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2598 - Tod einer Superintelligenz

2598 - Tod einer Superintelligenz

Titel: 2598 - Tod einer Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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ihrem Leib barsten. Es wurde dunkel ...
    ... und es wurde hell ...
    ... und Betty flog durch die Sensoren der Silberkugel und die Impulse, die hinaustasteten in Richtung des PARALOX-ARSENALS.
    Die Realität von Raum und Zeit wand sich in Krämpfen und löste sich in der Gegenwart des Psi-Monstrums immer mehr auf. Es gab keinen linearen Ablauf mehr.
    Wieder konnte Betty ihren Flug nicht bremsen, doch diesmal zerschmetterte sie nicht. Stattdessen tauchte sie in die kristallharte Oberfläche ein wie in einen zähen Sumpf.
    Psi-Materie kroch durch Augen, Ohren, Nase und Mund in ihren Körper, aber sie hatte gar keinen Körper, war nur ein Bewusstsein, das hinfortgerissen wurde von dem höherdimensionalen Chaos.
    Betty!
    Das ARSENAL spülte durch ihre Adern und vereinte sich mit dem Pochen ihres Herzens. Sie tauchte völlig unter, der Diamant schloss sich über ihr zu einer undurchdringlichen Wand, und Betty lag in einem Kinderbettchen.
    Der Bauch schmerzte, und es kam niemand, um ihr zu helfen. Trinken, sie wollte doch einfach nur trinken! Also weinte und schrie sie, doch es kam immer noch keiner.
    Dann hörte sie die Stimme ihres Vaters, doch nicht von außen, nur in ihrem Kopf, und sie sagte: »Wenn sie doch nur endlich still wäre!« Aber er kam nicht, sondern drehte sich in seinem Bett im Nachbarzimmer um, und Betty hatte Bauchweh und war wütend und riss die Lampe von der Decke, dass sie krachend zerbrach.
    Plötzlich lag Betty auf einem Untersuchungstisch, und es war viele Jahre später. Seltsame Apparate standen ringsum, und ein Mann sagte mit dumpfer Stimme: »Mutantenkräfte, ganz eindeutig. Wahrscheinlich schon von Geburt an.« Da erinnerte sich Betty an die Lampe.
    Was ist mit dir? Du musst ...
    Ein Schlag ihres Herzens, ein Aufwallen im Kristall, und die Mutantin stand neben dem Mädchen Tanisha Khabir. Es war die Zeit, als Tanisha ihr fast zu einer Tochter geworden war. Ein Hellquarz steckte in Tanishas Stirn, und die Opulu nutzten sie als Sprachrohr. Es zerriss Betty fast, das Mädchen so zu sehen. Tanisha war für sie das, was sie immer vermisst hatte: die Familie, die ihr ...
    ... endlich zu dir kommen, Betty!
    ... die Familie, die ihr so sehr fehlte.
    Hörst du, Betty?
    Was war das für eine Stimme, die sie schon seit Jahrzehnten rief?
    Ilyana.
    Ihre leibliche Tochter, die sie mit den Gebrüdern Goratschin gezeugt hatte. Dieses wunderbare und so unglaublich fragile Wesen, von dem seine Väter nie etwas erfahren hatten. Von dem überhaupt nie jemand etwas erfahren hatte.
    Ilyana.
    Betty hatte es nie geschafft, eine auch nur annähernd normale Mutter-Tochter-Beziehung aufzubauen.Tanisha. Irgendwie war dieses dunkelhäutige Mädchen mit den schwarzen Augen und der Stupsnase immer ein Stückchen mehr »ihre Tochter« gewesen.
    Weil Tanisha Khabir ebenfalls eine Mutantin gewesen war?
    Ilyana.
    Eine weitere tragische Episode in Bettys Leben. Aber sie hatte ihr damals auch Kraft und Hoffnung gegeben. Und Liebe.
    Komm schon, Betty!
    Da war sie wieder, diese Stimme. Wieso blieb sie immer gleich?
    Endlich wurde Betty bewusst, dass sie gar nicht einsam war, dass sie keinen Grund hatte, allein zu bleiben und sich von dem hyperenergetischen Chaos zerschneiden und sezieren zu lassen. Sie musste eine Aufgabe erfüllen.
    Also spannte sie sich an, schwamm durch den Psi-Morast zurück ins Freie und jagte in den Ortungsimpulsen wieder in ihren Körper.
    »Hörst du mich, Betty?«
    »Ich höre dich, Eritrea.«
    »Du bist zu dicht am PARALOX-ARSENAL! Die Strahlung wird dich umbringen! Sogar die Silberkugeln können es nicht ausgleichen, geschweige denn, irgendwie noch gezielt manövrieren! Ich kann nicht näher heranfliegen!«
    Als ob sie das nicht wüsste. Gerade eben hatte sie sich in einer zerborstenen Wirklichkeit und in bizarren Zeiteffekten fast verloren. »Natürlich kannst du nicht!«
    »Du musst zurückkommen!«, forderte Eritrea.
    »In meinem Fall ist es etwas anderes.« Da erst sah Betty das Kommunikationshologramm inmitten der silbrigen Schwaden der Pilotensphäre. Ein Wunder, dass es in diesem Chaos stabil blieb.
    Es war, als stünde Eritrea direkt vor ihr. Doch ein Blick durch die Orter zeigte, dass sie mehr als 3000 Kilometer entfernt war. Ein Nichts im All und vor allem in den Silberkugeln. Und doch eine unendlich weite Strecke angesichts des nahen PARALOX-ARSENALS, in einem Gebiet, das in chaotischer Hyperphysik versank.
    Eritreas Mundwinkel zuckten. »Bei dir ist es etwas anders? Warum?«
    Betty sah in den

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