Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
der derzeitigen Situation ein wenig Spannung. Andererseits war keine Zeit für derlei Unsinn. Entscheidende Stunden standen bevor, und Rhodan erwartete von seinen Helfern und Gefährten, dass sie vollends bei der Sache waren.
    Piet Rawland winkte mit einer Hand; die Illusion des Saloons verschwand. Sie machte der Nüchternheit einer Steuerzentrale Platz, im Zentrum der riesigen Sektorknospe gelegen. »Du wolltest, dass ich dir von Zeit zu Zeit einen Zwischenbericht übermittle, und ich dachte mir, dass du gegen einen kleinen persönlichen Plausch nichts einzuwenden hättest.«
    »Komm zur Sache, Piet!«
    Der Revolverheld räusperte sich und spuckte braunen Sud aus. »Die Vorbereitungen für den Abtransport des PARALOX-ARSENALS laufen programmgemäß. Ich denke, dass der raumtemporale Saugtunnel in etwa einer Stunde steht ...«
    »Du denkst?«
    »Du weißt ganz genau, mit welchen Unwägbarkeiten ich es hier zu tun habe, Perry!«, sagte Piet Rawland. »Es sind ja nicht nur die Außenbedingungen in der Schneise, mit denen ich zu kämpfen habe. Vom PARALOX-ARSENAL gehen Emissionen im ultra- und im superhochfrequenten Bereich des hyperenergetischen Spektrums aus. Die Strahlungs- Peaks sind unberechenbar. Es ist keinerlei Muster zu erkennen.«
    »Dennoch hältst du eines der mächtigsten Werkzeuge in Händen. Die Mittel der QUEEN sind, gemessen an terranischen Maßstäben, nahezu unbeschränkt.«
    »Gemessen an terranischen Maßstäben; du sagst es, Perry. Wir aber haben es mit Kräften und Einflüssen zu tun, die menschliches Wissen wie den Hauch eines Fliegenfurzes wirken lassen.« Piet Rawland seufzte gut vernehmbar. »Weißt du, dass sie mir wirklich abgehen?«
    »Wovon redest du?«, fragte Rhodan konsterniert.
    »Die Fliegen, Mann! Zu meinen Lebzeiten waren diese Viecher allgegenwärtig. Und hier, in diesem sterilen, nach rein gar nichts riechendem Kahn gibt's keinen einzigen dieser Brummer ... «
    »Piet!«
    »Jaja, ist schon gut. Ich wollte bloß Small Talk betreiben.«
    »Komm gefälligst wieder zur Sache!«
    D er Revolverheld biss kräftig von einem Pfriem ab, bevor er weiterredete. »Das PARALOX-ARSENAL sorgt im weiten Umfeld für Probleme, vergleichbar mit einem heftigen Psi-Sturm. Über kurz oder lang werden auch Strangeness-Effekte der heftigen Sorte auftreten.« Er kaute, seine Worte wurden unverständlich. »Ich muss die Emissionen des ARSENALS abschirmen und die Effekte neutralisieren, wie es geht; und das dauert nun mal seine Zeit.«
    Piet Rawland erzählte nichts Neues. Der riesige, fein facettierte Psi-Diamant war ein Gebilde, das man nicht »einfach so« vermittels Prallfelder huckepack nehmen und mit sich transportieren konnte. Der Revolverheld tat gewiss sein Möglichstes - wenngleich er als denkbar ungeeignet für diesen höchst diffizilen Auftrag wirkte.
    »Eine Stunde«, sinnierte Rhodan. »Wir können jederzeit entdeckt werden. Das ARSENAL kann jederzeit entdeckt werden. Die Jaranoc ahnen, dass hier etwas vor sich geht. Noch sind sie sich ihrer Sache nicht sicher; doch sie orten, was das Zeug hält.«
    »Ich weiß«, sagte Rawland mit ungehalten klingender Stimme. »Ich gebe mein Bestes. Glaub mir!«
    »Ich glaube dir.«
    Der Revolverheld tippte an seinen Stetson und beendete die Verbindung.
    »Was du gesehen hast, war nicht die Wahrheit«, sagte Mikru in den nachfolgenden Moment der Stille. Die klein gewachsene Frau, personifiziertes Abbild der MIKRU-JON, trat neben Rhodan.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die Bildübertragung - sie war gefälscht.«
    Der Terraner sah sie überrascht und alarmiert zugleich an. »Du meinst: Ich habe mich gar nicht mit Piet Rawland unterhalten? Aber wer ...?«
    »Verzeih! Ich habe mich nicht präzise genug ausgerichtet. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass sich ein Unbekannter in den Bildfunkverkehr eingehackt hätte. Die Übertragungen verlaufen über gesicherte Kanäle. Es ist Piet Rawland selbst, der dafür sorgte, dass uns geschönte Bilder erreichten.«
    »Inwiefern geschönt?«
    Mikru zögerte. »Bilde dir selbst ein Urteil! Ich zeige dir die bereinigte Übertragung.«
    Der Frauen-Avatar löste sich in Luft auf. Ein Holoschirm erwachte zum Leben und zeigte dieselbe Szene wie zuvor. Rawland lehnte an der Theke, einen Whisky in der Hand. Doch diesmal zitterte seine Hand, und Rhodan hatte den Eindruck, als besäße er kaum die Kraft, das Glas zu halten.
    Der Revolverheld wirkte ausgemergelt, seine Blicke flackerten, der Kopf pendelte unruhig hin und her. Das

Weitere Kostenlose Bücher