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2590 - Der Tote und der Sterbende

2590 - Der Tote und der Sterbende

Titel: 2590 - Der Tote und der Sterbende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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nicht so sicher. Hast du durchgehende Erinnerungen an dein Leben auf Wanderer? Weißt du, ob du noch ein Eigenbewusstsein bist - oder lässt dich das ES bloß glauben? Eine Superintelligenz schafft Leben, und sie nimmt Leben.«
    »Also schön. Worauf soll das hier hinauslaufen?«
    »Ist doch ganz einfach. Die QUEEN ist nicht damit einverstanden, dass ein beliebiger dahergelaufener Kerl wie du das Kommando über sie übernimmt. Zumal sie eigentlich BATIOVREE heißt. Sie könnte sich vielleicht mit einem wie Perry Rhodan anfreunden; oder aber auch ein wenig Eigenbewusstsein in Erwägung ziehen. Was spricht dagegen, auf Abenteuerurlaub zu gehen, nach all der Zeit in inaktivem Zustand?«
    »Dir ist klar, dass ich die Sektorknospe geformt habe? Sie nimmt Charakterzüge an, die sie von mir aufgeprägt bekommen hat.«
    »Genau deswegen weiß sie sehr gut, was sie von dir zu halten hat.«
    »Das ist lächerlich!« Ja, das war es. Die Sektorknospe, die seit Ewigkeiten auf Wanderer geparkt gewesen und nur kurz von diesem Ernst Ellert benutzt worden war, entwickelte nun, da er und Perry Rhodan sie zum Leben erweckt hatten, ein überbordendes Selbstbewusstsein. Trug er wirklich die alleinige Schuld daran, oder handelte es sich um Fehlreaktionen, um Verwirrungen?
    »Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit dir!«, rief ihm Henri zu. »Ich hatte mir erhofft, dass eines Tages etwas aus dir werden würde. Nein, kein vornehmer Gentleman; aber doch ein Mann mit Manieren, der seinen Verstand einzusetzen weiß. Und sieh dich an, wie du daherkommst: wie ein Vogelfreier, dessen Ziel stets der Horizont ist. Der nicht darüber hinausblickt.«
    »Hör auf damit, Großmutter Henri.«
    Musik setzte ein. Sie drang aus dem Himmel zu ihnen herab, und sie klang, als spielte ein ganzes MundharmonikaOrchester. Ein einfaches, sich mehrmals wiederholendes Thema.
    »Ich geniere mich für dich, Piet. Ich hätte dich niemals bei mir aufnehmen dürfen. Es war vergebene Liebesmüh, dich zu unterrichten. Du warst als Lebender Abschaum, und du bist Abschaum geblieben ... «
    »Ich warne dich ... «
    »Wovor denn?« Sie kicherte. »Dass du eine alte, gebrechliche Frau über den Haufen knallst?«
    Sie stützte sich auf ihre Flinte und atmete rasselnd. »Oh ja, es wäre dir zuzutrauen. Dir mangelt es völlig an Respekt. Ich hätte dich viel, viel öfter übers Knie legen sollen.«
    »Schluss jetzt!« Piet tastete über den Griff des Peacemakers. »Bringen wir's zu Ende, alte Frau.«
    Henri hustete angestrengt, ihr blasses und von unzähligen Falten zerfurchtes Gesicht lief hochrot an.
    »Ein Duell also«, sagte sie. »So, wie ich's mir gewünscht und erhofft habe. Nur gut, dass bereits Vorbereitungen getroffen wurden. Ich hätte dich niemals allein beerdigen können.«
    Sie deutete aufs offene Grab. Ein einfacher Holzsarg stand daneben, und auf dem einfachen Holzkreuz war sein Name eingeschnitzt. Darunter das Datum: »10. Mai 1463 NGZ, 11.56 Uhr«.
    Und eine weitere Zeile tiefer, klein und kaum zu erkennen: »Das erste Mal starb er als Dieb und Vogelfreier; das zweite Mal als ehrloser Steuermann.«
    »Die Prosa ist nicht sonderlich aufregend«, sagte Henri selbstkritisch, »aber was macht das schon, wenn man endgültig und für alle Zeiten aus dem Gedächtnis der Menschen gelöscht wird?«
    Die Mundharmonikas arbeiteten nun gegeneinander, die Klänge überschlugen sich, fanden zu einer Überleitung und dann zu einer neuen, intensiveren Melodie. Violinen setzten ein. Sie zitterten in einem lang gezogenen, schmerzhaft hohen Ton. Und nun der Trommelwirbel der Pauken ...
    »Ich duelliere mich nicht mit dir.« Piet trat einen Schritt näher. »Erschieß mich, wenn dir danach ist.«
    »Selbstlosigkeit kauf ich dir nicht ab, Jungchen.« Henri betrachtete ihn misstrauisch. »So hab ich dich nicht erzogen.«
    »Manche Dinge habe ich im Laufe der Jahre tatsächlich begonnen zu verstehen.« Er trat noch einen Schritt näher an Großmutter heran. Sie war gut und gern einen Kopf kleiner als er.
    »Hat die alte Henri etwa gewonnen?«, fragte sie und lächelte, sodass ihre prägnanten Zahnlücken zum Vorschein kamen. »Gibst du auf, beugst du dich vor dem Alter?«
    Piet tat ihr den Gefallen. Er stand da, stocksteif, und deutete dann eine Verbeugung an - um in einer fließenden Bewegung sein Messer quer über den Hals der alten Frau zu ziehen. Blut spritzte, benetzte seine Kleidung, badete ihn.
    Henris Gesicht zeigte grenzenloses Erstaunen. Sie versuchte, ihren Kopf

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