2593 - Das Paralox-Arsenal
ließ ihn los. »Die andere Seite des Universums ...
«
Der Körper der Ayindi erschlaffte, der Kopf fiel fast haltlos vornüber. Für kurze Zeit wirkte
es, als habe die Kriegerin all ihre Kraft verloren.
Dann richtete sie sich wieder auf und starrte ihn an. »Meine beiden Kolleginnen und ich haben
diese Sphäre vor Äonen in Besitz genommen«, sagte Zeel ungewöhnlich leutselig. »Unsere
Original-Körper sind längst verrottet. Was du vor dir siehst, ist ein Optimal-Klon. Ein
verbesserter und verfeinerter Körper, dem zu Beginn seiner Lebensflut die
Eigenbewusstseins-Erinnerungen der ursprünglichen Zeel aufgeprägt wurden.«
»Ein Klon. Dennoch fühlst du dich als ein ... «
»Natürlich. Ich bin ich, nur besser.« Die Ayindi lachte. »Wir drei stehen in ständigem
Wettstreit. Wir wollen fit für jenen Augenblick bleiben, da unsere Sphäre in sich zusammenbricht
und wir in unser früheres Leben zurückgelassen werden.«
*
Die Frau war irrsinnig.
Ihre Klon-Persönlichkeit war irrsinnig. Sie hatte sich in wirren Theorien verfangen, die ihre
beiden Kollegen und sie vor womöglich 300.000 Jahren entwickelt hatten!
»Unser Spiel ist der Kampf um das Tartos der Sphäre, um die Vorherrschaft. Diesmal scheint
Voure die Oberhand zu behalten. Sie würde damit bereits zum dreihundertzwölften Mal gewinnen,
während ich bei erst dreihundertvier Siegen liege.«
Zeel starrte ihn an. Ihre Blicke schmerzten.
»Was erwartest du von mir?«, fragte Tiff. »Taktische Ratschläge? Oder dass ich deinen
Rivalinnen mit dem Knüppel über die Häupter schlage?«
»Dir liegt sehr viel an diesem Perianth-Kristall, nicht wahr?«
»Stimmt.«
»Ich würde ihn dir beschaffen. Vorausgesetzt ...«
»Ja?«
»Vorausgesetzt, du würdest es mir gestatten, einige Versuche mit dir anzustellen.«
»Versuche?«
»Experimente. Ich werde dir Genproben entnehmen und sie in Modelle meiner Nachfolge-Klone
einpflegen. Womöglich lassen sich durch diese Kombination neue, gewinnbringende Eigenschaften
erarbeiten.«
Eine Ayindi wie Moira, die in der Milchstraße für Angst und Schrecken gesorgt hatte, hätte
niemals einen derartigen Vorschlag gemacht. Sie hätte sich genommen, was sie wollte.
»Ich bin einverstanden.«
»Du bist dir der Konsequenzen bewusst?«
»Ich verstehe nicht ...«
»Bevor ich mich mit den Einkreuzungen beschäftige, werde ich deine physische Leistungs- und
Leidensfähigkeit austesten. Um zu sehen, ob du überhaupt etwas zu bieten hast.«
»Mit anderen Worten ...?«
»Ich werde dich foltern.«
Nun - das klang schon wieder viel mehr nach Moira.
»Einverstanden«, sagte Julian Tifflor. Was war schon eine kleine kurze Dosis Schmerz im
Vergleich zu jenen Qualen, die er bereits im Jahrmillionengang erduldet hatte und weiter erdulden
musste?
*
Es geschah und es ging vorüber. Die Ayindi hielt Wort.
Die Suche nach dem vierzehnten Perianth-Schlüssel brachte Tiff in luftige Höhen; in ein von
stempelartigen Steingebilden dominiertes Reich. An den Rundspitzen der Felsen klebten weit
ausladende Wohnnester. Die Aussicht ins Land war atemberaubend - und beängstigend, selbst für
einen Mann wie Julian Tifflor.
Das friedliebende Vogelvolk der Kaituryx wurde von drei Seiten bedrängt. Reptiloide, Humanoide
und harmlos wirkende, eineinhalb Meter große Erdmännchen hatten sich aus Gründen, die Tiff nicht
nachvollziehen konnte, gegen die Kaituryx verbündet. Sie belagerten die wagemutigen Bauten und
brachten sie nach und nach zum Fall, um nach Vertreibung der Flugfähigen die Eiergehege und
flügellahmen Senioren hinzurichten.
Das Ende der Kaituryx-Zivilisation war absehbar. Julian Tifflor bedauerte es, nicht mehr als
einige wenige Ratschläge hinterlassen zu können, bevor er den Perianth-Kristall in Empfang nahm.
Zwei der stärksten Krieger transportierten ihn ans andere Ende der Zeitkorn-Kruste.
*
Nummer 15: Eine Welt in sich, voll Glimmer und Glanz, voller Eis und Schnee.
Das Leben spielte sich unter dem Boden - besser gesagt: unter dem Eis - ab. Bei
vergleichsweise angenehmen Temperaturen um den Gefrierpunkt gruben asselähnliche Geschöpfe, sechs
Meter lang, Stollen über Stollen, um an Blasen heißer Luft heranzukommen und sich eine Weile in
deren schwefligen Dämpfen zu suhlen.
Die Asselwesen hatten keine Gegner zu fürchten. Dennoch lebten sie stets am Rande ihres
zivilisatorischen Zusammenbruchs.
Die Blasen, die aus einem vulkanisch hochaktiven
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