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2590 - Der Tote und der Sterbende

2590 - Der Tote und der Sterbende

Titel: 2590 - Der Tote und der Sterbende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Er hat meinen Kopf gestützt. Ich sehe Bisswunden an seinen Fingern.
    War ich das etwa? Musste er mir den Mund gewaltsam aufreißen, um mich davor zu bewahren, die Zunge zu verschlucken? Warum hat sich nicht das Schiff darum gekümmert? Ich weiß, dass zahllose Sicherheitsmechanismen die Gesundheit der Besatzungsmitglieder bewahren sollen.
    Er nickt mir kurz zu und lächelt, auf diese typische Rhodan-Weise, die die Leute für ihn einnimmt, weil er sie annimmt. Es ist nichts Künstliches daran, er ist einfach so. Vielleicht ist er auch deswegen der Terraner.
    Gleich darauf wendet er sich ab, geht zurück zu seinem formenergetischen Sitz und lässt sich hineinplumpsen. Er wird wieder zum Piloten und taucht in MIKRU-JONS Verbundgedanken ein, um mit seinen erweiterten Tastsinnen ins Weltall, in die Schneise hinauszulauschen.
    »Sei vorsichtig!«, sagt Mondra, während ich wackelig auf die Beine komme. »Du warst völlig weggetreten. Krämpfe schüttelten dich. Wir mussten dich zu dritt festhalten und verhindern, dass du dir etwas antust.«
    »Ich kann mich an so gut wie nichts erinnern.«
    »Das ist auch besser so.« Sie atmet tief durch. »Für einige Zeit dachten wir, dass wir dich verloren hätten.«
    »Für einige Zeit? Es fühlte sich an, als wäre bestenfalls eine Minute vergangen.«
    Mondra blickt auf ihre Uhr. »Dein Anfall dauerte eine geschlagene Viertelstunde. Dein Gesicht war blau, die Atmung kaum vorhanden. Mikru«, sie deutet auf den Avatar und redet mit wütender Stimme weiter, »wollte dich bereits aufgeben. Für sie ist Perry scheinbar der einzig Wichtige an Bord. Wir hingegen ... «
    Es kümmert mich nicht mehr, was MIKRU-JON getan oder gesagt hat. Diese Dinge wirken angesichts der Leere, die ich mit einem Mal empfinde, völlig belanglos.
    »Was ist mit dir?«, fragt Mondra. Sie stützt mich. Ich sehe ihr an, dass sie einen weiteren Anfall befürchtet und sich Sorgen macht.
    Ich kann sie beruhigen. Mir geht es so weit gut. Noch. Denn etwas an und in mir funktioniert nicht.
    Ich hätte niemals derart lange weggetreten sein dürfen. Der Zellaktivator hätte gegen die Wirkung des Hyperblitzes angehen müssen. Doch er hat es nicht.
    Weil er nicht mehr funktioniert.

3.
    Ein guter Rat von Großmutter Henri
     
    Es stand wieder einmal ein Besuch im La Belle an. Er musste nach seinen Pferdchen sehen und dafür sorgen, dass die Mädchen nicht zu übermütig wurden. Immer wieder kam es vor, dass sie sich von ihren Kunden übervorteilen ließen. Three-Cent- und Half-Dime- Münzen aus der New-Orleans-Prägung wurden von der örtlichen Bank nicht angenommen, geschweige denn von den Kaufleuten in der Main Street. Dennoch landeten sie immer wieder in der Kasse, genauso wie irgendwelche glitzernden Gesteinsklumpen, die kaum einen Wert besaßen. Weil die Mädchen dumm waren.
    Piet drückte die Schwingarme der Tür beiseite, trat ins La Belle und sah sich aufmerksam um. Die dicke Jacqueline, eine vorgebliche Französin mit einem Stammbaum, an dem mehr Streuner ihr Beinchen gehoben hatten, als man glauben mochte, unterhielt sich gelangweilt mit Joe, dem Pianospieler. Piet hatte noch niemals einen Pianospieler kennengelernt, der nicht Joe hieß.
    Ein Neger, dessen Namen er nicht behalten hatte, reinigte Spucknäpfe. Josh, der von den Jahren gebeugte Hausdiener, der sich sein Gnadenbrot verdiente, kehrte den staubigen Boden, und die dralle Köchin schlug am Tresen mit ihrem Fleischhammer auf fetttriefende Steakscheiben ein.
    Amy und Nelly, die beiden spindeldürren Geschöpfe, die aus einer der neu entstandenen deutschen Siedlungen hoch im Norden ausgebrochen waren, weil sie die streng religiösen Gesetze der Stadtgründer nicht mehr länger ertragen hatten, hielten sich eng umklammert und starrten ihn ängstlich an.
    Die beiden Klappergestelle spülten trotz ihres bescheidenen Äußeren viel Geld in die Kasse. Die Cowboys und Eisenbahnarbeiter steckten ihnen gerne ein paar Cents extra zu. Sie wirkten so erbärmlich, dass selbst die Herzen der hartgesottensten Kerle weich wurden.
    Steambody lehnte am Tresen und kippte sich einen kurzen Klaren hinter die Binde. Das Getränk, auf seinen künstlichen Metabolismus abgestimmt, ließ ihn gleich darauf beweglicher und selbstsicherer wirken.
    »Wo sind Lulu und Cindy?«, fragte Piet die dicke Jacqueline.
    »Oben«, meinte sie und feilte sich gelangweilt ihre Nägel. »Haben einen Kunden.«
    »Einen?«
    »Ja.« Jacqueline sah ihn furchtlos an. Sie war die Einzige, die ihm

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