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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche ebenso wie er noch unverletzt waren, weil sie bei ihm gestanden hatten, wohin niemand eine Kugel gerichtet hatte, da man ihn lebend haben wollte. „Kommt mit mir in die Kajüte!“
    Das Gefecht war keineswegs zu Ende. Zwar schwiegen die beiden Kanonen, weil sie keinen Erfolg mehr haben konnten, da die Nuehr sich versteckt hatten; aber diese sandten ihre Pfeile noch immer aus dem Verborgenen hervor, und wenn einer von ihnen einmal seinen Kopf oder einen sonstigen Körperteil sehen ließ, so flogen gleich von allen Seiten die Kugeln der Asaker nach der betreffenden Stelle.
    Vor allen Dingen kam es darauf an, die Nuehr nicht in die Boote zu lassen, eine Aufgabe, welche gar keine Schwierigkeit bot. Sie mußten die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage einsehen und sich baldigst mit den beiden Schiffen und Abu el Mot ergeben.
    Dieser wußte nur zu gut, was seiner wartete. Er mußte fliehen, und zwar so schnell wie möglich, denn er sah, daß ihm nur noch Minuten dazu vergönnt seien.
    Die Kajüte, das heißt der verdeckte Raum im Hinterteil des Schiffes, hatte, als er das letztere mietete, der Raïs nicht hergeben sollen; darum war ganz vorn am Bug für Abu el Mot ein Bretterverschlag errichtet worden, den er während der Fahrt mit den Homr geteilt hatte. Nach diesem führte er sie jetzt.
    Als sie dort eingetreten waren, riegelte er die Tür hinter sich zu und sagte: „Wir müssen fort und dürfen die Nuehr nichts davon wissen lassen, sonst drängen sie sich herbei, leiten die Aufmerksamkeit der Feinde auf uns und machen uns das Fortkommen zur Unmöglichkeit.“
    „Ja, wir müssen schnell fort“, antwortete einer der Homr. „Aber wie? Ich sehe keinen Weg zur Flucht.“
    „Aber ich kennen einen, den einzigen, den es gibt. Habt ihr vergessen, daß eins unsrer Boote hier am Vorderteil hängt? Der Feind kann es nicht sehen, weil auf dieser Seite unser Noqer liegt und es sich so seinem Blick entzieht.“
    „Ich weiß, daß es sich hier befindet; aber wir können doch nicht hinein. Sobald wir über Bord wollen, schießt man uns weg.“
    „Wir gehen eben nicht über Bord. Haben wir nicht einen Kadduhm, ein Balta und auch eine Firra'a hier? Die Seiten des Sandal bestehen über dem Wasser aus dünnem Holz und sind leicht zu durchbrechen. Kein Mensch wird uns in das Boot steigen sehen.“
    „Aber dann, wenn wir davonrudern, sehen und fangen sie uns!“
    „Nein. Du hast gesehen, daß der Schnabel des Sandal in das Schilf ragt, gerade da, wo der schmale offene Kanal durch dasselbe führt. Dorthin fliehen wir. Haltet eure Sachen bereit; denn es muß sehr schnell gehen! Und nun greift zu den Beilen!“
    Er selbst nahm die Axt und schlug gegen das dünne Holz, daß es schon bei dem zweiten Hieb nachgab. Zwei Homr halfen mit den Beilen, und in Zeit von nicht viel mehr als einer Minute war eine Öffnung entstanden, groß genug, einen Mann hindurchzulassen. Sie lag nahe oberhalb der Wasserlinie.
    Abu el Mot bog sich hinaus, ergriff den Strick, an welchem das Boot hing, und zog es heran. Er stieg hinaus; ein andrer folgte ihm. Die übrigen vier reichten erst ihre Sachen hinaus, welche sie nicht zurücklassen mochten, und kamen dann nach.
    Das Boot war ein sechsruderiges. Es wurde losgebunden; die Homr ergriffen die Ruder und schoben sich langsam nach vorn, zwischen der Schiffswand und dem Schilf hindurch, bis sie sich im freien Wasser befanden. Abu el Mot hatte sich an das Steuer gesetzt, um das Boot zu lenken.
    „Bis jetzt ging alles gut“, sagte er. „Aber nun kommt die Gefahr. Sobald wir hier vom Sandal abstoßen und durch den offenen Kanal fahren, wird man uns von der Dahabiëh aus sehen und auf uns schießen. Legt euch also so kräftig wie möglich an die Riemen, damit wir schnell aus dem Bereich ihrer Kugeln kommen. Jetzt vorwärts! Allah beschütze uns und verderbe unsre Feinde!“
    Die Homr senkten die Ruder in das Wasser, zogen an, und das Boot flog vom Bug des Sandal ab in den Kanal hinein.
    Infolge der Schüsse, welche noch von allen Seiten fielen, hatten die Nuehr, welche sich im Sandal befanden, das Geräusch der Axt- und Beilhiebe nicht gehört oder nicht beachtet. Sie ahnten nicht, daß sie von ihrem Anführer treulos verlassen werden sollten. Sie wurden darauf, daß er sie ihrem Schicksal überließ, erst durch die Stimme Schwarzens aufmerksam gemacht.
    Dieser war hinauf zur Drehbasse gestiegen, um durch einige Vollkugeln die feindlichen Schiffe leck zu schießen und dadurch die Bemannung zur Übergabe zu

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