2593 - Das Paralox-Arsenal
nach wie vor übers Land rollte, erschien ihm weit
weg zu erklingen.
»Sehr eindrucksvoll, nicht wahr?«, sagte eine Stimme neben ihm.
Tiff zuckte zusammen und hob die Arme zur Abwehr hoch. Doch da war nichts. Niemand.
Oder ein Jemand, der einen Deflektorschirm nutzte.
Die Sprache ... Er verstand sie. Welchem der weit über hundert Idiome, die er gelernt hatte,
gehörte sie an?
War es Cantarisch? Das Zentrums-Idiom der Galaxis M 87? Oder Sothalk, wie es in der
Mächtigkeitsballung ESTARTUS gesprochen wurde? Larion, wie es die Laren verwendeten?
Nein. Es handelte sich um Aylos - die Sprache der Ayindi, die Sprache des Arresums!
Er versuchte, die passenden Worte aus seinen Erinnerungen hervorzukramen, und sagte dann:
»Wirklich, sehr beeindruckend.«
»Du verstehst mich also«, sagte das unsichtbare Gegenüber. »Gut.«
Der Deflektorschirm erlosch. Tiff blickte hoch zu einer etwa zweieinhalb Meter großen Gestalt,
deren Körperbau klobig wirkte. Tiff sah ein kantiges, aber ausdrucksstarkes Gesicht und erinnerte
sich vage an Moira. Die flache Nase, flankiert von haarlosen Brauenwülsten und tief in knochigen
Höhlen liegenden Augen mit violetten Pupillen.
»Ich bin Zeel. Ich bin eine Tartos dieser Sphäre.« Die Ayindi kaute mit ihren breiten,
ausladenden Kieferknochen an einem Stück Holz, das sie nun achtlos ausspuckte.
»Ich bin Julian Tifflor. Terraner.« Er machte seinen Kotau. »Wer oder was ist eine
Tartos?«
»Ein Drittelbeherrscher dieses wunderbaren Landes.« Zeel beugte sich weit zu ihm herab und
blinzelte mit den gelbroten Schlitzaugen. »Ich, Feyol und Voure teilen es uns auf. Wir kämpfen in
Dreihundert-Jahres-Abschnitten darum.«
Tiff verstand kaum ein Wort des Gesagten. Dennoch blieb er ruhig. Die Ayindi-Frauen galten
nicht unbedingt als die liebenswertesten aller Lebewesen, und er würde den Teufel tun, diese
lebende Kampfmaschine zu reizen.
»Du kommst aus dem Außerhalb«, sagte Zeel. »Du musst eine bewundernswerte Konstitution
haben.«
»Ich kann die Vitalenergie des Tunnels nutzen.«
»Ah - ein Unsterblicher.« Zeel streckte blitzschnell einen ihrer Prankenarme aus, packte Tiff
am Hals und zog ihn mühelos zu sich hoch. »Du bist also der Auserwählte.«
»J... ja!«, krächzte der Terraner und versuchte, möglichst ruhig zu bleiben.
»Ob ich mir deine Unsterblichkeit holen kann? Ist sie übertragbar wie eine Krankheit? Wie ein
Virus?«
»Nein.«
»Oh, wie schade. Dies hätte mir einen geringen Vorteil gegenüber Feyol und Voure gebracht.«
Zeel ließ ihn achtlos fallen.
Tiff stürzte aus zwei Metern Höhe zur Erde. Er hatte Mühe, den Aufprall mit den Beinen
abzufedern.
»Warum bist du hierhergekommen?«
Julian Tifflor rieb sich den Hals. An zwei Stellen fühlte er Feuchtigkeit. Dort hatten sich
die Krallen der Ayindi ins Fleisch gebohrt. »Ich suche den Perianth-Kristall, der in dieser ...
Zone verborgen sein muss.«
»Beschreib ihn mir.«
Tiff tat ihr den Gefallen.
»Wir besitzen diesen Gegenstand. Wir mögen ihn. Wir wollen ihn nicht hergeben.«
»Ich benötige ihn, um meine Heimatgalaxis und einige andere vor dem Untergang bewahren zu
können.«
Zeel bog den Kopf weit nach hinten und lachte ohrenbetäubend. »Was sind schon einige wenige
Galaxien gegen das Universum?«, sagte sie, nachdem sie sich beruhigt hatte. »Hast du denn eine
Ahnung, wie lange mein Volk schon gegen das Vordringen der Abruse kämpft, welche Opfer es bringen
musste?«
»Nein«, log Tiff.
»Die Abruse frisst und erstarrt, was ihr in den Weg kommt. Sie zerstört und macht sich zu
eigen, was ihr in den Weg kommt ... «
Zeel erzählte ihm eine Geschichte, die den Terranern seit der Expedition zur Großen Leere vor
250 Jahren hinlänglich bekannt war.
Das Arresum war - in einem bildlichen Vergleich - die »Rückseite« eines Möbius-Bandes, die
Rückseite des hiesigen Universums. In ihr breitete sich ein kristallines Geschöpf aus, das
Planeten und Lebewesen gleichermaßen zer setzte und er setzte. In der Wahrnehmung der
drei Ayindi dieses Zeitkorns tat sie es noch immer, während die Gefahr in Tiffs Jetztzeit längst
gebannt war.
»Wie kommt es eigentlich, dass du meine Sprache sprichst?«, fuhr ihn Zeel an und stieß ihm die
sieben Krallenfinger einer Hand schmerzhaft tief in die linke Schulter.
»Anderen Ayindi ... gelang es, ins Parresum überzuwechseln. Ich bin ... ihnen begegnet.«
»Ach ja!«, sagte Zeel gedankenverloren und
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