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2593 - Das Paralox-Arsenal

2593 - Das Paralox-Arsenal

Titel: 2593 - Das Paralox-Arsenal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Spaten, auch keinen Desintegrator, um die Leiche zu zerstrahlen. In jähem Zorn

schleuderte Tiff das nutzlose Sturmgewehr ins Dunkle der Kaverne.
    »Wer warst du?«, schrie er den Namenlosen an. »Was haben wir gemeinsam durchgemacht? Wieso

erinnere ich mich nicht daran?«
    Irgendwann besann er sich, dass es ihn nicht weiterbrachte, wenn er den Kopf gegen die

Höhlenwand schlug. Er wischte das warme, klebrige Blut ab, das seine Sicht verschleierte.
    Dann stakste er hinaus, ein lebender Toter, zurück in den verhassten Jahrmillionengang.
    *
    Dieses schockierende Erlebnis wühlte Julian Tifflor dermaßen auf, dass er halb bewusstlos

dahinstolperte, eine unbestimmbare Zeitspanne lang.
    Blindlings wählte er die nächstbesten Abzweigungen. Als sein Kopf wieder klarer wurde, musste

er erkennen, dass er sich verirrt hatte. Hoffnungslos.
    In einer Kaverne, von der vier im Wesentlichen identische Gänge abzweigten, sank er zu Boden.

Er war sicher, nie wieder aufstehen zu können.
    Er hatte versagt. Er hatte die einzige Chance verspielt, das PARALOX-ARSENAL und vor allem die

darin enthaltene, unersetzliche Menge an Psi-Materie für die Menschheit und die dieser seit

Jahrtausenden gewogene Superintelligenz ES zu bergen.
    Über ihn fiel ein Schatten. Nein, der Schatten! Der ihm schon viel weiter oben, viel

höher im Zeitspeer aufgefallen war. Der ihn später aus Geistestrübung und höchster Not gerettet

hatte, damals, vor Jahrmillionen, im zehnten Zeitkorn ...
    Dieses Mal hatte der Schatten, der sich zu ihm herabbeugte, ein Gesicht. Tifflors Gesicht.

5.
    Unter Folter und Eis
     
    »Halt durch«, sagte der Schatten mit Julian Tifflors eigener Stimme. »Steh wieder auf. Das

Schlimmste ist überstanden.«
    »Ach? Das wüsste ich aber.«
    »Nein, das weißt du nicht. Du weißt überhaupt nicht mehr sonderlich viel aus der Zeit deiner

Jahrmillionenwanderung. Dein Gehirn verkraftet die elend lange Belastung nur, indem es

Erinnerungen löscht.«
    »So.« Tiff schnippte mit den Fingern.
    »Ja, genau so.« Der andere, der andere, pechschwarze Tifflor, wiederholte die Geste.

»Um Neues zu erlangen, muss man Altes hergeben. Hat man dir das denn nicht schon in eurer

Grundschule beigebracht?«
    »Ich ... weiß es nicht mehr.«
    »Würdig und recht«, sagte Tiffs dunkles Spiegelbild. »Jetzt komm schon, mach hin! Aber halte

dich von den Abzweigungen fern. Du hast sie nicht mehr nötig. Das härteste Stück deines Weges

liegt hinter dir.«
    Tiff rieb sich die glatte, kalte, kristalline Stirn. »Behauptet wer?«
    »Banlaroguel. Wir treffen uns. Schon bald, unweigerlich. Bis dahin erfüll deine Aufgabe,

Menschlein. Geh weiter.«
    Der Schatten half ihm hoch, klopfte ihm zwei-, dreimal auf den Rücken und versetzte ihm dann

einen leichten, aufmunternden Stoß. Und Julian Tifflor, keineswegs sicher, ob er nicht endgültig

schizophren geworden war, fiel in Trab und kämpfte sich weiter.
    Er ging, und ging, und ging ...
    *
    Den nächsten Perlianth eroberte Tifflor vom Glücksspielmeister der Herrscher-Rotte des elften

Zeitkorns, den Triunden.
    Der runzelige Gnom beherrschte die dreizehnflächigen Würfel zwar ausgezeichnet. Jedoch

scheiterte er an seinem feurigen Temperament - und daran, dass sich Tiff eine Menge Tricks von

seinem Freund Ronald Tekener abgeschaut hatte. Nach einem strategisch geschickten Schwerelos-Wurf

durch die Steil-Schikane des oktonetischen Virtual-Spielfeldes heimste Tiff den Sieg ein.
    Natürlich bedauerte er, dass der Verlierer an Ort und Stelle hingerichtet wurde. Aber wie

schon in einigen ZeitkornKrusten zuvor musste der Terraner seine moralischen Skrupel

hintanstellen. Es ging um weit mehr als um sein schlechtes Gewissen ...
    Tiffs Abgang erfolgte überstürzt. Die Herrscher-Rotte wollte sich nicht an getroffene

Abmachungen halten. Daher musste er Fersengeld geben, verfolgt von 500 waffenschwingenden

Gestalten, die immer wieder schwere Geschosse in seine Richtung abfeuerten.
    Doch die Flucht gelang problemlos. Kein Wunder, angesichts der Tatsache, dass die Triunden nur

40 Zentimeter groß waren.
    Die Reise ging weiter, das nächste Ziel wartete.
    *
    Zeitkorn-Kruste zwölf: bewohnt von riesigen Geschöpfen, die anscheinend ziellos umherstapften

und dröge ein Bein vor das andere setzten.
    Sie gingen stets paarweise, die Köpfe zueinander gekehrt. Was sich wie Wellengemurmel anhörte,

entpuppte sich dank der Arbeit der Translator-Scheibe rasch als akzentuierte

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