Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
papyrifera verliehen hat. Die dünnen Zweige trugen eine Menge kunstvoller Nester, welche von zahlreichen Orangewebervögeln bevölkert waren. Auf der Sohle des breiten Flußbettes stand ein fast undurchdringliches Dickicht von Ambag, welcher Strauch in der heißen Jahreszeit bis auf die Wurzel abzusterben und während oder nach der Überschwemmung sich zu erneuern pflegt. Diese Büsche standen noch, weil es an diesem Ort zurückgebliebenes Wasser gab. Man ersah aus der deutlichen Fährte, daß die Sklavenjäger am diesseitigen Ufer hinab, an diesem Wasser vorüber und jenseits wieder hinaufgegangen waren, ohne anzuhalten und ihre Tiere zu tränken.
    „Ich begreife nicht, warum sie das nicht taten“, sagte Bala Ibn. „Unsre Kamele sind jedenfalls müder als die ihrigen, und wir müssen ihnen hier eine kurze Ruhe gönnen.“
    Die beiden stiegen ab und leiteten ihre Tiere die Stellung hinunter bis an das Wasser. Dort setzten sie sich an einem Busch nieder, welcher von dichten Cissuswinden durchschlungen war. Während sie ihre Tiere trinken und dann an den Sträuchern knuspern ließen, sprachen sie über die Absicht ihres gegenwärtigen Rittes miteinander, und zwar nicht in leisem Ton. Sie glaubten sich vollständig allein, befanden sich dabei aber leider im Irrtum.
    Auf der Höhe des andern Ufers stand ein Schedr es simm, an dessen Stamm zwei Männer gesessen hatten. Die Euphorbie war von ihnen angebohrt worden, und der Saft tropfte in ein untergestelltes Trinkgefäß. Beide waren Neger, nur mit dem Schurz bekleidet; aber ihre Bewaffnung, welche aus Messer und Flinte bestand, bezeichnete sie als Asaker (Soldaten), die zu Abd el Mot gehörten.
    Schwarz und der Araber ahnten, als sie sich dem Regenbett näherten, nicht, daß sie sich ganz in der Nähe der Sklavenjäger befanden. Sie hatten nicht sehen können, daß es jenseits des Chors einen Maijeh gab, dessen Wasser der Entstehung eines kleinen Waldes günstig gewesen war. In diesem letzteren hatte Abd el Mot, welcher die Gegend von früher her kannte, sein Lager aufgeschlagen. Er hatte nicht die Absicht, das Dorf in der von dem Elefantenjäger beschriebenen Weise zu überfallen. Er sandte weder Kundschafter noch Posten aus, sondern er wollte mit allen seinen Leuten hier bis gegen Abend versteckt bleiben, um dann im Schutz der Nacht den Rest des Marsches zu unternehmen.
    Beim Passieren des Regenbetts hatte einer der Asaker die Euphorbie gesehen und war dann mit einem seiner Kameraden zurückgekehrt, um sich in den Besitz des Saftes zu setzen, mit welchem man Messer, Lanzen und Pfeile zu vergiften pflegt. Während diese beiden Männer mit dieser Arbeit beschäftigt waren, erblickten sie zu ihrem Erstaunen die zwei Reiter, welche auf ihren müden Kamelen sich langsam dem Chor näherten.
    „Zwei Weiße!“ sagte der eine. „Wer sind sie, und was können sie hier nur wollen?“
    „Zu uns gehören sie nicht“, antwortete der andre. „Bleib ruhig hinter dem Stamm sitzen, damit sie uns nicht sehen. Wohin können sie anders wollen als nach Ombula? Abd el Mot darf sie nicht vorüber lassen. Er wird sie kommen sehen und anhalten. Wir müssen hier verborgen bleiben, damit sie nicht vor der Zeit bemerken, daß sich die Ghasuah hier befindet.“
    Hinter dem Giftbaum versteckt, sahen sie, daß die beiden Fremden das Flußbett nicht sofort durchquerten, sondern sich unten am Wasser niedersetzten.
    „Das ist gut“, flüsterte der erste. „Sie sitzen hinter dem Ambag, durch dessen Zweige sie nicht sehen können. Wir werden erfahren, wer sie sind und was sie in dieser Gegend wollen. Bleib hier und mach kein Geräusch! Ich schleiche mich hinab an den Busch, um zu hören, was sie sprechen.“
    Der Schwarze huschte schlangengleich am Ufer hinab und erreichte den Ambag, ohne von Schwarz und dessen Gefährten bemerkt worden zu sein. Dort niedergekauert, lauschte er ihren Worten; dann kam er zu seinem Kameraden zurückgekrochen und sagte: „Wer und woher sie sind, das habe ich nicht erfahren; sie sprachen nicht davon. Aber was sie wollen, das weiß ich. Sie wissen, daß wir nach Ombula gehen, um Sklaven zu machen und wollen vor uns hin, die Belanda zu warnen. Komm schnell fort! Wir müssen das Abd el Mot berichten.“
    Sie eilten fort, dem Maijeh zu, und meldeten Abd el Mot, was sie gesehen hatten. Er saß unter einer hohen Talha, seine Unteroffiziere neben sich. Weiterhin standen, saßen oder lagen die andern Leute bei ihren angebundenen Tieren. Als er die unerwartete Meldung

Weitere Kostenlose Bücher