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2598 - Tod einer Superintelligenz

2598 - Tod einer Superintelligenz

Titel: 2598 - Tod einer Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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glitzernden Mond genähert.
    Bettys Silberkugel war keine sieben Millionen Kilometer mehr entfernt und flog in unverändert hohem Tempo weiter.
    Rhodan funkte die Mutantin an, wieder und immer wieder, erhielt aber keine Reaktion, obwohl ihm die Instrumente anzeigten, dass die Funkanrufe von der Kommunikationsanlage der Silberkugel entgegengenommen wurden.
    Weshalb antwortete Betty Toufry nicht?
    *
    Betty Toufry:
    Der Abschied schmerzte, und Bettys Konzentration auf das Hier und Jetzt ließ für einen Augenblick nach. Sie leistete keinen Widerstand mehr und drohte sich erneut in den Verzerrungen der Wirklichkeit zu verlieren, die von dem PARALOX-ARSENAL ausgingen.
    Schon wanderte ihr Bewusstsein wieder auf dem schmalen Grat zersplitternder Zeit und Realität.
    Sie schaute in mehrere Vergangenheiten gleichzeitig, die sich in den Schwaden der Pilotensphäre geisterhaft spiegelten. Gestalten tanzten darin: ihr Vater, der nie übernommen worden war. Eine Betty, die ihren fünfzigsten Geburtstag feierte und auch so aussah.
    Dies war nicht die Realität.
    Es war nie geschehen.
    Sie wusste, was sie sah: Die Wirklichkeit verzerrte sich und brachte Welten mit geringerer Wahrscheinlichkeit ans
    Licht, Universen, die nie entstanden waren.
    In manchen gähnte nur kosmische Leere, in anderen leuchteten gewundene Spiralen im All und Kosmokraten wandelten leibhaftig in den Niederungen.
    »Nein«, sagte Betty.
    Sie riss sich gewaltsam davon los, verscheuchte die Trugbilder.
    Nur der Nebel war da. Und die Wand, die scheinbar einen Blick nach draußen erlaubte. Darauf sah sie Wanderer, eine riesige Schneekugel aus Eis und Tod. Gleißende Hitze aus unendlicher Menge von Psi-Materie strahlte und schmolz das Eis.
    Doch nicht die Scheibenwelt mit der Maschinenstadt kam darunter zum Vorschein, sondern nur ein hünenhafter alter Mann mit weißem Bart, der unter der Hitze schrie. Seine Kleidung entflammte, die Haare verbrannten, einen Augenblick gloste ein wankendes Skelett, dann trieben Aschewolken durch das All.
    »Nein«, sagte Betty ein zweites Mal. Nein, das ist das falsche Bild.
    Das Bild verblasste, und das mondgroße Juwel aus Psi-Materie erschien auf der Sichtwand.
    Wie weit bin ich entfernt?, dachte sie.
    Sofort erhielt sie von der Silberkugel Antwort: 473 Kilometer. Weiterer Annäherungskurs erratisch. Es kann keine gerade Flugbahn eingehalten werden.
    »Betty«, hörte sie.
    Nein, wollte sie zu der irrealen Stimme aus ihrer Vergangenheit sagen, bis sie begriff, dass sie real war. »Perry«, antwortete sie deshalb.
    »Ich versuche schon lange, dich zu erreichen«, sagte Rhodan über Funk.
    »Es gab ... Probleme. Du bist in MIKRU-JON?«
    »Eritrea hat deine Nachricht überbracht. Betty, was ... «
    »Ich brauche dich hier. Wir müssen unsere Schiffe vereinen. Und zum PARALOX-ARSENAL ...«
    Nein!, dachte sie. Doch diesmal aus einem anderen Grund. Sie erkannte ihren verhängnisvollen Fehler.
    »Was ist mit dir, Betty?«
    »Vergiss es. Ich bin da, das reicht. Du aber musst zurück! Weg von hier! Ich habe einen Fehler begangen.«
    »Nein, Betty, was weißt du? Stehst du in Kontakt zu ES?«
    »Geh!«
    »Sag es mir!«
    »Zieh dich zurück!«
    »Niemals! Ich hätte auch ohne deine Aufforderung diesen Weg eingeschlagen. Das PARALOX-ARSENAL ist ...«
    »Du musst umkehren!«, schrie sie. Vor ihrem Mund verwirbelten die Silberschwaden. Ihre Hände zitterten.
    »Du weißt, dass ich das nicht tun kann! Ich habe alles gegeben, um das ARSENAL zu finden, und jetzt müssen wir ... «
    »ES ... «
    Rhodan schwieg eine Sekunde lang, die sich in dem hyperenergetischen Chaos zu einer Ewigkeit dehnte. »Weiter!«
    »Nein. Dies ist ein Weg, auf dem du mir nicht folgen kannst.«
    »Ich werde es aber. Du weißt, dass ich mich noch nie habe abhalten lassen, nur weil etwas unmöglich war.«
    »Ich weiß, Perry. Es gibt keine Chance, also ... «
    »... also nutzen wir sie«, beendete Rhodan den Satz. Ein verrücktes Motto, das vor Jahrhunderten als Parole für das Mutantenkorps im Raum gestanden hatte. Natürlich war es nie offiziell geworden. Es wäre zu albern gewesen. Wer hatte das noch mit Vehemenz vertreten? Ernst Ellert? Oder Perry selbst?
    »Ich werde sie nutzen«, sagte Betty.
    »Ich ebenfalls.«
    »Du kannst nicht.«
    »Warum hast du mich dann gerufen?«
    Weil ich vergessen habe, dass du keine Ritteraura mehr hast. Weil ich zu dumm war. Weil ich dich ein letztes Mal wenigstens hören wollte, um mich von dir zu verabschieden. Such dir etwas davon

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