2574 - Das Lied der Vatrox
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Caha war keineswegs willens zu sterben, dafür wartete noch viel zu viel Arbeit auf sie, doch
sie hätte sich auch für den Orden geopfert. Sie war von demselben Ehrgeiz besessen wie ihre
berühmte Urahnin vor rund vierhundert Jahren, Cagra Honovoch. Diese Frau hatte es bis an die
Spitze des Ordens geschafft und sich ganz der Erforschung und Weiterentwicklung der mentalen
Fähigkeiten der Vatrox verschrieben. Dafür war sie sogar noch zur Spätgebärenden geworden, wie in
der Frauenchronik stand.
Andernfalls hätte es Caha nicht gegeben, die im Schutz des Ordens aufgewachsen war, mit all
seinen Privilegien und Lehren.
Sie konnte sich keine andere Arbeit vorstellen, auch wenn es manchmal hart war.
So wie jetzt, da sie den Dorfbewohnern die drohende Gefahr verschwieg und sie damit zum Tode
verurteilte. Aber es waren nicht viele, und sie lebten ganz am Rand der Gesellschaft, das war zu
verkraften.
Etwas Gutes würde daraus erwachsen, dessen war Caha sicher.
Caha wollte es ihrer Urahnin gleichtun, wenn nicht sogar mehr erreichen. Es wurde Zeit, dass
die Vatrox den entscheidenden Entwicklungssprung machten, und Caha war in das bedeutendste
Projekt ihrer Zeit involviert.
Nach dem gewaltigen Anstieg der Bevölkerung und der Ausweitung der mentalen Fähigkeiten auf
achtundneunzig Prozent bei den Frauen und einem Prozent bei den Männern hatte sich etwas
verändert. Irgendwann fiel die Veränderung den begabtesten Mentalinnen des Ordens auf. Wie
zumeist waren sie durch einen Zufall darauf gestoßen und der Sache nachgegangen.
Im Hintergrund der gedanklichen Kommunikationsebene war ein Geräusch entstanden. Nicht weiter
auffällig oder störend, nur ein leises Summen und Rauschen. Doch es war da und das
Erstaunliche daran: Es wirkte vertraut. Keinesfalls war es unangenehm.
Nachdem dieses Hintergrundgeräusch von sämtlichen Hochbegabten wahrgenommen und bestätigt
worden war, wurde innerhalb des Vamu-Ordens sofort eine Kommission gebildet, die das weitere
Vorgehen planen sollte. Diesem Geräusch musste nachgegangen werden! Es konnte nicht einfach so
entstehen und es war auch nicht ohne Grund da. Ein einfaches »Echo« der vielen Gedankenbilder war
nach mehreren Tests eindeutig auszuschließen.
Aber es konnte etwas ganz anderes bedeuten: War da noch jemand, dessen Gedankenströme
die Mentalinnen »hören« konnten?
Die Vatrox hatten das gesamte Vatar-System besiedelt und nutzten die Ressourcen der anderen
Planeten. Sie hatten Tausende Sonden geschickt und Scans angefertigt, jede einzelne Welt
»durchleuchtet«, doch abgesehen von Bakterien und Einzellern kein anderes höher entwickeltes
Leben gefunden.
Nicht auf dieser Ebene. Aber vielleicht existierten tatsächlich noch andere auf einer
anders gelagerten Ebene, etwa im hyperphysikalischen Bereich, also sozusagen »nebenan«? Immerhin
fanden in dieser Generation auch die ersten Feldversuche mit Hypertechnik statt, das hätte einen
Zugang öffnen können.
Im Zuge der Forschungen stellte sich ein erstaunliches Phänomen heraus, das noch mehr Rätsel
aufgab: Jedes Mal, wenn es zu einer Katastrophe größeren Ausmaßes kam, bei der Tausende Leben
vernichtet wurden, verstärkte sich das Hintergrundrauschen und nicht nur das: Dabei wurden sogar
teilweise Emotionen spürbar.
Und damit wurde das größte Projekt, das der Orden jemals ins Leben gerufen hatte, in Angriff
genommen. Um den Empfang des Hintergrundrauschens optimieren und letztendlich übersetzen zu
können, wurde alles versucht: angefangen bei Drogen, meditativer Trance bis zum Zusammenschluss
mehrerer Kleinkreise.
Unter Einbeziehung der schwach begabten Männer wie Regam wurde sogar ein Versuch der
»Mental-Technik« unternommen, doch das funktionierte nicht und musste aufgegeben werden.
In Bezug auf die Hyperphysik und die möglicherweise bei einem Feldtest versehentlich
herbeigeführte Öffnung - wohin auch immer - hatte Caha die Frage in den Raum gestellt, ob
nicht die Möglichkeit bestünde, dass dieses Rauschen von jemandem stammte, der außerhalb des Systems lebte. Und das wäre die größte Sensation von allen!
Um solche Überlegungen weiterzuverfolgen, musste zuerst herausgefunden werden, in welchem
Zusammenhang die Katastrophen mit der Verstärkung des Geräusches standen. Gab es besondere
Schwingungen,
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