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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hörte, sprang er auf und rief: „Zwei weiße Reiter, welche arabisch sprechen? Sie wollen uns verraten? Sie müssen unser sein! Kann man sie sehen, ohne von ihnen bemerkt zu werden?“
    „Ja, Herr. Wenn du willst, so werde ich dich führen“, antwortete derjenige, welcher die beiden belauscht hatte.
    „Du wirst mir die Stelle zeigen. Wenn wir sie auf das hohe Ufer lassen, finden sie vielleicht Zeit, uns zu entfliehen, oder sie verteidigen sich und töten einige von uns. Darum werden wir sie lieber überfallen, wenn der Platz, an welchem sie sich befinden, es erlaubt. Nehmt Stricke mit!“
    Er wählte ein Dutzend seiner gewandtesten Leute und begab sich mit ihnen nach dem Chor. Vom Rand desselben vorsichtig hinablugend, musterte er die Stelle. Die Personen konnte er nicht sehen, da sie hinter dem Ambag saßen.
    „Es ist nicht schwer, sie zu beschleichen“, entschied er. „Macht euch leise hinter sie und fallt über sie her, so daß sie keine Zeit zur Gegenwehr finden! Gelingt es, so schenke ich euch den Betrag eines kräftigen Sklaven. Mißrät es aber, so wird derjenige, welcher daran schuld ist, erschossen. Vorwärts!“
    Er sah zu, wie die Asaker einzeln hinabglitten und sich dann hinter dem Busch sammelten. Als der letzte von ihnen dort angelangt war, brachen sie hervor und fielen über die beiden auf das äußerste überraschten Männer her. Es gab ein kurzes Ringen und Durcheinander von schreienden Stimmen – der Überfall war gelungen. Abd el Mot kehrte nach dem Maijeh zurück und setzte sich wieder unter der Talha nieder. Seine Leute versammelten sich um ihn.
    „Die Hunde haben uns verraten wollen“, sagte er. „Sie müssen sterben, und zwar augenblicklich, wer sie auch sein mögen!“
    Nach wenigen Minuten brachten die Asaker die Gefangenen geführt; sie hatten denselben die Ellbogen auf den Rücken geschnürt. Zwei Soldaten leiteten die Kamele hinterher.
    Schwarz befand sich in einem eigentümlichen traumhaften Zustand, der Elefantenjäger ebenso. Das Unglück war so plötzlich und unerwartet über sie gekommen, daß es ihnen fast unmöglich war, ihre Gefangenschaft für Wirklichkeit zu halten. Aus den triumphierenden Worten, welche die Asaker einander zuriefen, ersahen sie, daß Abd el Mot hier sei und daß sie zu ihm geführt werden sollten.
    „Wir wissen nichts“, raunte der Araber dem Deutschen zu. „Laß nur mich sprechen!“
    Er verzweifelte nicht. Er hatte in noch größeren Gefahren immer Rettung gefunden und hielt die gegenwärtige keineswegs für groß. Was hätten die Sklavenjäger für Gründe haben können, zwei ihnen unbekannte Weiße zu ermorden. Daß sein und seines Gefährten Gespräch belauscht worden war, daran dachte er nicht. Übrigens sollte es noch ganz anders kommen. Er stand, ohne es zu ahnen, vor dem Augenblick, nach welchem er sich seit fünfzehn Jahren gesehnt hatte; freilich aber war die Situation gerade umgekehrt, als er sie sich stets vorgestellt hatte.
    Vom Chor bis zu der Maijeh war es gar nicht weit. Die beiden wurden von den Soldaten in rohester Weise vorwärts gestoßen und geschoben; sie nahmen das ruhig hin in dem Glauben, daß es nur einer ernsten Vorstellung bei dem Anführer bedürfe, um der Fesseln entledigt zu werden. Beide waren gespannt auf die Person desselben. Sie hatten so viel von ihm gesprochen; nun sollten sie ihn auch zu sehen bekommen.
    Jetzt standen sie vor ihm. Die Menschenjäger drängten sich rundum heran, um zu hören, was gesprochen werde.
    „Herr“, begann der Elefantenjäger in stolzem Ton, „wie kommt es, daß deine Leute – – –“
    Er hielt mitten in dem angefangenen Satz inne. Sein Mund blieb offen, und seine Augen vergrößerten sich. Seine Gestalt und seine Glieder schienen die Fähigkeit jedweder Bewegung verloren zu haben. Er stand da, ein Bild starren Entsetzens.
    Abd el Mot war, als der Gefangene zu sprechen begann, auch vor Schreck aufgesprungen; aber sein Schreck schien ein freudiger zu sein, denn seine Augen leuchteten auf; seine Wangen röteten sich, und sein Gesicht nahm den Ausdruck des Entzückens an.
    „Der Emir!“ rief er, nein, sondern er schrie es förmlich überlaut. „Barak el Kasi, der Emir von Kenadem!“
    „Ebrid Ben Lafsa, der Sklavenhändler!“ stieß der Araber hervor.
    „Ja, der bin ich!“ jubelte Abd el Mot. „Ich bin Ebrid Ben Lafsa. Erkennst du mich, du Hundesohn, du Enkel aller Hunde?“
    „E – – – brid – – – Ben – – – Laf – – – sa!“

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