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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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vierten und fünften Atemzug.
    Er erzeugte so viel Wärme, dass sich seine Metallhaut rotblau verfärbte. Unendlich vorsichtig berührte er sie da und dort, um eine möglichst gleichmäßige Hitzebestrahlung zu gewährleisten.
    Eine Minute, ein letzter Atemzug, dann würde er sie endgültig aufgeben müssen.
    VATROX-VAMU setzte seine wütenden Attacken unverdrossen fort. Sie kümmerten Lotho nicht. Er hatte andere, größere Probleme. Würde er es schaffen, Tränen für Negra zu produzieren, sobald sie gestorben war? War der chemische Haushalt seines Maschinenleibs dazu imstande?
    Ja. Er hatte von ihr gekostet und wusste um die Zusammensetzung dieses ganz besonderen Sekrets.
    Der Schutzschirm der Silberkugel implodierte. Energiefetzen umwaberten ihn wie Glassplitter - um im selben Moment wieder zusammenzufinden!
    »Geschafft!«, hörte er die deutlich emotional gefärbte Stimme von James hinter sich.
    Wo kam der Roboter plötzlich her? Warum fand er wieder Platz in der Silberkugel? Weshalb funktionierte die Atemversorgung wieder?
    Es war einerlei.
    Lotho sog Luft ein und begann, Negra wiederzubeatmen. In einem vorsichtigen Rhythmus drückte er gegen ihre Brust, mit nur geringem Krafteinsatz, um die dünnen Rippenbögen bloß nicht zu beschädigen. Er massierte sie, regte ihren Kreislauf an, versetzte ihr sanfte Schläge gegen die Wangen.
    Auch die Temperatur stieg. Die Silberkugel kehrte rasch wieder zur vollen Einsatzbereitschaft zurück.
    Lotho regulierte die Hitzeemissionen seines Körpers so rasch wie möglich ab und setzte die Mund-zu-Mund-Beatmung fort.
    Da! Er hörte schwachen, noch unregelmäßigen Herzschlag! Bubumm. Bubumm. Bubumm. Die Brust hob und senkte sich. Negra Tolt atmete, sie war am Leben!
    Lotho hielt sie fest. Bewegte die Arme, die Beine, drückte fest und rhythmisch gegen ihren Leib.
    Er durfte nicht mit den Leben sichernden Maßnahmen aufhören, musste sie zu Bewusstsein bringen ...
    Warum übergab er sie nicht der Versorgungseinheit der Silberkugel? Sie war für alle Eventualitäten ausgerüstet und konnte weitaus besser als er mit Kranken oder Verwundeten umgehen.
    Weil er Angst hatte, sich lächerlich zu machen. Er wollte nicht hören, dass die Frau bloß Blendwerk war, womöglich aus Formenergie geschaffen. Dass ihre Erscheinung von irgendeinem Maschinenwerk projiziert wurde, um ihn bei Verstand zu halten und ihn von den unmöglichsten Belastungen abzulenken.
    »Ich habe dich durchschaut, ES«, sagte er leise. »Aber ich danke dir dennoch für diese Minuten.«
    Negra Tolt öffnete die Augen und lächelte ihn an.
    *
    Nachdem Negra Tolt wieder auf den Beinen war, verschaffte sich Lotho Keraete so rasch wie möglich einen Überblick.
    VATROX-VAMU war zurückgeblieben. Der Bote maß das Wabern des energetischen Körpers an. Die Wesenheit hatte zwei Attacken gegen ihn und die Silberkugel geritten, und sie würde eine dritte, eine vierte, eine fünfte lancieren. So lange, bis er und sein Gefährt die Belastungen nicht mehr aushielten.
    Nichts konnte sie aufhalten.
    Nichts - außer vielleicht dem, was sich unmittelbar vor seinem Gefährt zeigte: das PARALOX-ARSENAL.
    Er hatte es geschafft.
    »Sieh dir die Ortungsergebnisse an!«, wies ihn James auf neu erschienene Holos hin.
    Der Bote analysierte die Daten und schuf mit einigen gedanklichen Befehlen Bilder, die seinem Verstand gerecht wurden.
    »Was wir sehen, ist eine Verdickung im natürlichen Psionischen Netz«, analysierte er. »Die Umgebung ist ähnlich wie jene rings um TALIN ANTHURESTA.«
    »Aber es gibt einen gravierenden Unterschied.« James drängte sich neben ihn. Negra machte bereitwillig Platz, und als Lotho ihr das nächste Mal einen Blick zuwerfen wollte, war sie verschwunden.
    »TALIN ANTHURESTA nutzt eine natürliche Ausweitung des Psionischen Netzes«, sagte Lotho. »Doch diese da wurde von den Vatrox künstlich geschaffen. Sie ist durch die immense Zufuhr von Psi- Materie in dieser hyperphysikalischen Depotblase entstanden.«
    Er starrte nach draußen. Seine künstlichen Augen zeigten ihm die gleißende, brodelnde, stark aufgewühlte Oberfläche eines extrem heißen Sterns. Die Strahlungsbilder waren verwirrend, um nicht zu sagen: unverständlich.
    »Ich kann die Größe des PARALOX- ARSENALS nicht erfassen«, gestand er James. »Der vermeintliche Stern könnte Hunderte, Tausende oder eine Million Kilometer im Durchmesser haben - oder wenige Zentimeter.«
    »Wir sind mit diesem Daseinsbereich nicht vertraut«, sagte der Roboter.

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