2574 - Das Lied der Vatrox
war immer bei dir und habe dir übermittelt, wie es wirklich war, summte Caha
Honnofoch.
All das ist wirklich geschehen. Und Noglo ist auch hier, mein Geliebter und ich sind wieder
vereint. Wie wir alle vereint sind, flüsterte Tiva Itemba.
»Nein ... nein ...«, stöhnte Lucba auf.
Das war es also? Nicht ihre Forschungen, sondern weil sie die Stimmen der Toten immer schon
gehört, nur nie bewusst wahrgenommen hatte, hatten zu diesem Ergebnis geführt? Sie hatte gar
keine Wahl gehabt, war von Anfang an geführt und angetrieben worden, weil sie von den Ahnen als Katalysator erkannt und benutzt wurde?
Es war also alles tatsächlich real gewesen, genau wie Olea gesagt hatte!
Und das hatte Zeira Conobim wohl gespürt, von Anfang an, hatte erkannt, dass ein einzigartiges
Talent in Lucba schlummerte, und sie seither dazu angeleitet, es zu wecken.
Nun klärte sich alles!
Doch das war nicht die ganze Erklärung, das allein hätte nicht ausgereicht, um Lucba zu dieser
Forschung zu bringen.
Dazu hatte es jemanden gebraucht, der ihr einen Ansporn gab, der immer für sie da gewesen war,
der nie aufgehört hatte, an sie zu glauben. Genau genommen hatte er den Weg bereitet, sie durch
seine Unterstützung, aber auch Kritik Zug um Zug der Wahrheit näher gebracht.
»Usgan Faahr!«, rief sie in den Gesang hinein. »Du hast es gewusst, nicht wahr? Von Anfang an
hast du geahnt, dass es in mir ruhte! Du ... du hast mich ... zu dem gemacht, was ich jetzt
bin.«
Aber wollte sie das nicht? War es nicht das Ziel gewesen, die Rätsel der Vergangenheit zu
lösen, um den Weg für die Zukunft zu bereiten?
Ich hatte nicht vor, im Zentrum dessen zu stehen.
Sei nicht naiv, sagte Cagra spöttisch. Es ging von Anfang an alles nur von dir aus,
du warst immer das Zentrum. Ohne dich hätte es niemals funktioniert!
»Aber habe ich die Maschinen konstruiert, oder ...«
Hör auf damit!, unterbrachen Caha und Tiva gleichzeitig. Wir waren es nicht, das
warst nur du allein! Wir konnten dir vorwiegend Emotionen übermitteln, dich nach links oder
rechts biegen, aber du hast unsere Worte bis heute nie klar verstehen können. Du hast erspürt,
wohin wir dich weisen wollten. Du hast unser Vamu erkannt. Du bist der Gipfel der Entwicklung,
die Höchste des Vamu, begreifst du das denn nicht? Alle Bemühungen des Ordens gipfeln in dir -
einer Außenstehenden!
Aber darauf ist es mir nie angekommen ...
Lucba, du hast erreicht, was du erstrebt hast. Genügt das nicht?
»Doch«, murmelte sie. »Doch.«
Mit einem Mal befreit blickte sie in den letzten Sonnenstrahl. Na, das würde morgen ein
spannender Tag werden!
Also war es jetzt so, dass die Arbeit erst begann und nicht beendet war. Das schönste
Geschenk.
Heiter setzte sie den ersten Schritt, da rief eine Frau:
»Da ist Lucba Ovichat!«
Und schlagartig verstummten die Gesänge, und alle, wirklich alle auf dem Platz wandten
sich ihr zu.
»Ja, wirklich, da ist sie. Die Frau, die uns in die Zukunft führt!« »Sag es uns, Lucba
Ovichat, welche Antworten du noch bereit hast!« »Sprich zu uns, damit wir die Stimmen der Ahnen
hören können!« »Führe uns weiter!« »Ja, führe uns!«
Lucba wich zurück, als die Menge unwillkürlich auf sie zudrängte. »Nein, bitte«
10.
Tag L.O.T.: Jetzt
Die Frauen ließen sich nicht abweisen, jetzt nicht mehr, und es waren keine Roboter mehr da,
die sich um Lucba scharen konnten.
Die Frauen drängten immer näher an Lucba heran, sie war eingekreist, umzingelt, konnte nicht
entkommen.
Abwehrend streckte die Historikerin die Hände vor. »Nein!«, schrie sie. »Geht fort, lasst
mich!«
Doch sie gerieten immer mehr in Raserei, bedrängten sie, berührten sie. Lucba Ovichat schlug
um sich, drehte und wand sich, trat schließlich mit den Füßen aus.
»Bring sie uns!«, riefen die Frauen. »Bring uns die Stimmen der Toten! Du bist es, die den Tod
überwunden hat, die die Toten zu uns zurückbringt! Vereinige das Volk!«
»Weg von mir!«, kreischte Lucba, inzwischen in Panik. Eine wogende Masse war um sie, quetschte
sich an sie, raubte ihr die Luft, erdrückte sie.
Die fordernden Rufe wurden immer lauter, rauschten wie das Meer heran und schlugen sich
donnernd in ihrem Gehörgang. Die Historikerin konnte sich inzwischen nicht mehr wehren, sie war
unfähig, selbst die Arme zu heben, die an ihren Körper gedrückt wurden.
Ihr wurde schwindlig, sie rang mühsam nach Luft, und die Kräfte
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