2590 - Der Tote und der Sterbende
Revolverhelden und darauf, dass er die QUEEN bestens im Griff hatte. ES' Auftrag, das PARALOX-ARSENAL zu finden, geriet in ernsthafte Gefahr, wenn diese gewaltige Schiffssphäre nicht hundertprozentig zu ihm stand.
Die dicke Jacqueline kehrte zurück, wurde aus dem Nichts ausgespuckt. Die schrecklichen Wunden in ihrem Kopf waren verschwunden. Sie hatten bunten Kakteenblüten Platz gemacht, die wie Unkraut aus ihrem Kopf wuchsen.
»Ich bin mit deiner Schiffsführung nicht einverstanden«, sagte die Frau.
»Und was möchtest du dagegen unternehmen?«, fragte Piet. »Mich bei Perry Rhodan verpetzen? Meinst du etwa, dass er besser mit der QUEEN umgehen könnte?«
»Ich werde deine Anwesenheit einer weiteren Analyse unterziehen«, sagte Jacqueline. Ihre Augen glühten, und dünne Triebe glitten aus ihren Ohren, um das Gesicht rasch mit stacheligen Ranken einzufassen. »Wir sind nicht der Meinung, dass du es verdient hast, das Erbe der Anthurianer zu verwalten.«
»Trotz Perry Rhodans und meiner Legitimation?«
»Der Unsterbliche konnte einen Controller vorweisen. Und du? Was hast und was bist du? Nur, weil ES dich mit mir hat trainieren lassen, glaubst du, eine Berechtigung für meine Steuerung zu haben?«
»Ja«, sagte Piet Rawland. »Ich bin die rechte Hand des Alten, wenn man so will.«
»Du bist ein Nichts. Und Nichtse verwenden bekanntermaßen kaum einmal ihren Verstand.«
Die dicke Jacqueline drehte sich um und verwehte im energetischen Nirgendwo. Sie ließ den ehemaligen Revolverhelden nachdenklich zurück.
Hatte er einen Fehler begangen? Er hatte bloß versucht, jene Derivate der Anthurianer, die in der QUEEN steckten, hervorzukitzeln, um mit ihnen einen Dialog zu führen.
Es wäre angenehm gewesen, einen Gesprächspartner für die einsamen Stunden in seiner Nähe zu wissen. Er hatte jahrtausendelang in einem von Weiß durchdrungenen Zimmer gesessen und hatte darauf gewartet, dass irgendetwas geschah. Auch wenn er kaum eine Erinnerung an diese Zeit hatte: Er wollte nicht, dass er eines Tages dorthin zurückkehren musste. Piet wollte nicht beliebig aus- und eingeschaltet werden. Er wollte das Gefühl haben, ein denkendes und handelndes Individuum zu sein.
Die QUEEN verhielt sich nicht so, wie er es gerne gehabt hätte. Er wünschte vom Schiff mehr Bereitschaft zum Diskurs und mehr Eigeninitiative. Doch sein Wunsch war auf viel zu fruchtbaren Boden gefallen. Die QUEEN zeigte sich widerborstig. Sie entwickelte ein Zuviel an Selbstbewusstsein, das den Wünschen ihres derzeitigen Steuermanns entgegenstand.
»Ich möchte etwas zum Essen haben!«, rief er in die Leere.
»Nein!«, antwortete das Schiff mit Jacquelines Stimme. »Du hast kein Anrecht darauf. Du bist bloß eine Manifestation, und du kannst keinen Beweis erbringen, dass du auf Nahrung angewiesen bist. Also benötigst du auch nichts zu essen.«
Piet Rawland griff nach seinem Peacemaker. Die Waffe war real. So real wie er selbst. Und am liebsten hätte er sie verwendet, um das wenig Erkennbare in diesem Raum mit gezielten Schüssen zu zerstören.
Die QUEEN wollte es also auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen? Nun, die konnte sie haben. An Bord gab es nur einen, dessen Wille zählte. Er würde sich von widerspenstigen Gedanken und Erinnerungen an die Anthurianer nicht vom Ruder verdrängen lassen.
Wie hatte Großmutter Henri so schön gesagt? »Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, verlass dich auf jene Dinge, die du am besten kannst. Kämpf hart und unfair. Triff dort, wo es am meisten wehtut. Und unter keinen Umständen ...« Sie hatte bei diesen Worten ihren langen, dürren Zeigefinger ausgestreckt und ihn direkt unter die Nase des halbwüchsigen Piet Rawland gehalten. »... unter keinen Umständen trau jemals einer Frau.«
Blitzschnell hatte sie den Finger eingezogen und ihm mit unerwarteter Kraft eine Backpfeife versetzt, sodass ihm Hören und Sehen verging, er hinterrücks zu Boden purzelte und zwei Tage lang seinen Mund vor Schmerzen nicht öffnen konnte.
Oh ja! Er würde unfair kämpfen. Und von der dicken Jacqueline würde er sich ganz gewiss nicht überrumpeln lassen.
4.
Der Mond in der Leere
Die Impulse, die ich so sehr gewohnt bin, die ich so dringend benötige - sie sind nicht mehr da. Ich fühle schmerzliche Leere in mir.
»Was heißt das: Der Zellaktivator funktioniert nicht mehr?«
Perry hat seine Pilotenrolle verlassen. Wir sitzen einander in einem Nebenraum von MIKRU-JON gegenüber. In Schalensesseln, wie sie
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