2590 - Der Tote und der Sterbende
befürchtet habe. Und viel zu früh. Erinnerungen an Atlans Berichte steigen in mir auf; im Laufe seines langen Lebens hat er mehrfach seinen Zellaktivator verloren oder gestohlen bekommen. Bei ihm traten die Beeinträchtigungen deutlich später auf ...
»Es geht schon wieder«, sagt Perry nach mehreren tiefen Atemzügen.
Er ist blass, doch er schafft es, auf eigenen Beinen stehen zu bleiben, während sein SERUN erste Anzeichen eines Neustarts optisch darstellt.
Er deutet auf die Kugel. Wir haben nicht mehr auf sie geachtet, haben unsere ganze Aufmerksamkeit auf Perry gerichtet. Sie leuchtet hell, und immer wieder fahren Blitze aus ihrer Hülle, um nach wenigen Metern wirkungslos zu verpuffen. Es ist ein Feuerwerk, das da abbrennt. Es entwickelt keinerlei Hitze, und die optisch erkennbaren Effekte sind nicht sonderlich beeindruckend. Ich vermute, dass auf einer höherenergetischen Ebene wesentlich heftigere Entladungen geschehen, und gleich darauf bestätigt mein SERUN die Annahme.
Perry wankt auf die Kugel zu. Mit jedem Schritt wird er selbstsicherer. Er wirkt fokussiert, und er nimmt den Schmerz, den er verspüren muss, kaum mehr wahr.
Eine der Blitzerscheinungen reicht nahe an ihn heran, und wieder fürchte ich um die Gesundheit meines Freundes. Doch es geschieht nichts. Perry ist wie magisch von der Kugel angezogen, und je näher er ihr kommt, desto schwächer wird der Sextadimschleier, um dann vollends zu verschwinden.
Ich folge ihm. Das Gefühl, in die Unendlichkeit zu fallen, ist wieder da, doch ich ignoriere es. Es ist wohl ein Nebeneffekt dessen, was der im UHF-Spektrum angesiedelte Schleier mit der Psyche eines Menschen anstellt.
Fasziniert beobachte ich die Wandlung des Objekts. Die chromfarbene Außenhülle wird sichtbar. Wir hatten recht. Es handelt sich um eine Silberkugel! Um ein Gerät aus den Fertigungsstätten der Oldtimer.
Ich spiegle mich in der Hülle. Ich sehe furchtbar aus. Ich habe tiefe Ringe unter den Augen. Die eingefallenen Wangen sind von roten, unregelmäßig geformten Flecken gezeichnet. Und dann dieser Blick ...
Mein Gesicht wird kleiner.
Die Silberkugel wird kleiner.
Der Schrumpfungsprozess geschieht völlig geräuschlos.
Ich unterdrücke ein Lachen. Wir stehen im Inneren einer Silberkugel. Drei weitere von ihnen, die Kampf- und Transportmittel von Icho Tolot, Eritrea Kush und Kardo Tarba, sind an unsere angedockt - und nun befindet sich ein weiteres dieser Multifunktionsgeräte in seiner minimierten Form in unseren Händen. Sie sind wie Seifenblasen, die in- und aneinander kleben.
Die neu entdeckte Silberkugel ist nun auf eine Größe von zwei Metern im Durchmesser geschrumpft, und noch immer wird sie kleiner. Eine Figur schält sich aus ihrem Inneren, und auch sie glänzt metallen, als hätte sie dieselbe Patina wie ihr Transport- und Aufenthaltsmedium angenommen.
Ich kenne diese Gestalt. Ich weiß, um wen es sich handelt. Und ich fürchte mich davor, ihr ins leblose Antlitz zu blicken.
Wir haben Lotho Keraete gefunden, der vor uns die Schneise nach Hinweisen nach dem PARALOX-ARSENAL abgesucht hat.
Die Kugel verkleinert sich zum Ruhemodus von eben mal Faustgröße - und entlässt auf diese Weise den Boten von ES.
Den toten Boten von ES.
Dessen metallener Brustkorb sich in diesem Augenblick hebt. Augen, die tot sein sollten, öffnen sich, starren mich an, und aus dem Mund entflieht ein wurmartiges Geschöpf, das auf mich zusteuert, als wollte es sich in mich verbeißen ...
ENDE
In der »Schneise« von Anthuresta schlummern viele Geheimnisse, aber mit diesem Fund hat Perry Rhodan nicht gerechnet. Nur - wird ihm das weiterhelfen bei seiner Suche nach den Zeitkörnern?
Michael Marcus Thurner hat auch den nächsten Roman verfasst und liefert uns nähere Informationen über die Hintergründe und Probleme der Mission Perry Rhodans. Denn offenbar ist dieser nicht der Erste, der damit beauftragt wurde, das PARALOX-ARSENAL zu finden.
Der Roman mit der Nummer 2591 erscheint in einer Woche überall im Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel:
IM AUFTRAG DER SUPERINTELLIGENZ
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