selbstzweifeln litt. Er lebte die Rolle, die er tagtäglich gegenüber seinem Volk verkörperte, er war der erbarmungslose Despot, der keinen Fehler, keine Schmähung und erst recht keinen Verrat verzieh.
    So war er zu dem zwei Meter zwanzig großen Ungetüm von einem Mann geworden, als der er über sein Reich regierte. Seit nun schon über einem Jahrzehnt. Anfangs hatte es viele gegeben, die ihm seine Position hatten streitig machen wollen - in den letzten Jahren war die Zahl der Lebensmüden aber stetig zurückgegangen. Und nun herrschte er schon so lange unangefochten über die rege kleine Stadt, dass jeder andere an seiner Stelle sich vermutlich von dem scheinbaren Frieden hätte einlullen lassen.
    Nicht so Angus Corr.
    Er war immer wachsam geblieben und war es selbst jetzt, in den Armen dreier Weibsbilder, die nicht zu den schönsten, wohl aber wildesten seines Harems gehörten. Sie stellten Dinge mit ihm an, die selbst ihn noch ab und zu überraschten, und sie mochten sich untereinander nicht, was gut war. So schien sie ein beständiges Konkurrenzdenken zu immer neuen Höchstleistungen zu beflügeln.
    Angus grunzte zufrieden. Das Trio begrub ihn gerade unter seinen biegsamen schweißglänzenden Körpern.
    Völlig überraschend schwang die Tür des hohen Raumes auf, in dem neben dem riesigen Bett auch noch allerlei Gerätschaften standen, die Angus zur Luststeigerung dienten. Angus hob erzürnt den Kopf und schaute über Awendas dralle Pobacken hinweg auf den Wahnsinnigen, der es wagte, ihn in dieser Situation zu stören.
    Auch wenn der für jeden anderen als Wexley tödliche Zorn sofort verpuffte, blieb doch genügend Ärger zurück, um Angus Corr schnarren zu lassen: »Du nimmst dir in letzter Zeit etwas viel heraus, geschätzter Bruder. Ich weiß nicht, ob ich darüber erfreut bin. Ich fürchte sogar, ich bin es überhaupt nicht, und überlege bereits, ob du den Posten, auf den ich dich gesetzt habe, wirklich verdienst.«
    Langsam, schlangenhaft glitten die Leiber von ihm herunter. Dass Wexley ihn dabei völlig nackt und mit steil aufgerichteter Männlichkeit sah, ließ Angus kalt. Was ihn weiter in Rage versetzte, war das schlechte Benehmen des Hänflings, den niemand, der es nicht wusste, für seinen Bruder gehalten hätte. Zu unterschiedlich von Natur und Äußerem waren sie schon seit frühester Kindheit. Aber was Angus an Skrupellosigkeit und Muskelkraft mitbrachte, komplettierte seit jeher Wexley mit seiner Schläue, die mitunter geradezu brillante Züge annahm. Letztlich war es dieses Zusammenspiel von feinem Intellekt und Brachialgewalt gewesen, was Angus auf den Thron von Ayr gehoben hatte.
    Natürlich hatte auch Wexley seinen Platz in Angus' langem Schatten gefunden - und so unzufrieden, wie Angus es gerade vorgab zu sein, war er bei weitem nicht mit seinem Bruder. Er war einfach nur bei seinem zweitliebsten Zeitvertreib gestört worden. Und zumindest verbal musste er sich Luft verschaffen.
    Das wusste auch Wexley, der gelernt hatte, seinen aufbrausenden älteren Bruder in jeder Situation traumwandlerisch sicher einzuschätzen.
    »Die Huren sind auch später noch für dich da. Ich dachte…«, er grinste Angus in einer Weise an, wie er es immer tat, wenn er meinte, einen schlagenden Trumpf in der Hinterhand zu halten, »… es würde dich interessieren. Aber wenn du lieber neue Bälger in die Welt setzen willst -«
    Angus winkte die Frauen mit einer barschen Bewegung aus dem Zimmer. Auch jetzt sprachen sie kein Wort, übten sich in keinerlei Protest, sondern huschten durch die doppelflügelige Tür, durch die Wexley hereingeplatzt war, aus dem Raum. Als sie sich wieder geschlossen hatte, stand Angus

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