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2590 - Der Tote und der Sterbende

2590 - Der Tote und der Sterbende

Titel: 2590 - Der Tote und der Sterbende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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gegenüber keinerlei Respekt zeigte. »Hast du ein Problem damit? Bist ja sonst nicht so prüde.«
    »Hat das Bürschlein für beide bezahlt?«
    »Geht mich nichts an. Wenn Lulu und Cindy zu wenig Geld nach Hause bringen, ist es deine Pflicht, ihnen die Hintern aufzureißen.«
    »Ich warne dich: Wenn du weiterhin eine große Lippe riskierst, verprügle ich dich, dass dir Hören und Sehen vergeht.«
    »Ach ja?« Jacqueline lächelte ihn an. »Du willst deine beste Stute zum Krüppel schlagen? Und wer, so frage ich mich, wird dir dann deine Mahlzeiten und den Schnaps finanzieren?«
    Sie griff sich an den wogenden Busen. Metallfedern sprangen unerwartet daraus hervor und zerschlitzten die fadenscheinige Kleidung. Sie griff danach, streckte lüstern ihre Zunge zwischen den rissigen Kunststofflippen hervor und sagte: »Möchtest du denn auf das da verzichten? Gib doch zu, dass dich meine Gebirgsstöcke mehr reizen als alles andere, was du in dieser lausigen Stadt bekommen kannst.«
    Sie hatte recht, verdammt! Jacqueline hatte Sachen drauf, die die jungen Dinger nicht einmal ansatzweise verstanden, und sie hatte ein höllisches Vergnügen daran, ihre Experimentierlust an ihm auszuprobieren.
    »Geh nach oben!«
    »Jetzt?« Sie grinste. »Meine Schicht ist noch nicht zu Ende.«
    »Ich sagte: Geh nach oben!«, schrie
    Piet.
    Piano-Joe mischte sich ein: »Hör mal, Boss, du solltest dich beruhigen.« »Sagt wer?«
    »Na ja, ich mein ja nur. Ist schlecht fürs Geschäft. Bringt Unruhe unter die Kunden, wenn zu viel schlechte Stimmung ist. Ich spiel dir ein Liedchen, Boss. Hab ich heute erst gelernt, Boss. Stammt aus der Hinterlassenschaft eines Darakir-Fomenten, der sein Federwerk über mehr als zweitausend Jahre lang mit den schönsten Tonfolgen angereichert hat, damit es nach seinem Tod, nach dem letzten Atemzug, wenn die drei Lungenblasen in sich zusammenfallen, diesen einen Song erklingen lässt ... «
    »Es interessiert mich nicht«, sagte Piet Rawland. Nach wie vor starrte er die dicke Jacqueline an, die keinerlei Anstalten machte, seinen Anweisungen zu gehorchen.
    »Ich könnte auch virimistisches Dartentum interpretieren«, sagte Joe mit kläglicher Stimme. »Du weißt ja: Die Weisheiten mehrfacher Selbstmörder, die in einem Wettstreit um die besten Nahtoderlebnisse liegen und sich unter ärztlicher Aufsicht immer wieder hinrichten lassen. Was glaubst du, was die alles zu erzählen haben ...«
    »Nein!« Piet sah auf seine Uhr.
    Es war spät geworden.
    11.56.
    Er musste diese Farce so rasch wie möglich beenden. »Halt einfach nur dein Maul, Joe. Und du, Jacqueline, bewegst deinen Hintern nach oben. Verstanden?«
    »Oh, wie ich mich fürchte!« Die Dicke wackelte mit allem, was ihr zum Wackeln zur Verfügung stand. Dann wandte sie sich ihren wenigen Zuhörern zu. »Habt ihr auch so viel Angst vor Piet Rawland, dem Cowboy, Revolverhelden und Todesschützen? Bibbert ihr, wenn er zu euch tritt? Versetzen euch seine Drohungen in Angst?«
    Sie lachte. »Auf mich wirkt er wie ein Versager, der starb, weil er nicht in der Lage war, sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen. Er ist mit anderen Versagern durchs Land gezogen, hat sich beim Fago ausnehmen lassen, hat kleinere und größere Betrügereien begangen, um irgendwann und irgendwo von irgendwelchen Ordnungshütern abgeknallt zu werden. Und von so einem soll ich mir Befehle geben lassen? Niemals!«
    Piet Rawland zog, richtete die Waffe auf den Mund der Frau und drückte ab. Während sie starb, lachte sie weiter, als wolle sie niemals aufhören, sich über ihn lustig zu machen. Erst als er die Trommel leer geschossen hatte, zeigte die dicke Jacqueline eine Reaktion:
    Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Wut. Der Kopf schlug gegen den Tresen. Holz splitterte, die virtuelle Irrealität erlosch. Energiewirbel frästen den Schein ab und kehrten das Sein hervor. Rings um Piet zeigte sich das triste Einerlei der Kommandozentrale.
    »Ich bin auf derlei Streit nicht sonderlich erpicht«, rief er ins Nichts. »Ich wünsche, dass meine Befehle ohne Wenn und Aber erfüllt werden. Ist dir das klar?«
    Niemand antwortete. Die QUEEN OF ST. LOUIS zeigte immer mehr Eigensinn. Sie wollte sich seinen Bedürfnissen nicht anpassen. Einzelne Steuerungskomponenten wehrten sich gegen seine Einflussnahme und erschwerten Piet Rawland das Leben. Vielleicht, weil eigentlich Perry Rhodan der Boss sein sollte?
    Was auch immer Perry Rhodan vorhaben mochte: Er verließ sich auf den

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