2576 - Tor nach Terra
gaben alles. Viele von denen, die zu den TANKSTELLEN gingen und ihren Dienst leisteten,
kamen binnen weniger Stunden als psychisches Wrack wieder hervor. Die Heilungsdauer war zu diesem
Zeitpunkt ungewiss, sofern überhaupt möglich.
Schließlich hatte Bully es nicht mehr ausgehalten, war selbst zu den Globisten geeilt, hatte
sich eingereiht. Und wie alle anderen schreckliche Schmerzen gehabt; Schmerzen, die neben dem
Körper direkt den Geist heimsuchten.
Flüssiges Feuer in den Adern, die Nerven in Brand gesetzt, alle Pein direkt ans Gehirn und ins
Bewusstsein weitergeleitet. Alles von lodernden Flammen versengt, von Feuergarben, die fatal an
die gewaltigen Einschläge erinnerten, die vom Chaotender in den Kristallschirm jagten.
Bull war ein Zellaktivatorträger und mentalstabilisiert. Dennoch war er mit seinen Kräften am
Ende. Wie mussten sich erst die Globisten fühlen? Die normalen Menschen verfügten im Gegensatz zu
ihm über keinen Vitalenergiespeicher.
Parallel zum stärkeren Pulsieren des Kristallschirms hatte Bull den Eindruck, dass auch sein
Körper anschwoll, zu einem unförmigen Zerrbild wurde, nur um dann zur halben Größe komprimiert zu
werden. Sämtliche Zellen schienen den Zusammenhalt zu verlieren - verbunden mit immer neuen
Schmerzwellen.
Abermillionen Globisten wären gestorben - nur der Funkenregen der sich auflösenden BATTERIE
hatte ihnen geholfen, sie geheilt und gekräftigt! Eine BATTERIE gab es nun nicht mehr, wohl aber
die immer noch lebenden damaligen Globisten und ihre Kinder und Kindeskinder.
Reginald Bull runzelte die Stirn. Angestrengt versuchte er sich daran zu erinnern, wo sich
seine Frau Fran damals aufgehalten hatte. Er wusste noch, dass er sich gezwungen hatte, nicht an
sie zu denken, obwohl er zeitweise mit dem Gedanken gespielt hatte, sie zu sich zu rufen. Er war
sogar fest entschlossen gewesen, das zu tun. Aber erst, wenn der Kristallschirm brechen sollte.
Dann wären ihnen nur noch wenige Minuten geblieben, die sie zusammen verbringen konnten. Bis
dahin ... Er ertrug es nicht, seiner Frau die absolute Machtlosigkeit einzugestehen.
Fran Imith ... In den Erinnerungen an sie lauerte der Schmerz jener Stunde, in der er
sie verloren hatte. Der Schmerz, von ihr zu hören, dass sie es nicht mehr ertrug, neben ihm zu
altern; dass sie es so wenig ertrug, dass sie ihn verlassen musste. Sie lebte noch, inzwischen
163 Jahre alt.
Bully fragte sich, ob sie sich damals ebenfalls den Globisten angeschlossen hatte. Er wusste
es nicht. Und auch nicht, ob sie vielleicht zu jenen gehört hatte, die von den goldenen Funken
getroffen worden waren ...
*
»... dienten die Salkrit-Resonatoren nicht nur als Konzentrationshilfe für die Globisten,
sondern die auf das Kollektor-Korn übertragenen Kräfte wurden verstärkt.«
Mit den nächsten Sequenzen wurde in die Gegenwart umgeschaltet. Am Beginn stand das legendäre
Magellan-Stadion. Es befand sich etwa 6,5 Kilometer östlich des TOSOMA Place von Atlan Village
auf einem 500 Meter durchmessenden Areal.
Halb im Boden versenkt, sodass oberirdisch nur die Tribünen zylinderförmig knapp zwanzig Meter
aufragten, während es zum Spielfeld hin einen Höhenunterschied von weiteren zwanzig Metern gab,
erreichte die 245 NGZ erbaute Arena des Fußballvereins Nordstern Terrania einen Gesamtdurchmesser
von 200 Metern und bot 50.000 Personen Platz.
Am 1. August 1147 NGZ hatte an diesem Ort das erste öffentliche Fußballspiel nach den Dunklen
Jahrhunderten stattgefunden - ein Ereignis von einzigartiger Symbolkraft.
Der Versuch ab 1301 NGZ, anstelle des Magellan-Stadions eine Mutantenschule zu installieren,
verbunden mit einem Umzug ins Stadion der Sterne, blieb letztlich erfolglos - insbesondere
durch den legendären Einsatz des Monochrom-Mutanten und weltbekannten Fußballspielers Falo Gause
für das Magellan-Stadion.
Als eine der ersten drei TANKSTELLEN neben der Whistler-Arena und dem Stadion der Sterne wurde
der Ruf dieses Ortes weiter zementiert. Im Holo waren nunmehr die Säulen und Pylonen zu sehen,
die den Zylinderbau flankierten. In ihren Kugelenden gab es Projektoren für Prallfelder, die dem
zeltdachähnlichen Überspannen des Gesamtareals dienten, sowie die Beleuchtungskörper des
Flutlichts. Ansonsten bestach das Stadion auch im Jahr 1463 NGZ eher durch seinen Verzicht auf
Technik, was ihm nach wie vor eine unvergleichliche Atmosphäre bescherte.
Im Anschluss
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