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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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über einem Jahrhundert in einer Welt der erhöhten Hyperimpedanz, die einen beträchtlichen Teil der galaktischen Hochtechnologie lahmgelegt hatte oder mindestens schwer behinderte. Er hatte die verheerenden Hyperstürme erlebt, in deren Wirkkreis Raumschiffe von Taubheit und Stummheit geschlagen und völlig orientierungslos werden konnten. Er hatte als Epiphänomen der Hyperorkane die Tryortan- Schlünde aufreißen sehen, diese Öffnungen ins Nichts, die Materie erfassten, verwirbelten, in den Hyperraum abstrahlten oder an irgendeiner anderen Stelle des Universums wieder verstofflichen konnten, häufig bis zur Unkenntlichkeit deformiert.
    Aber nun führte ihn der mnemotische Leitfaden in den Geist des Anthurianers. Der Geist des Steuermanns wurde nicht nur von den eigenen Sinnen über die Außenwelt unterrichtet, sondern von den intensivierten, weit reichenden Sinnesorganen der Sektorknospe.
    Ganz zu schweigen von Tataoparans zweitem paranormalen Gesicht...
    Die Raumzeit erschien ihm wie in einem Albtraum gefangen, alles so zäh, so widerspenstig. Das malträtierte Universum - ein sterbenskranker Patient, verwundet von unzähligen Tryortan-Schlünden.
    Rhodan wusste, was der Anthurianer wusste: Auf einen dieser Raumzeitaufrisse ins Wesenlose hielt Steuermann Tataoparan zu.
    *
    Rhodan erinnerte sich nicht, wie lange die Sektorknospe geflogen war. Er hatte das Gefühl, dass der Steuermann wenigstens einmal geschlafen hatte. Stunden oder Tage? Rhodan fehlte der Maßstab.
    Der mnemotische Leitfaden hatte sogar die Träume aufgezeichnet, aber was der Anthurianer träumte - eine Kaskade von Visionen, Düften, maritimen Strömungsbewusstseinen, sexuellen Erregungen und Wahrnehmungen seiner paranormalen Sinne -, blieb für den Terraner weitgehend dunkel und unentwirrbar.
    Schließlich erreichte die Knospe ihr Ziel: ein Drei-Sonnen-System, das möglicherweise einmal Planeten besessen hatte, die aber gegebenenfalls dem Schwerkraftlabyrinth schon vor Jahrzehntausenden zum Opfer gefallen sein mussten. Ein Hyperorkan tobte.
    Unter dem System gähnte der Tryortan-Schlund, eine tiefrote trichterförmige Leuchterscheinung, die Rhodan vage an einen irdischen Tornado erinnerte, nur dass immer wieder schwarze Blitze das Tiefrot des Phänomens für den Bruchteil eines Augenblicks zersplittern ließen.
    Im weiten Umfeld des Schlundes bewegten sich anthurianische Schiffe und Raumstationen.
    Vhasinc fuhr mit einem Fingernagel über eine der lackierten Flächen seiner Brust. Ein schrilles Kreischen, wie Kreide auf Schiefer. »Ihr habt dieses System in irgendeiner Weise präpariert?«
    »Nein« sagte Tataoparan. »Wir haben es vor einigen Wochen entdeckt. Der Sturm wie der Schlund sind erstaunlich stabil.«
    »Warum?«
    »Die Ursache für die Dauerhaftigkeit liegt unter anderem in den drei Sonnen und in ihrer spezifischen Konstellation. Wünschst du weiterreichende Daten?«
    »Nein«, sagte der Wachtmeister. »Ihr wollt selbst hineinfliegen?«
    »Überrascht?«
    »Nein. Die Admiralität vermutet seit Längerem, dass ihr eine Passage durch die Hyperraumaufrisse sucht. Allerdings hätte ich damit gerechnet, dass ihr das Derivat verwendet, um neue Sonden auszusenden und ihre Arbeit zu koordinieren, um herauszufinden, inwieweit der Schlund befahrbar ist.«
    »Selbstverständlich haben wir sondiert«, verriet ihm Tataoparan. »Schon vor Jahrzehnten. Aber die Sonden sind verschollen.«
    »Sehr ermutigend«, schnarrte der Wachtmeister. »Jetzt wollt ihr größere Objekte verschollen gehen lassen. Ein großer Fortschritt.«
    Der Anthurianer hatte sich in seiner Blase hoch aufgerichtet. Die Spannung des Anthurianers übertrug sich auf Rhodan.
    Der Steuermann sagte: »Wir haben herausgefunden, dass es keine natürliche Passage gibt. Wir müssen den Aufriss und seinen hyperphysischen Hintergrund künstlich modifizieren. Dazu dienen die Derivate. Sie sind Kundschafter und Wegebaumaschinen zugleich.«
    »Ihr wollte dem Chaos Vernunft beibringen«, urteilte Vhasinc. »Respekt. Habe einen solchen Haufen blinden Wagemuts bei euch nicht für möglich gehalten.«
    »Wenn du das Schiff noch verlassen möchtest - es wäre möglich. Dein Schiff ist in diesem Außenbezirk des Hyperorkans manövrierfähig.«
    Wider Erwarten bedachte sich der Wachtmeister länger und, wie es schien, ernsthaft. »Die Admiralität schätzt Vorsicht als Baustein von Mut«, sagte er dann. »Sie verpönt allen Leichtsinn. Ich wünschte, mein Auet und ich könnten eurem Unternehmen

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