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2585 - Der Tanz der Vatrox

2585 - Der Tanz der Vatrox

Titel: 2585 - Der Tanz der Vatrox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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umarmte ihn.
    Eine unendlich lange, viel zu kurze Stunde vergaß Vastrear seinen Schmerz.
    *
    Vastrear lernte, die blinde Equarma zu lieben.
    Der Vatrox hatte recht behalten: Die Wiedergeburt erwies sich tatsächlich als eine Befreiung für Equarma. Was immer auf ihr gelastet haben mochte, schien von ihr genommen.
    Equarma stürzte sich in ihr neues Leben.
    Sie besorgte sich einen Roboter, um ihr im Labor zu assistieren. Ein handgroßer, stets in Kopfhöhe schwebender Diskus, der nicht von ihrer Seite wich und ihr das Augenlicht ersetzte.
    Der Roboter beschrieb ihr, was er wahrnahm - und gab Equarma damit in gewisser Weise mehr, als sie verloren hatte. Seine Wahrnehmung lotete Bereiche aus, die einem Vatrox verwehrt blieben.
    Es war ihr nicht genug. Nach einiger Zeit stellte sie die Datenausgabe im Labor um. Equarma las nun mit den Fingern von Folien. Strich Vastrear darüber, spürte er nur eine raue Oberfläche. Equarma erklärte sie die Welt. Bald las sie mit den Fingern schneller, als es Vastrear mit seinen Augen vermochte.
    Vastrear liebte sie dafür.
    Ihre Augen waren erloschen, aber das war ein geringer Preis dafür, dass die alte Equarma zurückgekehrt war. Die Equarma, die nie aufgab. Die Equarma, die sich in der Unterwelt der Voidular ebenso selbstverständlich behauptete wie in ihrem einsamen Labor am Wasserfall auf Tamontain wie auf Hibernation-5.
    Mit jedem Tag, den er mit ihr verbrachte, rückte ihre Blindheit in den Hintergrund, verwandelte sich die tragische Behinderung in eine Nebensächlichkeit.
    Bei jedem Besuch Vastrears hatte Equarma neue Tricks ersonnen, besser zurechtzukommen. Bei jedem Besuch verblüffte ihn ihre Geschicklichkeit. Equarma stolperte niemals, rannte niemals in Hindernisse. Es war, als reiften ihre verbliebenen Sinne, schärften sich in einem Maße, dass sie das verlorene Augenlicht mehr als ausglichen. Manchmal verblüffte sie ihn so sehr, dass ihm ihre Sicherheit unerklärlich war. Es sei denn, Equarma hätte neue, unerhörte Sinne entwickelt.
    Eines hatte Equarma dagegen zweifellos entwickelt: Leidenschaft.
    Sie tanzte für Vastrear, fiel über ihn her, konnte nicht genug davon bekommen, mit ihm zu schlafen. Vastrear erwiderte ihre Leidenschaft, gab sich ihr hin, verlor sich in ihrem Liebesspiel ...
    ... bis die Zweifel zurückkehrten. Sie taten es in den Augenblicken, in denen er als Letztes mit ihnen gerechnet hätte: wenn sie sich liebten.
    Früher, mit der sehenden Equarma, hatte sich der Akt als eine Vereinigung angefühlt. Als löste sich für kurze Zeit sein Vamu von der körperlichen Hülle und vereinigte sich mit dem Equarmas. Der Akt war eine Erlösung gewesen, ein Ort, der nur ihm und Equarma gehörte, der keinen Schmerz kannte.
    Mit der blinden Equarma blieb die Erlösung aus. Ihre Leidenschaft riss ihn mit - aber dabei blieb es auch. Sie waren nur noch Gefährten. Wenn sie Erlösung anstrebten, dann auf eigenen Wegen.
    Equarma entglitt ihm.
    Und jedes Mal, wenn sie sich in Leidenschaft trafen, entglitt sie ihm weiter, wuchsen seine Zweifel.
    Bis sie unerträglich wurden.
    *
    »Weißt du, was Equarma tut, wenn du nicht bei ihr bist?«
    Die Frage Expeputs hallte in Vastrear nach, wollte ihm keinen Frieden mehr lassen. Etwas ging mit Equarma vor, das spürte er. Aber was?
    Er musste es herausfinden, wollte er sie nicht endgültig verlieren. Und er war bereit, einige Akte der Leidenschaft, die ihm zur Qual zu werden drohten, dafür zu opfern.
    Vastrear kehrte von einer erfolgreichen Mission zurück. Der Frequenzfolger hatte sie abgeschlossen, ohne einen einzigen Schuss abfeuern zu lassen. Nach der Auslöschung der Tadego buhlten die übrigen Völker ihrer Sterneninsel darum, in den Schoß der Frequenz-Monarchie aufgenommen zu werden.
    Wie es ihm zur Gewohnheit geworden war, überließ er seiner Kriegsordonnanz die Verwaltungsarbeiten, die ihn auf Hibernation-5 erwarteten, nahm sich einen Gleiter und steuerte den subplanetarischen Trakt an, in dem Equarmas Labor lag.
    Vastrear blieb an der Oberfläche und legte sich auf die Lauer.
    Ihm blieb eine Woche, vielleicht sogar zehn Tage Zeit, die Antworten zu finden, nach denen er sich verzehrte.
    Drei Tage genügten.
    An einem sonnigen Nachmittag trat Equarma aus dem Untergrund. Sie war allein, ihr Assistenzrobot musste im Labor geblieben sein. Ihre Bewegungen waren zielstrebig und sicher.
    Hätte Vastrear es nicht besser gewusst, er wäre nie auf den Gedanken gekommen, eine Blinde vor sich zu haben.
    Einer der vielen

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