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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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erhellte sich der durchsichtige Globus.
    Ich sah die Bilder, aber dann spürte ich, wie die Kordel etwas mit mir tat. Ich fühlte mich wie in die Bildwelt entrückt.
    Und ich erinnerte mich ...
    *
    Irgendwann später wurde es auf der großen Ranch kalt. Der Alte ließ sich nicht mehr blicken, und was Steambody mir erzählte, klang nicht gut. Mich fror - ein lange vergessenes Gefühl und eine Überraschung für jemanden wie mich, dessen Körper, was die Wirklichkeit betraf, eher abstinent lebte wie ein Nönnchen im Frauenzwinger.
    Steambody bewegte sich langsamer, zäher als sonst. Wunderte mich nicht, dass er eine Tages ganz ausblieb. Das Rumoren in der Tiefe der Maschinenstadt hatte aufgehört. Alles erlahmte. Sogar die bunten Buttervögel, von denen es früher nur so gewimmelt hatte, machten schlapp.
    Und, glaubt es oder nicht, wenn ich in der weißen Kammer saß und den Uhrendeckel hob, um nachzusehen, ob ich das Ding nicht doch irgendwie in Gang setzen konnte, zitterten mir die Finger, und ich ließ es bleiben.
    Ich versuchte, mein Training als Steuermann fortzusetzen. Alles wurde mir immer vertrauter: der große Pionier Tataoparan und wie er an die Sache herangegangen war, voller Sehnsucht nach dem Unzugänglichen und voller Heimweh zuletzt nach einer Welt, die nicht seine war; Ahunamu, verwundet und hoffnungslos, der wusste, dass er fern des Depots sterben würde; Murrubyric und seine kristalline, unerbittliche Neugier - und all die anderen mit ihrer besonderen Zugangsweise, die von der Signatur ihrer Epoche geprägt war.
    Und, glaubt es oder nicht, irgendwie konnte ich sie schließlich alle verstehen. Alle. Mir war, als wären wir eine große Gemeinschaft.
    Dabei störte es mich nicht, dass sie alle seit so langer Zeit tot waren. Ich war es ja auch.
    *
    Vor Kurzem musste ich mein Training unterbrechen, weil dieser Rhodan vorbeischaute, wohl, um mich mal wieder mal umzunieten.
    Mir war zu kalt. Ich wollte zurück zum Training und hatte für solchen Unfug keinen Sinn.
    Ich hatte allerdings im Lauf der Zeit natürlich mitgekriegt, dass das Alte irgendwelche Hoffnung in diesen Mann setzte, und sagte: »Diesmal geht es um alles. Du musst dich beeilen.«
    Und damit wir keine weitere Zeit vergeudeten, schoss ich mir selbst in den Kopf und kehrte danach zurück zum Training.
    Der Kopfschuss war nicht wesentlich angenehmer als die Schüsse in die Brust, aber auch nicht unangenehmer. Und, was soll ich lügen, dieser letzte Blick in Rhodans bestürztes Gesicht war dieses Bravourstück allemal wert.
    Diesmal dauerte es keine vier Monate, und Rhodan war - halleluja und große Freunde allerorten - wieder da.
    Und er wollte etwas, das nur ich ihm geben konnte.
    Sollte er doch versuchen, es sich zu holen.

»Lange nicht gesehen!«
     
    Mondra Diamond hielt sich ein paar Schritte hinter Rhodan. Er schien ihre Zurückhaltung nicht zu bemerken. Fast andächtig bewegte er sich über die Straße und las die Namen über den Geschäften wie in Trance: Wan Chang's Chinese Restaurant. Isham Brothers' Hardware. Condon Bank. Brown & Cubine Shoes. Das Postoffice. Slausson's Drugstore.
    Dann der Saloon mit dem Schild, auf dem ein Tiger dem Betrachter lautlos entgegenbrüllte.
    Rhodan nahm die beiden Stufen und stieß die Schwungtüren auf.
    Der Raum war völlig weiß. Kein Tresen, keine Treppe, die in ein höheres Stockwerk führte. Keine sichtbare Lichtquelle.
    Nur ein einziger runder Holztisch. Der Mann, der am Tisch saß, hatte den Cowboyhut weit in den Nacken geschoben. Rhodan sah die rote Mähne darunter hervor- und über den Kragen seines Mantels quellen.
    Der Mann schien mit irgendetwas, das auf dem Tisch lag, sehr beschäftigt zu sein. Rhodan konnte nicht sehen, was es war. Der breite Rücken des Mannes verbarg es vollständig.
    »Hallo, Rawland«, sagte Rhodan. »Lange nicht gesehen.«
    Der Mann sah nicht auf, blickte sich nicht um, sondern murmelte nur: »Bist ein wenig spät dran, oder?«
    *
    »Piet Rawland«, sagte Rhodan. »Wir kennen uns schon eine Weile. «
    Endlich hatte sich Piet Rawland umgedreht. Als er Diamond erblickte, erhob er sich und lupfte andeutungsweise den Hut. »Verzeihung, Ma'am. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Mr. Rhodan auch diesmal eine Lady mitbringt.«
    Rawland trug einen langen Mantel; Rhodan fiel kurz das Band auf, das seinen Cowboyhut schmückte: eine metallisch schimmernde Kordel, in der immer wieder ein Lichtreflex aufblitzte.
    Die Kälte hatte um keinen Deut nachgelassen. Der Fremde trug keinen

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