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256 - Der König von Schottland

256 - Der König von Schottland

Titel: 256 - Der König von Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Christian Schwarz
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Vielleicht würde er ja jetzt den Grund für Jeds damaliges Ausbleiben erfahren.
    Doch der Techno aus Waashton machte keine Anstalten, etwas darüber zu erzählen. Also fragte Matt ihn einfach danach. Stuart zog eine düstere Miene und rutschte unruhig im Sattel herum. Offensichtlich war ihm dieses Thema äußerst unangenehm. Doch gerade als Matthew schon befürchtete, er würde sich wieder in sein Schneckenhaus zurückziehen, begann Jed Stuart doch noch zu berichten…
    ***
    Grenzregion zwischen High- und Lowlands, September 2521
    Der EWAT schwebte in gut zwanzig Metern Höhe über einem schroffen, karg bewachsenen Bergrücken. Weiter unten führte ein schmaler, sich wie eine Schlange windender Weg über eine steil abfallende, saftig grüne Wiese. Oberhalb erstreckte sich lichter Wald.
    Ich saß auf dem Navigatorsitz direkt hinter Patric Pancis. Mein Pilot, Leibwächter und Vertrauter beobachtete das Geschehen im Panorama-Display ebenso interessiert wie ich und Nimuee, die sich neben Pat in den Kopilotensitz drückte. Huul, der Hauptmann meiner Celtics, hielt sich wie immer mit verschränkten Armen schweigend im Hintergrund. Der kleine, sehnige Mann in den Wildlederhosen und dem hellgrün-weiß gestreiften Hemd mit dem Kleeblatt-Wappen wirkte unscheinbar, war aber einer der gefährlichsten Kämpfer, die ich je kennen gelernt hatte. Daran änderte auch die lächerliche gelbe Plastiktrompete, die er als Erkennungszeichen aller Celtics um den Hals hängen hatte, nichts.
    »Sie wagen es also tatsächlich«, murmelte Pat. »Was tun wir, Jed?«
    »Du musst ihnen einen Denkzettel verpassen, Emryys«, drängte mich Nimuee. »Die glauben sonst, dass du schwach bist. Aber der König von Scootland darf nicht schwach sein.«
    Belehrt zu werden, entflammte Wut in mir. »Glaubst du, das weiß ich nicht selbst?«, fuhr ich sie harscher an, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Im selben Moment hasste ich mich dafür, denn ihr Gesichtsausdruck zeigte mir sehr deutlich, dass ich sie verletzt hatte. Ich versuchte meinen Ton zu mäßigen. »Ja, nun, wir werden ihnen also einen Denkzettel verpassen, richtig. Aber erst, äh, wenn ich es sage.«
    Ich starrte auf den Tross, der sich langsam über den schmalen Weg mühte. Wie Spielzeuge wirkten die sieben Holzkarren, die von je zwei mächtigen, hundeartigen Tieren gezogen wurden, die sie hier Colley nennen. Die Colleys mit ihrem langen dichten Fell flößten mir durch ihre Größe von gut eineinhalb Metern Risthöhe, aber auch durch ihre ungeheure Aggressivität und die drei spitzigen Kampfhörner, die auf Stirn und Schnauzenrücken saßen, Respekt ein. Die Abstände der Hörner zueinander wie auch die Richtung, in die sie ragen, scheinen vollkommen willkürlich. Gemein ist ihnen nur, dass sie tödlich wirken, genauso wie ihr Schlagschwanz.
    Und dann waren da die Pipaas, die Herren der Colleys. Jeder hatte ein eigenes Tier, das er steuern konnte - auf sehr eigentümliche Weise. Die Pipaas sind Meister im Spielen eines wunderlichen Instruments. Es wird Bagpaip genannt und besteht aus einer langen Pfeife und einem Luftsack. Mit den quietschenden, knarrenden Tönen, die ein Pipaa seinem Instrument entlockt, kann er seinen Colley nicht nur unter Kontrolle halten, sondern ihn auch zu den verschiedensten Dingen veranlassen, je nach dem, welche Melodie er spielt. Wenn man es denn Melodie nennen will.
    Ein Pipaa richtet seinen Colley, der ihm vom Chieftain seines Clans zugewiesen wird, bereits von der sechsten Lebenswoche an ab. Deshalb ist ein Colley sein Leben lang ausschließlich auf die Bagpaip seines Herrn fixiert. Stirbt ein Pipaa vor seinem Colley, muss man das Tier sofort töten, weil es sonst zur blutgierigen Bestie wird. Anderen Pipaas gehorcht es nicht.
    Dort unten gingen nun also die Mecgregers. Laut Nimuee gab es neben ihnen nur noch zwei weitere Clans in den Highlands, die Pipaas ausbildeten und so über die Colleys verfügen konnten. Das garantierte ihnen große Macht. Deswegen war der Tross auch nur mäßig gesichert. Sieben schwer bewaffnete Krieger in ihren rotblau karierten Tarts bildeten die Vorhut, fünf die Nachhut. Neben jedem Colley marschierte sein Pipaa und bearbeitete unablässig sein Instrument. Mit dem Richtmikrofon holte ich mir kurz die Geräuschkulisse in den EWAT. Das Quietschen und Plärren war kaum auszuhalten.
    Die Mecgregers hatten Gerste in den Lowlands gekauft und transportierten sie nun in ihr Clansgebiet, um ihren berühmten Uisge zu brauen, ein absolut

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