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2598 - Tod einer Superintelligenz

2598 - Tod einer Superintelligenz

Titel: 2598 - Tod einer Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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VATROX-VAMU Wanderer erreichte, zersplitterte der Riesenrubin in Tausende von Fragmenten. Sie durchbrachen die Kuppel der Kunstwelt, schlugen wie ein Bombenhagel auf die Oberfläche und in die Maschinenstadt ein.
    In der maximalen Vergrößerung der Ortungsanlage wurden sie Zeuge, wie aus den Kratern Wesen stiegen.
    Rhodan kannte diese Wesen.
    »Die Kriegsordonnanzen der Frequenzfolger«, sagte er. Seine Stimme klang blechern. »Oder Nachbildungen davon.«
    Die Wesen nahmen Ambur-Karbush ein, bohrten sich in rasendem Wahn durch den Eispanzer, brachen Brocken um Brocken heraus, schlugen Fenster und Türen ein, eroberten die Gebäude.
    »Wie ein Heuschreckenschwarm, der ein Feld oder einen Baum befällt«, murmelte Diamond.
    Rhodan wollte eingreifen, irgendwie helfen. Aber er sah ein, dass er diesmal nichts unternehmen konnte.
    Er glaubte, tief in sich ein homerisches Gelächter wahrzunehmen, und hoffte, dass er sich täuschte.
    Rhodan wusste nicht, wann er sich zuletzt so hilflos gefühlt hatte.
    »Hört ihr dieses Lachen ebenfalls?«, fragte Mondra.
    Kalte Schauer geisterten über Rhodans Körper. Er hatte sich tatsächlich nicht getäuscht.
    Das homerische Gelächter schwoll an, erfüllte bald die gesamte Zentrale. Lotho Keraete hob beide Hände, presste sie an die metallenen Ohrmuscheln, wollte das furchtbare Geräusch nicht hören.
    Das Gelächter ging über in einen einzigen, lang anhaltenden Schrei.
    Betty Toufry hatte im Augenblick des Todes nicht geschrien. Jedenfalls hatte Rhodan keinen Schrei gehört.
    ES aber schrie.
    *
    Lloyd/Tschubai:
    Das Konzept stimmte in den Schrei der Superintelligenz ein.
    Erfolglos hatten Fellmer Lloyd und Ras Tschubai zuvor versucht, die rasenden Avatare VATROX-VAMUS an ihrem Tun zu hindern.
    Erfolglos, wie ihre gesamte Mission als Konzept Lloyd/Tschubai. Nun starb ES und es gab niemanden, der dies verhindern konnte.
    Aus Milliarden Bewusstseinen kam dieser furchtbarste aller Schreie. Er dauerte an, eine scheinbare Ewigkeit.
    Dann verstummte er, wie abgeschnitten.
    Alles endete.
    *
    Perry Rhodan:
    Mit offenem Mund starrte der Unsterbliche auf das Bild der torkelnden Scheibenwelt Wanderer.
    Wo blieb das beruhigende Gelächter des Alten, das anzeigte, dass alles nur ein verrückter Plan dieser Superintelligenz gewesen war, mit dem sie VATROX- VAMU in Sicherheit wiegen und dann vernichten würde?
    Es muss ganz einfach kommen!
    Rhodan wartete. Er fühlte das Zittern von Mondras Hand, das vielleicht auch nur sein eigenes Zittern war.
    Das Gelächter - es kam nicht.
    Stille.
    Grausame Stille.
    ES war tot.
    Die Superintelligenz war bereits so schwach gewesen, dass sie sich gegen den Angriff einer evolutionsmäßig viel tiefer stehenden Entität nicht zu verteidigen wusste.
    Wie auch immer der Plan von ES ausgesehen haben mochte - er war katastrophal gescheitert.
    »Oh nein!«, stieß Mondra hervor.
    Aus den Kratern und Löchern, aus den Fenstern und Türen kletterten die Kriegsordonnanzen, verwandelten sich in rubinrote Splitter zurück, stiegen auf und vereinigten sich wieder in VATROX- VAMUS Schlachtschiff-Avatar.
    Wanderer wurde durchscheinend, drohte sich aufzulösen, im Nichts zu verpuffen.
    Rhodan blickte auf das Bild der torkelnden Kunstwelt.
    In diesem Moment fühlte er gar nichts mehr.

Epilog
     
    Weshalb leben wir noch?, fragte Fellmer Lloyd.
    Ich weiß es nicht, antwortete Ras Tschubai.
    Sie erhoben sich. Vor ihren Augen: ein Bild des Schreckens. Das einstmals so stolze Ambur-Karbush glich einem Kriegsschauplatz. Die Angreifer hatten ganze Arbeit geleistet.
    In der unmittelbaren Nähe erklang ein Geräusch, als wäre ein dünnes Stück Holz zu Boden gefallen.
    Mit mechanischen Schritten ging Lloyd/Tschubai darauf zu. Ein altertümlicher Gehstock lag auf dem eisigen Boden.
    Sie hoben ihn auf. Er war alt und abgegriffen. Und eiskalt.
    Lloyd/Tschubai zuckte zusammen, als die Gebäude, die gesamte Kunstwelt plötzlich an Konsistenz verlor, durchscheinend wurde.
    Wanderer kann ohne ES nicht existieren, stieß Ras aus.
    Aber wir auch nicht!, gab Fellmer zurück.
    Was wissen wir schon. Nur, weil wir Teil von ES gewesen waren ...
    Die Kunstwelt verschwand.
    Und das Konzept fand sich im Innern MIKRU-JONS wieder. Instinktiv blickte es auf seine Hände.
    Der Gehstock löste sich auf, verwehte als feiner Nebelstreif.
    Schau, sagte Fellmer.
    In einer undeutlich spiegelnden Verkleidung eines Antriebsmoduls sahen sie zwei Spiegelbilder.
    Ras Tschubai.
    Und Fellmer Lloyd.
     
     
    ENDE

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