2594 - Begegnung der Unsterblichen
den Namen, den sein Volk dem geraubten Hof gegeben hatte. »Vor vier Monaten. Ich habe mich oft gefragt, ob die Dinge anders gekommen wären, hätten wir beide es vermocht, miteinander zu sprechen, wie wir es gerade tun ... «
»Ihr hättet abziehen sollen!« Die Übereinstimmung, die Sinnafoch mit Rhodan verspürt hatte, endete abrupt. »Der Hof war unser Eigentum. Ihr Terraner habt ihn gestohlen!«
Rhodan schüttelte in Menschenart den Kopf. »Du hast nichts dazugelernt. Hast du nur deshalb um diese Unterredung gebeten, um mich mit deinen alten Vorwürfen zu überschütten?«
»Nein.« Sinnafochs Zorn ebbte ab, so schnell wie er aufgeflammt war. »Mein Angebot ist ernst gemeint.«
»Willst du es mir erläutern?«
»Ja, gleich. Doch zuerst will ich dir eine Frage stellen.«
»Ich höre.«
»Du bist unsterblich, Perry Rhodan?«
Der Terraner war überrascht. Sinnafoch las es ihm an den Augen ab. Die Pupillen weiteten sich.
Es dauerte einige Sekunden, bis Rhodan antwortete. Dann sagte Rhodan: »Ja, ich bin unsterblich.«
Wie Sinnafoch es gewesen war. Starb er in diesem Moment, existierte keine Hibernationswelt, auf der sein Vamu einen neuen Klonkörper erhielt. Sinnafoch war ein gewöhnlicher Sterblicher geworden.
»Ich bin unsterblich. Aber nicht wie du, Perry Rhodan. Du hast nur dieses eine Leben?«
Rhodan antwortete: »Ja.«
»Ich habe viele. Dieser Körper ist lediglich ein Gefäß für mein Vamu. Stirbt dieser Körper, sei es durch Gewalt oder einen Unfall, durch Krankheit oder an Altersschwäche, kehrt mein Vamu auf eine Hibernationswelt zurück und beseelt ein neues Gefäß.«
»Nicht mehr länger. Die Hibernationswelten sind vernichtet oder besetzt.«
»Das wünscht ihr Terraner euch. Aber was wisst ihr schon von der Macht und den Ressourcen der FrequenzMonarchie?« Sinnafoch versteckte seine Lüge in Anmaßung.
Rhodan ging nicht darauf ein. »Ich benötige weder einen neuen Körper noch eine Hibernationswelt, um unsterblich zu sein. Mein Körper altert nicht.«
»Niemals?«
»Wer kann in die Zukunft sehen? Bislang hat er es nicht getan. Und ich bin zuversichtlich, dass es so bleiben wird.« Der Terraner entblößte die Zähne.
»Was ist mit Krankheiten?«
»Mein Körper ist nicht anfällig dafür.«
»Was ist mit Unfällen? Mit Gewalt?«
»Man kann mich jederzeit ermorden wie einen gewöhnlichen Sterblichen.«
Rhodan sagte es mit einem Gleichmut, als kümmere es ihn nicht. Sinnafoch versuchte, sich in seine Position zu versetzen. Was für eine brüchige Existenz Rhodan führte. Musste er nicht jede Sekunde seines Daseins in Angst um seine Unsterblichkeit verbringen? Er konnte jederzeit sterben - ein banaler technischer Defekt konnte seinem Leben ein Ende setzen.
Wie armselig.
Und zugleich ... schwindelerregend. Ein einziges, potenziell ewiges Leben, ohne Brüche. Wie viel hatte Sinnafoch von Leben zu Leben vergessen? Wie viele Erinnerungen hatte man ihm genommen? Wie oft war er gestorben, hatte er den Tod verspürt? Wie viel war Rhodan erspart geblieben? Der Terraner kannte nur das Leben - der Tod war ihm erspart geblieben.
»Wie ist das möglich?«, fragte Sinnafoch. »Nicht alle Terraner sind unsterblich. Wieso bist du es?«
»Ein Wesen namens ES, eine Superintelligenz, die deutlich über euren Kollektivwesen angesiedelt ist, hat mir die Unsterblichkeit geschenkt.«
»Weshalb?«
»Es geschah im Auftrag der Kosmokraten. Um ES bei der Stabilisierung seiner Mächtigkeitsballung zu helfen. Um die Menschheit zu den Sternen zu führen. Um mich für das Leben einzusetzen, ganz gleich, in welcher Form es existiert. Es gibt viele Antworten.«
Wieso, fragte sich Sinnafoch lautlos, hast du dann gegen uns Vatrox gekämpft? Er sprach den Gedanken nicht aus. Rhodan war im Unrecht. Aber wie er selbst glaubte der Terraner an die Sache, für die er kämpfte. Es wäre sinnlos gewesen, es Rhodan vorzuhalten.
»Wie ist diese Unsterblichkeit möglich? Altern gehört untrennbar zum Leben.«
»Nicht in meinem Fall. Ein sogenannter Zellaktivatorchip ist in meinem Körper implantiert. Er sendet unentwegt Leben erhaltende Impulse aus. Seit ich diesen Impulsen ausgesetzt bin, ist mein Körper keinen Tag mehr gealtert.«
Kein Alter. Ein verlockender Gedanke, aber es würde auch bedeuten, niemals langes Pigasoshaar zu haben. Sinnafoch hatte das Alter erlebt. Mehrmals war er nicht im Kampf gefallen, sondern gealtert. Das Alter hatte sich als eine furchtbare Last erwiesen. Er hatte sie jeweils nach kurzer
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