Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
gekommen.
    Zwei weitere Menschen hielten sich im Büro des Verteidigungsministers Reginald Bull auf. Eine der beiden Terranerinnen wies deutliche nicht terranische Merkmale auf. Für den Mausbiber war es jedoch, als würde es nur ihn und Bully geben. Er nahm die Frauen nicht einmal richtig wahr. Daran, ob er unhöflich war, verschwendete er keinen Gedanken.
    Bully kam auf ihn zu, bückte sich - und umarmte ihn ohne ein weiteres Wort.
    Für einen Augenblick kam sich der Mausbiber vor wie ein Kind, und es störte ihn nicht im Geringsten.
    »Tot«, sagte er. »Sie sind tot ... «
    Sie sind tot, Dicker, hatte er sagen wollen, doch die flapsige Anrede kam ihm unpassend vor. Vor allem Perry Rhodan nannte Reginald Bull immer so.
    Er spürte, wie sich Bully verkrampfte, und ihm wurde klar, was der alte Freund denken musste. Sie sind tot ... wer? Wer ist tot?
    Gucky löste sich, trat einen Schritt zurück. Er konnte nicht verhindern, dass seine Augen in Tränen schwammen.
    »Iltu und Jumpy.« Seine Stimme klang erstickt. »ES hatte sie wieder freigegeben, wie die anderen Altmutanten. Die beiden sind nun tot und nicht als Einzige. Sie konnten nicht in den Bewusstseinspool der Superintelligenz zurückkehren. Sie sind einfach ... verweht. Endgültig. Genau wie Ribald Corello, Balton Wyt, John Marshall.«
    Bully zuckte zusammen, als habe er einen Schlag ins Gesicht erhalten.
    »Lord Zwiebus«, führte Gucky die traurige Aufzählung fort. »Tatcher a Hainu und Dalaimoc Rorvic.« Als er die beiden Namen aussprach, sah er das ungleiche Paar vor sich, und tausend Erinnerungen stiegen in ihm auf, wie er auch Szenen vor sich sah, die er mit ihnen erlebt hatte.
    Bilder aus der Vergangenheit füllten seinen Kopf, wie so oft in den letzten Tagen. Als er glaubte, vor Trauer um seine Frau und seinen Sohn sterben zu müssen, quälten ihn diese zum einen und hielten ihn zum anderen geradezu widerwillig am Leben.
    Sie waren seine Freunde gewesen, und er einer von ihnen. Er hatte überlebt, während sie starben, ob es ihm gefiel oder nicht. Seine Reise war nicht zu Ende. Wer war er, dass er entscheiden konnte, sich aufzugeben? Es stand ihm nicht zu, ihnen freiwillig zu folgen, wie es keinem intelligenten Wesen zustand, diese letzte Entscheidung selbst zu treffen.
    Er schloss die Augen, und es tat gut, dass Bully einfach nur schwieg. Dass er nicht versuchte, ihn mit Worten zu trösten, die nur schal und leer sein konnten.
    Man hatte Lord Zwiebus am 1. Oktober 3430 alter Zeitrechnung bei einer Tiefseebohrung im Tongagraben in einer Energiekonserve der Cappins entdeckt; eine der zahllosen Hinterlassenschaften dieses bedeutenden Sternenvolkes. Wenn man einen lebenden Frühmenschen denn als Hinterlassenschaft bezeichnen konnte; die Cappins hatten ihn vor etwa 200.000 Jahren bei einem Genexperiment erschaffen.
    2,20 Meter groß, eine tonnenförmig vorgewölbte Brust mit überlangen Armen und einer bestechenden Intelligenz sowie erstaunlich ausgeprägten Sinnen - Lord Zwiebus war eine beeindruckende Erscheinung gewesen.
    Als Cappinspürer schloss er sich dem Neuen Mutantenkorps an, ehe er schließlich in ES aufging - um vor Kurzem wieder freigelassen zu werden, einen Projektionskörper zu erhalten ... und zu sterben.
    Wenn Gucky an ihn dachte, sah er vor allem die bizarre Keule des Frühmenschen vor sich, in die terrranische Wissenschaftler verblüffende Waffensysteme eingearbeitet hatten.
    »Und sie werden nicht die letzten sein«, fuhr der Mausbiber fort. »Viele ES-Mutanten sind inzwischen so entkräftet, dass sie nicht mehr lange überleben können, weil sie ... «
    »Ich verstehe«, unterbrach Bully.
    Balton Wyt, der Telekinet, stammte aus einer reichen Händlerfamilie auf dem Planeten Olymp. Er erhielt den Zellaktivator, den zuvor Tako Kakuta getragen hatte - und nun, nach einer bizarren Wendung des Schicksals, war er mit Kakuta und vielen anderen wieder stofflich geworden und vor diesem gestorben. In gewissem Sinn hatten sie die Rollen getauscht, die der Tod ihnen zudachte ...
    »Gucky, ich weiß nicht, was ich ... «
    »Es ist gut.«
    »Wirklich?«
    »Nein.«
    Die beiden schwiegen.
    Ribald Corellos Schädel war so überdimensional groß gewesen, dass seine Halsmuskulatur ihn nicht tragen konnte. Sein Körper hingegen wies die zwergenhaft kleinen Proportionen eines zweijährigen Kindes auf. Eine natürliche Entwicklung hätte niemals eine Gestalt wie ihn hervorgebracht.
    Als Supermutant mit den Gaben eines Telepathen, Emotiolenkers,

Weitere Kostenlose Bücher