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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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kostete von ihr. Sie schmeckte salzig.
    Die Silberkugel zerbrach.
    Die von VATROX-VAMU entfesselten Kräfte umtobten sie. Die Wesenheit warf ihm Hass und Verachtung entgegen und ließ ihn spüren, dass sie seinen Tod wollte.
    Die Entität denkt und fühlt wie ein Kind, das nicht erwachsen werden möchte!, fuhr es Lotho durch den Kopf. Es ist, als wäre sie nach ihrer Werdung in ihrer ... hm ... charakterlichen Entwicklung stecken geblieben.
    Er wusste, dass ein derartiger Vergleich hinkte. Doch der menschliche Verstand funktionierte nun mal in Bildern; er kam mit abstrakten Gedankenkonstrukten nicht zurecht.
    Negra Tolt röchelte und schnappte nach Luft. Der wenige verbliebene Sauerstoff im Inneren der Silberkugel kondensierte.
    Eine dünne Eisschicht lagerte sich an der Innenseite der Schutzhülle ab.
    Lotho hätte nicht zu sagen vermocht, ob sie Ausdruck der herrschenden Kälte war - oder etwas ganz, ganz anderes darstellte.
    »James«, rief er, »hilf mir!«
    Seine Stimme war so dünn ... Der Schall wurde mangels Medium kaum weitergeleitet.
    Lotho Keraete hatte stets Wert darauf gelegt, wie ein lebendes Wesen zu wirken. Ein geringer Teil seines Maschinenkörpers war darauf ausgerichtet, menschliche Lebensart zu imitieren.
    Er atmete Luft ein, um sie zwischen zu speichern und durch nicht erkennbare Körperöffnungen wieder auszustoßen. Doch nun stellte der Körper ohne sein bewusstes Zutun die - scheinbare - Atemfunktion ein.
    Er musste niemandem etwas vorgaukeln.
    »Lotho ...« Negra Tolt verdrehte die Augen. Sie stieß einen letzten Seufzer aus, dann rutschte sie an ihm hinab und glitt in eine Bewusstlosigkeit, aus der sie wohl niemals mehr wieder erwachen würde.
    Lotho Keraete packte zu und legte Negra vorsichtig zu Boden, zwischen all die eng zusammengeschobenen Aggregate. Seine ganze Aufmerksamkeit verlagerte sich auf dieses kleine Bündel Wesen. Was rings um ihn vorging, spielte keine Rolle mehr. All die großen Aufgaben, denen er sich stellen sollte - sie ergaben keinen Sinn, wurden belanglos.
    Lotho streichelte Negra sanft über die Haare. Was geschah bloß mit ihm? Er war mehr Maschine als Mensch, und Gefühle hatten in einer derartigen Situation nichts zu suchen. Und dennoch ... Er empfand so unglaublich intensiv für die Frau. Seine große Liebe. Sie durfte unter keinen Umständen sterben! Er musste etwas unternehmen, musste sie retten ...
    Ringsum brachen die letzten Systeme zusammen. Dunkelheit erfasste die Silberkugel, der Raum zog sich mehr und mehr zusammen. Schauder voll Hass und Wut überschütteten ihn, doch es kümmerte ihn nicht. Sollte VATROX-VAMU ruhig toben; er hatte Dringenderes zu tun.
    Er nahm Negras Körper hoch, drückte seinen Mund behutsam auf ihren - und presste ihr sachte Luft aus den gespeicherten Körpervorräten in die Lungen. Sein internes Reservoir würde für sechs bis sieben weitere Atemzüge reichen.
    »Halt durch!«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Die Kälte ... sie war das nächste Problem. Die Temperaturen lagen weit unter dem Gefrierpunkt, bei minus 35 Grad Celsius, Tendenz stark fallend.
    Lothos Energievorräte reichten für eine Ewigkeit. Sie trieben ihn an und hielten seinen Kunstkörper am Funktionieren. Angesichts der Umstände spielte es keine Rolle, ob er einen geringen Teil dessen abgab ...
    Er besann sich seines Wissens über den eigenen Leib. Er war in der Lage, die Energiereservoire in seinem Inneren anzuzapfen und sie an seine »Außenhaut« zu lenken.
    Das Metall erhitzte rasch - und schenkte Negra durch Hautkontakt dringend benötigte Wärme. Er umfasste sie, so gut es ging, und rieb ihr über den fast nackten Leib.
    Er hatte drei oder vier Minuten gewonnen. Nicht mehr. Doch es waren so unendlich wertvolle Minuten ...
    Er durfte Negra nah sein. Spielte es denn eine Rolle, ob sie wirklich war oder bloß eine realitätsnahe Erscheinung?
    Die Silberkugel war nur eine poröse Hülle, die jeden Moment zu zerbrechen drohte. Was außerhalb dieses schützenden Kokons geschah, hätte seinen Verstand nachhaltig zerrüttet, hätte er länger als für wenige Sekunden hinausgestarrt.
    Doch Lotho Keraetes Universum umfasste bloß ihn und diesen zarten Frauenkörper, der kaum mehr Leben in sich trug.
    Er starrte Negra Tolt an und wollte ihr seine Liebe gestehen. Er mochte der Bote einer Superintelligenz sein; doch diese Berufung reichte längst nicht aus, um die Kraft dieser stärksten aller Emotionen wirklich zu verstehen.
    Er schenkte der Frau seinen zweiten, dritten,

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