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258 - Chronik des Verderbens

258 - Chronik des Verderbens

Titel: 258 - Chronik des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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wie in allen Hydritenstädten.
    Sie wollten gerade aufbrechen, als Skorm'ak ein leises Beben im Seegras vor ihnen sah. Ein Fisch , dachte er und wollte sich abwenden, doch dann sah er die Hand. Die winzigen Finger eines vielleicht achtjährigen Hydriten.
    Skorm'ak hob langsam den Arm und gab den anderen ein Zeichen, noch zu warten. Betont unbeteiligt schwamm er am Seegras vorbei, doch als er das hohe Büschel passierte, fuhr er herum und packte das Kind, das sich in den langen Halmen versteckt hatte, und zerrte es hervor.
    »Hab ich dich!«, klackerte er triumphierend und presste das Kind mit dem linken Arm an sich, während er ihm mit der Rechten den Mund zuhielt.
    Hak'don schwamm heran. »Es hat uns belauscht. Es muss sterben.« Mitleidslos betrachtete der Adjutant das verkrüppelte Hydritenkind mit dem schiefen Rücken.
    »Nein.« Skorm'ak sah dem Kind lange in die lidlosen Augen. »Halt du es fest. Wir nehmen es mit. Vielleicht kann es uns erklären, was hier in Gilam'esh'gad geschehen ist.«
    Kurzerhand hob er seinen Schockstab und stellte ihn auf Betäubung, während Hak'don das zappelnde Kind festhielt. Er drückte ab. Der junge Hydrit verstummte. Leblos trieb er in den Armen des Einäugigen.
    ***
    Vor der Kammer der Macht hatten sich über dreißig Hydriten versammelt. Sie alle wollten dem Aufbruch der Jagdgesellschaft beiwohnen, die mit Waffen und einigen der Rettungsquallen, die zu Hunderten an der Decke der Stadthöhle hingen, losziehen würde, um dem Kraken Einhalt zu gebieten.
    Auch Tel'mar und den kleinen Ast'ok konnte Vogler in der Menge erkennen. Der Einzige, der fehlte, war Dra'nis. Ob der Junge krank war? Der kleine Hydrit würde sich den Aufbruch des Jagdzuges sicher nicht freiwillig entgehen lassen.
    Viele der Hydriten zeigten auf die eindrucksvolle Rüstung von Pozai'don dem Zweiten. Der Wächter trug einen perlmuttschimmernden Panzer. Die Knochenplatte, aus der der Panzer gefertigt war, war mit einer dünnen Schicht aus Muschelpulver überdeckt. An den Armen und Beinen trug der große Hydrit Schienen, die nur die Dornen freiließen. Der ein wenig sonderbar geformte Kopf mit dem verkrüppelten Scheitel wurde von einem schimmernden Knochenhelm kaschiert. Alles in allem wirkte der Wächter der Stadt archaisch, wie ein Überbleibsel aus der Vergangenheit.
    Und genau das ist er im Grunde ja auch , dachte Vogler, während er die anderen Hydriten betrachtete, die wie Pozai'don eine Rüstung mit Waffenrock und Brustharnisch trugen. Die kurzen Waffenröcke waren aus festen geflochtenen Pflanzenfasern und Muschelschalen gefertigt. Einige trugen auch Waffenröcke und Lendenschurze aus glänzendem Fischleder.
    Der Platz vor der Kammer der Macht erstrahlte im hellen Licht des unterseeischen Tages. Die Leuchtmikroben, die sich nach dem Auf- und Untergang des Mondes und der Gezeiten ausrichteten, zeigten durch ihre Helligkeit die irdische Mittagsstunde an.
    Vogler sah zu den beiden Hydriten, die die Ausrüstung in eine der Begleitquallen luden und die Kampffische an langen Leinen befestigten. Er hatte die letzte Nacht damit verbracht, die Waffe fertig zu stellen und sie mit dem Gift zu bestücken, das den Kraken lähmen würde. Wenn er daran dachte, wurde er nervös.
    Was war, wenn er das Mittel falsch zusammengesetzt hatte? Wenn die Betäubung nicht lange genug anhielt oder nicht schnell genug wirkte? Und was würden die Hydriten mit seiner Waffe nach dem Einsatz tun? Würden sie sie zerstören - oder weiterentwickeln, nachdem er Gilam'esh'gad längst verlassen hatte?
    Obwohl die heutigen Hydriten äußerst friedliebend waren, erschreckte ihn ihre kriegerische Vergangenheit. Die Mar'os-Jünger waren ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht viel brauchte, um die Errungenschaften der Zivilisation rasch vergessen zu machen; da reichte schon der Genuss von Fisch und Fleisch.
    Pozai'don schwamm vor den versammelten Hydriten auf und ab. Hinter ihm verharrten seine acht Begleiter in der leichten Strömung. Mor'tras führte sie an. Sie hatten die Vorbereitungen abgeschlossen und sahen erwartungsvoll zu Pozai'don.
    »Wir werden aufbrechen, um den Gräueltaten dieses Kraken ein Ende zu setzen!«, klackerte Pozai'don herrisch. Er sah dabei zu Tel'mar und ihrem Sohn. Seitdem er die beiden gerettet hatte, war er für die verwachsenen Hydriten ein Held. »Nie mehr soll diese Bestie uns angreifen! Wünscht uns Glück für die Jagd!«
    Die umstehenden Hydriten klackerten laut und schleuderten Pflanzenblätter in ihre

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