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258 - Chronik des Verderbens

258 - Chronik des Verderbens

Titel: 258 - Chronik des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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das sein?«
    »Fragen wir das Kind.« Hak'don wies auf den jungen Hydriten. »Dafür haben wir es schließlich mitgenommen.«
    Skorm'ak machte eine zustimmende Geste und schloss die Augen. Sofort legte sich Stille über das dunkle Wasser des Schachts. Jedes Mitglied des Bundes wusste, dass der Quan'rill in seiner Versenkung nicht gestört werden durfte.
    Skorm'aks Hände lagen auf dem grünen Brustkorb des Kleinen. Wach auf! , befahl er scharf.
    Der Junge fokussierte den Blick. Leben kehrte in seine Augen zurück. An seinen Kiemen entstand ein gurgelndes Geräusch, als er das Wasser viel zu schnell einsog.
    »Wer seid ihr?«, fragte er mit unschuldiger Neugier.
    Skorm'ak griff nach seinem Geist. Die anderen Quan'rill sahen ihm aufmerksam zu. Der Meister des Bundes wusste, dass besonders Hert'an gerne gesehen hätte, dass er einen Fehler beging; sie würde jedes Anzeichen von Schwäche für sich zu nutzen wissen.
    »Sag mir, wie du heißt.«
    »Dra'nis«, klickerte der Junge benommen. »Mein Vater ist Ber'tan, der Bruder von Mor'tras.«
    »Sag uns, Dra'nis, was ist in der Stadt geschehen? Wo kommen all die Hydriten her?«
    Dra'nis berichtete, und der Bund hörte staunend zu, als der Junge von einem Menschen erzählte, der gekommen war, um die Seele der Stadt aus der Dunkelheit zu holen. »Bis dahin hatten wir uns versteckt. Er hat uns ans Licht geführt«, endete Dra'nis. »Und nun sind wir das Volk des Wächters. Das Volk von Gilam'esh'gad.«
    »Wo ist dieser Mensch jetzt?«, blaffte Hak'don und fing sich einen missbilligenden Blick Skorm'aks ein.
    »Er ist gegangen, zusammen mit seiner Gefährtin«, antwortete Dra'nis. »Aber die beiden Marsianer und der Seher Yann sind noch da. Sie helfen uns, Gilam'esh'gad wieder aufzubauen. Ich meine, Vog'ler und Clar'ice helfen mit. Yann ist krank. Er -«
    Skorm'ak gab dem Kind einen geistigen Befehl zu schweigen. Er sorgte mit seinen mentalen Kräften dafür, dass der Geist des jungen Hydriten weit fort war und der Gefangene nicht hören konnte, was die Quan'rill besprachen.
    »Wir müssen dieses Kind töten«, verlangte Hak'don. »Das Kind und alle anderen Bewohner.«
    »Richtig«, stimmte Hert'an zu. »Das Kind muss sterben. Es ist eine zu große Gefahr. Sie alle sind eine zu große Gefahr. Menschen, Marsianer… nie zuvor waren Fremde in der Stadt!«
    »Nicht so eilig mit dem Töten«, warf Skorm'ak ein. »Ich frage mich, ob das Kind uns nicht lebendig nützlicher sein kann. Es weiß viel über diese Stadt und seine Bewohner, kann sich frei darin bewegen.«
    »Was schlägst du vor?«, klackerte Hert'an.
    »Ich denke, das Kind könnte der Schlüssel sein, der uns das Tor zur Stadt öffnet.«
    »Aber es wird niemals tun, was wir von ihm verlangen!«, konterte Hert'an. »Und begleiten können wir es auch nicht.«
    »O doch, das können wir. Nicht bei ihm, sondern in ihm!« Skorm'ak sah zu Hak'don. »Was meinst du dazu? Wärst du bereit, dieses Wagnis auf dich zu nehmen?«
    Hak'don und er sahen sich lange an. Schließlich nickte Hak'don. »Wenn Ihr es wünscht, Meister, werde ich es tun.«
    »Ich danke dir.« Skorm'ak wandte sich an die anderen. »Hak'don wird seinen Körper mit dem des Kindes tauschen und die wichtigsten Kristalle aus der Bibliothek bergen, bevor wir die Stadt zerstören. Seid ihr damit einverstanden?«
    Die dreizehn Hydriten sahen einander an. Ihre Scheitelkämme signalisierten ihre Bereitschaft, noch bevor sie es aussprachen. Selbst Hert'an machte keine Ausnahme.
    Skorm'ak legte Hak'don das Kind in die Arme. Die anderen zwölf schlossen einen engen Kreis um den Einäugigen und Dra'nis.
    »Konzentriert euch«, klackerte Skorm'ak und schickte selbst seine mentale Kraft aus, um Hak'don zu unterstützen. Der Geist seines Adjutanten bahnte sich einen Weg in den des Kindes, während er die geistige Essenz des jungen Hydriten zu sich zog. Der Kleine war kein Quan'rill, deshalb war der Prozess für den Bund keine Gefahr. Hätte Hak'don seinen Geist mit dem eines Quan'rill getauscht, hätte er all seine Erinnerungen preisgeben müssen. So aber blickte nur er in die Erinnerungen des Kindes, während sein eigener Geist eine verschlossene Truhe blieb, die Dra'nis nicht öffnen konnte.
    Hak'don krampfte seine Arme um den kleinen Körper. Plötzlich wurde seine Körperhaltung schlaff, das Kind trieb aus seinen Armen.
    Skorm'ak löste seinen Griff aus den Flossenhänden der Quan'rill zu seiner Rechten und Linken. Das Kind paddelte wild mit den Beinen und sah ihn aus

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