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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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verloren sie Terrain.
    Er konzentrierte sich erneut auf Wanderer. Die Scheibenwelt stand im Fokus ihrer aller Aufmerksamkeit. Sie stellte etwas dar, was den Terranern wie ein »Heiliger Gral« war. Diese Scheibenwelt durfte unter keinen Umständen zerstört werden. Mit dem Untergang ihrer Heimstätte war ES, die Superintelligenz der Lokalen Gruppe und der Fernen Stätten, wohl endgültig dem Tode geweiht.
    Ein neues Informationskonvolut erregte Prals Aufmerksamkeit. Ein »echter« Maahk wäre völlig ruhig geblieben. Er hätte die eben übermittelten Daten analysiert und in Relation zu jenem Wissen gesetzt, das er über die Terraner besaß. Er jedoch war ein Schattenmaahk. Er gehörte einer Spezies, einer mutierten Art der Maahks an, die mit ein wenig Training und gutem Willen die Logik manchmal Logik bleiben lassen konnte.
    Er war ... beeindruckt.
    Fast im Zentrum des Zentralozeans auf Wanderer wölbte sich ein diffuser Schleier von über 2600 Kilometern Durchmesser und einer Zenithöhe von etwa hundert Kilometern auf. Darunter waren mit einem Mal die Umrisse einer Großinsel zu erkennen. Einer Großinsel, die wie ein Gelegeei dem anderen jenem Gebilde ähnelte, das den Terranern als »Talanis« bekannt war.
    Hier also befand sich ein Gegenpart zu Talanis - und er drohte unterzugehen.
    Einige Bereiche des Schleiers lösten sich auf. Wiederholt zuckten heftige Blitze und Entladungen durch die riesenhafte Kuppel. Sie regten diese energetische Erscheinung zum Flackern an und brachten die darunterliegende Insel in Gefahr, von den tobenden Gewalten zerstört zu werden.
    »Dimensionale Verwerfungen«, sagte Clun'stal kurz angebunden. »Bruchzonen von Raum und Zeit. Die wirkenden hyperphysikalischen Kräfte sind unberechenbar und unkontrolliert. Dort unten bahnt sich eine Katastrophe ersten Grades an.«
    »Wie auch auf Terra und den vier Stardust-Welten«, ergänzte Akika Urismaki. Er hatte sich in den letzten Tagen sehr intensiv mit Vergleichsarbeiten beschäftigt und pochte immer wieder darauf, dass buchstäblich alles, was sich im Bereich der Superintelligenz ES abspielte, miteinander in einem Zusammenhang stand.
    »Weitere Neuigkeiten«, meldete Stalwart Agrester unaufgeregt. Er ließ eine Holowolke im ungefähren Zentrum des Raums entstehen.
    Pral verschaffte sich freien Blick auf das milchig graue Gebilde. Zwei seiner Kammaugen richtete er auf die Darstellung aus; die beiden anderen blieben auf die übrigen, wesentlich kleineren Datenschirme gerichtet.
    Das zentrale Bild fokussierte auf die Maschinenstadt. Über Ambur-Karbush stieg eine rotgolden leuchtende Kugel auf.
    Wo war sie hergekommen, wie war sie entstanden? - Agrester konnte keine verbindliche Antwort liefern. Er schwieg und bewegte sich unkoordiniert, wie er es sonst niemals tat.
    Die Kugel stieg höher. Ihr Durchmesser betrug etwa fünf Meter. Ihr Schein war so kräftig, so dominant, dass das Schneeweiß der Wanderer-Welt dahinter wie ein unbedeutendes Nichts wirkte. Das Gebilde übte eine hypnotisierende Wirkung aus, der sich selbst er, der stets mit der notwendigen Nüchternheit seine Arbeit tat, nicht entziehen konnte.
    Rot. Golden. Unzähmbare Kraft. Pure Energie. Unwiderstehliches. Ich würde mich augenblicklich in dieses Gebilde stürzen und mich von ihm aufnehmen lassen, wenn ich die Gelegenheit dazu fände.
    Es waren verwirrende, anstrengende Gedanken, die er hegte. Pral nahm wahr, dass seine Kollegen ähnlich wie er empfanden. Selbst der Stalwart konnte sich der Wirkung der ... Kraftkugel nicht entziehen.
    »Seht! Sie wird weniger!«, sagte Akika Urismaki aufgeregt.
    »Sie blutet«, meinte Clun'stal. »Sie verliert permanent an Substanz.«
    Schwere Tropfen lösten sich vom Hauptkörper, und es war, als würde sich mit jedem kleinen Bisschen an Verlust
    Prals Brust verengen. Er empfand tiefe Trauer. Sein Körper zitterte, die Zusammensetzung des Atemgases schmeckte mit einem Mal schal und krankheitserregend.
    Er nahm eine Stimme wahr. Sie dröhnte durch seinen Kopf, durchdrang ihn und machte ihn sagen: »ES ist auf der Suche. Nach. Den. Kindern. Der. Funken.«
    Wo seid ihr, meine Kinder?, flüsterte, schrie und tobte die Geistesstimme der Superintelligenz. Ich brauche euch so sehr, ich vergehe ohne euch ...
    Erste Tropfen platschten auf die Dächer der Maschinenstadt. Bunte Fleckchen entstanden inmitten des weißen Einerleis, doch sie vergingen bald wieder, und das Eis eroberte verloren gegangene Gebiete zurück ...
    »Es tut so weh!«, hörte Pral

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